Anschlagsgefahr Wie Veranstalter mit der Terrorgefahr umgehen

Mit einer Bombe in einem Rucksack sprengt sich der Attentäter von Ansbach vor einem Konzert in die Luft. Die Gewalttat schürt Ängste und Unsicherheiten – gerade rund um Großveranstaltungen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein Besucher zeigt die sogenannte Metal-Hand während des Heavy-Metal-Festivals Wacken Open Air. Quelle: dpa

Wie schützt man 75.000 Menschen vor einem Terroranschlag? Vor der schwierigen Aufgabe stehen die Organisatoren des größten Heavy-Metal-Festivals der Welt in Wacken. Kommende Woche werden Zehntausende in das 1800-Seelen-Dorf in Schleswig-Holstein strömen – die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

Auf einer Fläche so groß wie 270 Fußballfelder stampfen Monteure derzeit eine Zeltstadt aus dem Boden. Doch selten war das Thema Sicherheit rund um Konzerte, Festivals und Volksfeste in Deutschland so brisant wie derzeit – nach dem Anschlag von Ansbach.

„Für die Sicherheit werden wir ein Maximum an Kontrollen durchführen“, sagt Helge Staack, Leiter des „Wacken Open Air 2016“. Unter anderem werden Rucksäcke und Taschen in diesem Jahr auf dem Festivalgelände verboten. Denn in einem Rucksack war die Bombe im bayerischen Ansbach versteckt – zusammen mit scharfkantigen Metallteilen. Ein 27-Jähriger verletzte damit 15 Menschen. Der Täter hatte Ermittlern zufolge versucht, auf das Konzertgelände zu gelangen – hatte aber zum Glück keine Eintrittskarte.

Definitionen und Zusammenhänge

Der Anschlag sowie die Gewalttaten von München und Würzburg haben eine neue Sicherheitsdebatte in Deutschland ausgelöst – vor allem bei Großveranstaltungen. Die Innenminister von Bund und Ländern verständigten sich bereits am Tag nach dem Anschlag auf eine erhöhte Polizeipräsenz bei bestimmten Veranstaltungen. Zudem sollten Veranstalter prüfen, wie sie Konzepte optimieren und gegebenenfalls zusätzliche Maßnahmen ergreifen können, hieß es.

Auch andere Veranstalter überprüfen ihre Sicherheitskonzepte

Nicht nur die „Wacken“-Organisatoren reagierten sofort. Live Nation GmbH will bei ihren Events laut Geschäftsführer Marek Lieberberg künftig zusätzliche Einlasskontrollen durchführen. Die Agentur veranstaltet unter anderem Popkonzerte – Rihanna, Beyoncé und Sting stehen demnächst auf ihren Bühnen.

Auch das Sicherheitskonzept des größten Volksfests der Welt soll nun überprüft werden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte für das Oktoberfest eine starke Polizeipräsenz an. Ein mögliches Rucksackverbot brachte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ins Gespräch.

Doch Politikern und Organisatoren ist klar: Eine absolute Sicherheit bei Großevents gibt es nicht. „Wir versuchen, unsere Veranstaltungen so gut abzusichern, wie es möglich ist“, sagt der Chef des Veranstalters FKP Scorpio, Folkert Koopmans, dem „Hamburger Abendblatt“.

Das Unternehmen organisiert unter anderem Festivals wie Hurricane, Southside, Chiemsee Summer und Rolling Stone Weekender. Bei jedem Festival seien Polizisten auf dem Gelände, „bei großen Festivals eine Hundertschaft und mehr“. Aber: „Ein Restrisiko bleibt.“

„Mit unseren Sicherheitskonzepten, den Absprachen mit den zuständigen Sicherheitsorganen, sind wir so gut vorbereitet, wie man auf so eine Veranstaltung vorbereitet sein kann“, sagt Staack, während um ihn herum das „Wacken Open Air“ entsteht. Seit Jahren sorgten sie für den höchstmöglichen Schutz. Doch auch er weiß: „Eine hundertprozentige Sicherheit kann man nicht garantieren. Die gibt es nirgendwo.“

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%