Doch die Länder wollen diesen Vorschlag nicht mittragen, weil der Straßenbau auch einen politischen Wert hat. Zudem gibt es einige Länder mit extrem effizienten Straßenbehörden wie Bayern und Hessen, die ihre Stärken nicht einfach so aus der Hand geben wollen. Unter Führung des renommierten Verkehrsexperten Frank Schmid aus Nordrhein-Westfalen ließen sie deshalb eine Alternative erarbeiten, die auf dem bisherigen Modell aufbaut und auch den Bund überzeugen soll.
„Die vom Bund favorisierte Bundesautobahngesellschaft würde in der Umsetzung mindestens zehn Jahre dauern“, sagt Bodewig. „Unser Konzept wäre in zwei bis drei Jahren realisierbar.“ Grund dafür: Anders als bei Dobrindt wäre bei der Bodewig-Lösung keine Grundgesetzänderung erforderlich, die je eine Zwei-Drittel-Mehrheit in Bundesrat und Bundestag verlangen würde.
„Außerdem“, so Bodewig, „wäre eine zentrale Bundesautobahngesellschaft schnell überfordert, wenn sie neben der Finanzierung auch für den Bau und Betrieb aller Autobahnen in ganz Deutschland zuständig wäre."
Auf der Sondersitzung in der kommenden Woche muss sich Bodewig nun zunächst die Unterstützung der Verkehrsminister der 16 Bundesländer holen. „Ich sehe eine große Chance auf einen einstimmigen 16:0 Beschluss.“ Das würde auch den Druck auf den Bundesverkehrsminister erhöhen. Irgendwie müssten Bund und Länder dann zu einer Einigung kommen, ansonsten bliebe alles beim Alten. Das würde die Ineffizienz im System auf Jahre festschreiben.
Ganz ohne Durchgriff bliebe der Bund auch beim Länder-Konzept nicht. Der Bund bliebe der Besteller der Leistungen. Er würde also weiterhin bestimmen, welche Autobahnen neu gebaut werden sollen. Dies legt er derzeit etwa im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes fest, den der Bundestag noch in diesem Jahr verabschieden soll. Dann würde der Bund mit dem jeweiligen Land einen Vertrag aushandeln, zu welchem Preis und zu welcher Qualität ein Projekt fertig gestellt werden soll.
Das Controlling verbliebe weiterhin in der Obhut des Bundes. Dieser könnte so auch fremde Kapitalgeber wie Versicherungen und Fonds einbinden.
Während Bundesverkehrsminister Dobrindt dem Konzept kritisch gegenüber steht, dürfte zumindest Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) dem Ansinnen der Länder offen gegenüber stehen. Er wäre das leidige Risiko los, das Neubauprojekte von Autobahnen fast immer teurer werden – und der Bund nachträglich die Schatulle öffnen muss.