Nürnberg Dank des auslaufenden Frühjahrsaufaufschwungs ist die Zahl der Jobsucher nach Experteneinschätzung im Juni weiter kräftig gesunken. Volkswirte deutscher Großbanken rechnen für den zu Ende gehenden Monat mit rund 2,443 Millionen Erwerbslosen in Deutschland. Das wären rund 55.000 Jobsucher weniger als im Mai und etwa 160.000 weniger als vor einem Jahr. Selbst nach Abzug saisonaler Schwankungen sei die Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vormonat um 10.000 bis 15.000 gesunken.
Im Juni läuft in der Regel die Frühjahrsbelebung aus, bevor mit dem Sommerloch die Erwerbslosigkeit wieder steigt. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlicht die offiziellen Arbeitslosenzahlen an diesem Freitag.
Die guten Exportaussichten seien ein Turbo für die deutsche Konjunktur, sind sich die Fachleute einig. Vor allem die Industrie profitiere zunehmend vom wirtschaftlichen Aufschwung in der Europäischen Union, aber auch von der verstärkten Nachfrage nach deutschen Produkten in China und den USA. Selbst in den meisten Schwellenländern wie Russland und Argentinien laufe es wieder besser.
Die meisten Ökonomen sind überzeugt, dass sich der nun schon länger andauernde Aufschwung fortsetzt. Angesichts der guten Konjunkturdaten rechnen die Volkswirte auch weiter mit einem Job-Aufschwung. „Der Arbeitsmarkt ist weiter robust - und zugleich ein Treiber für die Konjunktur“, sagte etwa Stefan Schneider von der Deutschen Bank. Nach Prognose der meisten Ökonomen dürfte die Flüchtlings-Arbeitslosigkeit erst im kommenden Jahr spürbar werden.
Nach Beobachtungen von KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner wird inzwischen auch immer deutlicher die Kehrseite des Jobbooms offenbar: „Nahezu bundesweit herrscht ein Mangel an Fachkräften in Engpassberufen.“ Dazu zählten Pflegekräfte, Ärzte, Bauhandwerker und IT-Experten.
Wie gut die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist, zeigt nach Ansicht der BA auch die weiter große Nachfrage nach Arbeitskräften. Sie verweist dabei auf ihren monatlich ermittelten Stellenindex BA-X. Der stieg im Juni im Vergleich zum Vormonat auf 235 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr lag er 19 Punkte höher. Die meisten Mitarbeiter würden derzeit im verarbeitenden Gewerbe, im Handel, in anspruchsvollen Unternehmensdienstleistungen sowie im Baugewerbe gesucht. Auch in der Zeitarbeit steige der Personalbedarf weiter.