Azubis Endlich: Frauen erobern besser bezahlte Männerberufe

Am Donnerstag ist wieder „Girls' Day“. Dort sollen Frauen für technische Berufe begeistert werden. Der Erfolg war lange minimal, doch nun festigt sich der Trend: Mädchen interessieren sich zunehmend für Männerberufe.

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Ein Daimler-Mitarbeiter bringt Schülerinnen das Löten bei. Quelle: dpa

Berlin Der Panama-Kanal, eine der größten Baustellen der Welt, wird derzeit massiv ausgebaut – Chefinigenieurin ist Ilya Espino de Marotta. Solche weiblichen Vorbilder gibt es in Deutschland kaum. Seit 15 Jahren mühen sich Politik und Wirtschaft vor allem am „Girls' Day“ – der wieder am 28.April stattfindet - Mädchen für technische Berufe zu begeistern – diesen Donnerstag ist es wieder soweit.
Gebracht hat das bisher kaum etwas. Doch nun scheint Bewegung in die berufliche Emanzipation zu kommen: Rechnet man all die Mini-Veränderungen der letzten Jahre zusammen, zeigt sich: In vier von fünf Männerberufen ist der Anteil der Frauen in der Ausbildung gestiegen. Langsam zwar, aber „der Trend ist unverkennbar“, heißt es in einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB), die dem Handelsblatt vorliegt. Offenbar brauche es „viel Geduld und Zeit“, um Mädchen von der Vorteilen der in der Regel viel besser bezahlten Männerberufe zu überzeugen, sagte BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser. „Die Ergebnisse zeigen aber, dass sich etwas bewegen lässt.“

Als Männerberufe gelten die, in denen mindestens 80 Prozent der Azubis männlich sind. Das sind vor allem die Bau- Metall- und Elektroberufe. Im Schnitt stieg der Anteil der weiblichen Azubis in allen Männerberufen seit 2004 zwar nur um zwei Prozentpunkte in zehn Jahren. Aber unter den 25 häufigsten Berufen gibt es drei, die junge Frauen offenbar besonders ansprechen:
Im Bereich „Maler/-in und Lackierer/-in“ kletterte der Frauenanteil seit 2004 um satte 6,5 Punkte auf fast 16 Prozent , bei den Tischlern stieg er von sieben auf 12 Prozent.
Bei den Bäckern schließlich war der Zuwachs so groß, dass der Frauenanteil 2015 bereits bei 26 Prozent lag. Damit ist der „Bäckerberuf“ nicht mehr ein typischer Männerberuf.

Fortschritte gab es auch bei den Mechatronikern. Dort stieg die Frauenquote immerhin von knapp vier auf gut sieben Prozent der neuen Lehrlinge im Jahr 2015, bei den KFZ-Mechatronikern von gut zwei auf vier Prozent. Und bei den Werkzeugmechanikern von drei auf fast acht Prozent.

Die Autoren der BIBB-Studie gehen davon aus, dass es sich unter den Mädchen herumgesprochen hat, dass sie in Männerberufen mehr Geld verdienen: In der Ausbildung erhalten sie dort im Schnitt 848 Euro monatlich, bei den typischen Frauenberufen sind es nur 724 Euro.

Dazu kommt offenbar der Effekt der kritischen Masse: Auffallend ist jedenfalls, dass der Frauenanteil dort am stärksten stieg, wo es schon vor Jahren mehr Frauen als in anderen männertypischen Berufen gab. „Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass höhere Anteile irgendwann eine Sogwirkung entfalten und sich der Zuwachs junger Frauen im Laufe der Zeit steigert“, schreibt das BIBB-Expertenteam um Lydia Lohmüller.

Der umgekehrte Effekt ist übrigens nicht eingetreten - die jungen Männer interessieren sich auch nicht mehr für typische Frauenberufe als früher. Mit zwei Ausnahmen: Zumindest in den beiden „Frauenberufen“ ‚Justizfachangestellte‘ und ‚Milchwirtschaftliche Laborantin‘ ist der Männeranteil signifikant gestiegen. Das sind vermutlich nicht zufällig just die beiden Frauenberufe, in denen die Vergütung überdurchschnittlich ist.

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