Die Rede ist ein deutliches Zeichen dafür, wie der Vormann der Grünen, der freilich noch eine Urwahl um die Spitzenkandidatur zur Bundestagswahl bestehen muss, seine Partei in Richtung Regierung trimmt. Er präsentiert sich als kühlen Analytiker, der im Ernstfall in der Regierung sparsam mit Geld umginge. Die Grünen als bessere Marktwirtschaftler. Dabei doziert er eher vor seinem Publikum, als mit ihm zu sprechen.
Er rechnet durch, warum die Energiewende seiner Ansicht nach zurzeit stottert. Zuviel erneuerbare Energie? Nein, eine Abwehrschlacht der etablierten Erzeuger um Marktanteile. Zu wenig neue Stromtrassen? „Das liegt nicht daran, dass Froschschützer im Wattenmeer sitzen.“ Der Netzbetreiber Tennet habe schlicht sein ganzes Geld aufgebraucht und könne deshalb nicht bauen. Die Energiewende als Kostenfaktor für die Industrie? Insgesamt stimme das nicht, sie schaffe neue Arbeitsplätze und sorge gar für sinkende Preise an der Strombörse. Wer ist dann schuld? Für Trittin ist das die Regierung: „Ich sage das böse Wort: Marktmanipulation.“ Die schwarz-gelbe Koalition habe zu viele Betriebe von den Umlagen zur Energiewende ausgenommen und dadurch die Kosten für die übrigen aufgebläht.
Kein Mitleid für Griechenland
Auch beim Euro hält Trittin seine Tonart durch, dass er fürs Sparen und ehrbare Wirtschaften eintrete. „Griechenland soll man nicht aus Mitleid retten.“ Gehe das Land pleite, werde es aber auch für Unternehmen teuer. „Solch einen Kostenschub kriegt keine Gewerkschaft hin.“ Trotzdem müsse gespart, künftige Krisen durch harte Regeln und Kontrollen vermieden und die Verschuldung auch des deutschen Staates gesenkt werden.
Dann verblüfft Trittin sein Publikum noch ein bisschen. Die Grünen wollten Subventionen im großen Stil abbauen und eine moderate Vermögensabgabe für Mehfachmillionäre zum Abbau alter Schulden nutzen. Der Rad fahrende Fraktionschef, der keinen Führerschein hat, verkündet schließlich: „Wir waren immer stolz auf unsere Infrastruktur.“ Doch nun müsse dringend Geld für Beton und Teer her. „Wir können ja nicht mal mehr Straßen und Brücken erneuern.“
Am Ende erntet Trittin Applaus, der es fast mit dem seines Vorredner Rainer Brüderle aufnehmen kann.