Angespannte Lage in Dresden Höchste Sicherheitsstufe am Tag der deutschen Einheit

Hunderttausende werden zu den Einheitsfeiern in Dresden erwartet, am Montag auch der Bundespräsident und die Kanzlerin. Es gilt die höchste Sicherheitsstufe. Unterdessen planen politisch Extreme beider Lager Proteste.

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Nach dem Sprengstoffanschlag auf eine Moschee in Dresden haben die Ermittlungsbehörden am Freitag Fotos und ein Video von einem mutmaßlichen Täter veröffentlicht. Quelle: dpa

Dresden Nach den Sprengstoffanschlägen Anfang der Woche und dem Fund einer Bombenattrappe in Dresden ist die Sicherheitslage vor Beginn der Einheitsfeiern angespannt. Am Freitag veröffentlichte die Polizei im Zusammenhang mit dem Anschlag auf eine Moschee vom Montag Fotos und ein Video von einem mutmaßlichen Täter. Ein angeblich linkes Bekennerschreiben, das zwischenzeitlich für Verwirrung gesorgt hatte, entpuppte sich dagegen als Fälschung.

„Nach derzeitigem Erkenntnisstand handelt es sich um ein Fake“, sagte Sprecher Wolfgang Klein von der Generalstaatsanwaltschaft. Dies habe die Auswertung des Schreibens anhand von Formulierungen und Wortwahl ergeben. Wer dahinter stecke, sei noch nicht bekannt.

Die Fahndungsfotos und das Video zeigen eine schlanke und mit hellblauer Jacke bekleidete Person, die einen Motorradhelm mit offenem Visier und einen Rucksack trägt und rauchend auf einem Bürgersteig entlangläuft. Das Gesicht ist nicht zu erkennen. Der Verdächtige habe sich über längere Zeit im Bereich der Moschee aufgehalten, teilten Generalstaatsanwaltschaft und Operatives Abwehrzentrum mit.

Am Montagabend waren innerhalb kurzer Zeit zwei Sprengsätze vor der Tür einer Moschee und auf der Terrasse des Kongresszentrums explodiert, wo am Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober der Empfang des Bundespräsidenten ausgerichtet wird. Verletzt wurde niemand. Am Donnerstag wurde eine Bombenattrappe entdeckt.

Ob der Fund mit den Sprengstoffanschlägen in Zusammenhang stehe, könne ebenfalls noch nicht gesagt werden. „Das ist noch Gegenstand der Ermittlungen“, sagte Klein. Alle verfügbaren Ressourcen seien „gerade mit Blick auf die anstehenden Feierlichkeiten“ im Einsatz.

„Die Bombenattrappe war so arrangiert, dass sie von demjenigen, der sie findet, für eine Bombe gehalten werden musste“, sagte er. Nach dem Fund an der Marienbrücke hatte die Polizei auch andere Brücken und Gebäude in der Stadt kontrolliert. Weitere Funde habe es nicht gegeben, sagte eine Polizeisprecherin. Man sei aber weiter „sensibilisiert“.


Rechts- und Linksradikale planen Proteste

Schon nach den Anschlägen vom Montag waren die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt verschärft worden. Die Feiern zum Tag der Deutschen Einheit beginnen am Samstag. Am Montag werden auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Dresden erwartet.

Das Einheitsfest wird nach den Terrorattacken von Paris, Nizza, Brüssel und der Gewalttat von München so gut geschützt wie noch nie. Die Innenstadt ist komplett gesperrt. 2600 Beamte sind in Uniform oder zivil unterwegs. 1400 schwere Betonsteine sollen ein Attentat wie das im Juli in Nizza verhindern.

Ein linkes Bündnis hat angekündigt, die Feiern zu stören. Neben einer Demonstration am Sonntag seien auch „dezentrale Proteste“ bei den Feiern am Montag geplant, kündigte „Solidarity without limits“ an. Die Gruppe, die sich selbst als linksradikal bezeichnet, wendet sich unter anderem gegen den erstarkenden Nationalismus und Rassismus.

Auch die fremden- und islamfeindlichen „Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) und das inzwischen mit ihnen verfeindete Bündnis „Festung Europa“ haben für Montag Kundgebungen und Proteste in Dresden angekündigt.

Unterdessen melden die Hoteliers erste Stornierungen. Der Sprecher der Dresdner Hotel Allianz, Thomas Gaier, sieht die bundesweite Berichterstattung über die Anschläge als Grund. Rund ein Viertel der Allianz-Mitglieder hätten in einer Umfrage von Stornierungen berichtet - „durchaus mit Ausschlägen“. Genaue Zahlen nannte Gaier nicht. Sie seien „aber nicht so stark wie befürchtet“.

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