Ziel Ihrer Arbeit ist es, die digitale Welt sicherer zu machen. Tatsächlich nehmen die Bedrohungen zu. Was machen Sie falsch?
Das ist die falsche Frage. Wir sind nicht die Institution, deren Aufgabe es ist, alle Verschlüsselungs- und Sicherheitsthemen der Wirtschaft festzulegen. Wir haben die Aufgabe, die Kommunikation des Bundes und der angeschlossenen Behörden sicherer zu machen. Und dort ist die Lage nicht schlimmer geworden. Die Angriffe auf das Regierungsnetz haben zwar zugenommen. Aber bisher haben wir die Tore geschlossen und sauber gehalten. Das war und ist nicht ganz einfach. Aber es gelingt.
Also betreiben die Unternehmen, die Opfer eines Angriffs werden, schlicht nicht genug Aufwand?
IT-Sicherheit kostet Geld und ist sehr mühselig. Aber Investitionen in die IT-Sicherheit sind Investitionen in den Geschäftserfolg. Wir fokussieren uns auf die Sicherheit, die Wirtschaft dagegen mehr auf die leichte Anwendbarkeit. Die Bundesregierung könnte ähnlich hohe Sicherheitsstandards per Gesetz anordnen. Aber das Innovationstempo rund um die Vernetzung ist so hoch, dass der Gesetzgeber immer hinterherhinken würde. Deshalb empfehlen wir Mindestanforderungen, die Unternehmen dabei helfen, für angemessene Cybersicherheit zu sorgen. Wie viele Feuerlöscher haben Sie in Ihrem Büro? Wahrscheinlich genau die Anzahl, die gesetzlich vorgeschrieben ist.
Brauchen wir nicht in Wirklichkeit vor allem eine IT-Elitetruppe, die bei Hackerangriffen reagiert?
Das Bundesinnenministerium überarbeitet gerade die Cybersicherheitsstrategie der Bundesregierung. Eine der Überlegungen ist, genau solche schnellen Eingreiftruppen im BSI aufzubauen, die bei IT-Sicherheitsvorfällen in der Bundesverwaltung tätig werden können. Legt heute ein Cyberangriff ein Unternehmen lahm, dann ist es bisher nicht Aufgabe des BSI, Spezialisten loszuschicken. Auf Anforderung, und wenn wir es für relevant erachten, wäre dies eine Option.
Wieso gibt es so eine Truppe nicht schon längst? Bei einem Brand kommt doch auch zuerst die Feuerwehr, bevor die Polizei ermittelt.
Bei besonderen Vorfällen haben wir auch in der Vergangenheit schon vor Ort unterstützt, zum Beispiel im Deutschen Bundestag oder im Krankenhaus in Neuss. Das entscheiden wir von Fall zu Fall. Insbesondere bei komplexen Vorfällen schicken wir gerne Teams, auch um daraus zu lernen. Aber bisher gibt es keinen Rechtsanspruch darauf.