Baulöwe gegen Österreichs Rechtspopulisten "In der FPÖ sind Enkel der Nazis am Ruder"

Der Wiener Baulöwe Hans Peter Haselsteiner kämpft gegen den Präsidentschaftskandidaten der Rechtspopulisten in Österreich – auch wenn es ihn das Geschäft kostet. Ein Gespräch mit dem Unternehmer, der offen Politik macht.

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Österreich: Baulöwe Hans Peter Haselsteiner kämpft gegen den Aufstieg der Rechtspopulisten. Quelle: imago images

Die Österreicher werden kurz vor der Präsidentschaftswahl am 4. Dezember mit martialischen Botschaften vor dem rechtspopulistischen Kandidaten Norbert Hofer von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) gewarnt. In einem Webvideo ist zu sehen, wie Europas Rechtsparteien den Kontinent ins Fadenkreuz nehmen. Die Botschaft des Spots ist kompakt: „Kommt Hofer. Kommt Öxit. Kommt Pleitewelle. Kommt Bauernsterben. Kommt Tourismusflaute. Kommt Arbeitslosigkeit.“ Dabei ist der Spot nur ein Teil einer umfassenden Medienkampagne gegen den Rechtsaußen Hofer.

Initiiert und finanziert wird die Kampagne von dem österreichischen Bauunternehmer und Großaktionär des Baukonzerns Strabag, Hans Peter Haselsteiner. Mit seinem Engagement will Haselsteiner dem Grünen-nahen Hofer-Gegenkandidaten Alexander van der Bellen zum Einzug in die Wiener Hofburg verhelfen. Im Restaurant eines Wiener Privatflughafens erklärte der Baulöwe der WirtschaftsWoche, warum er aktiv in den österreichischen Wahlkampf eingreift und welche Gefahren Rechtspopulismus für die Wirtschaft bedeutet.

WirtschaftsWoche: Herr Haselsteiner, kein Unternehmer in Europa bekämpft den Aufschwung der Rechten so vehement, wie Sie das tun. Was treibt Sie an?

Hans Peter Haselsteiner: Ein staatspolitisches Interesse. Ich möchte in einem Land leben, wo kein Rechtsradikaler Bundespräsident ist. Man muss Farbe bekennen.

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Sehen Sie da ein Defizit in der politischen Debatte?

Wenn man wie ich einen gewissen Grad der Unabhängigkeit erreicht hat und nicht Farbe bekennt, dann sollte man nachlesen: etwa „Geschichte eines Deutschen“ von Sebastian Haffner. Da sieht man, wie eine Gesellschaft eben nicht in der Lage war, sich ausreichend zu artikulieren, einen Widerstand hervorzubringen, und dann in diese Katastrophe der Nazidiktatur geschlittert ist. Es ist eine Schande für unsere Gesellschaft, dass es diese Courage nicht gibt. Alle sind nur noch vorsichtig.

Auch die Wirtschaft? Vermissen Sie den Aufschrei deutscher Unternehmer gegen die AfD?

Die AfD hat bei Weitem nicht diesen braunen Hintergrund wie die FPÖ. Was sie mit der FPÖ gemeinsam hat, ist natürlich die populistische Schiene. Aber sie ist nicht so eindeutig belastet wie die FPÖ, wo mittlerweile schon die Enkel der Nazis am Ruder sind. So wird dieses Gedankengut immer noch weitergegeben. Und es sind immer dieselben Muster. Früher waren es die Juden, und heute sollen eben die Ausländer schuld sein. Es gibt wenig Fortschritt in dieser Partei.

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Sie haben eine Kampagne gegen den österreichischen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer von der FPÖ lanciert. Kritiker werfen Ihnen selbst Populismus vor.

Populisten kann man nur mit Populismus erfolgreich begegnen. Aber von meinen Kritikern möchte ich doch wissen, was unwahr oder erfunden ist. Ist ein Wort falsch oder nicht richtig? Ist ein Bild falsch oder nicht richtig? Wenn man mir das sagen kann, nehme ich es gerne zurück und sage, es war ein Irrtum. Aber in diesem Video und dieser Kampagne ist gar nichts erfunden. Es ist nur zugespitzt.

„Gerade im Straßenbau zählt vorrangig der Preis“

Die FPÖ will Sie verklagen wegen des Videos.

Auf die Klage warte ich – ich würde mich freuen.

Wie viel investieren Sie in die Anti-Hofer-Kampagne?

Es steht ungefähr eine Million Euro zur Verfügung.

Welche Politik ist denn der bessere Schutz vor Rechtspopulisten? Die Politik der Abschottung des österreichischen Außenministers Sebastian Kurz oder die eher offene Politik der deutschen Bundeskanzlerin?

(lange Pause) Die Frage kann ich nicht beantworten, das weiß ich nicht. Interessant finde ich allerdings, dass Frau Merkel nichts mehr zur Außensicherung der Grenzen sagt. Dabei haben am Anfang alle schimpfend auf den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán gezeigt. Und jetzt sind plötzlich alle froh, dass die Balkanroute geschlossen wird. Einige halten sich da eben elegant im Hintergrund und sagen, wir sind die Feinen. Das geht aber nur, weil andere die Drecksarbeit gemacht haben. Mit Duldung, vielleicht sogar mit dankbarer Duldung, vielleicht sogar mit geheimem Applaus der Feinen.

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Der Baukonzern Strabag, an dem Sie große Anteile halten, ist sehr von öffentlichen Aufträgen abhängig. Haben Sie wirtschaftliche Nachteile durch Ihr politisches Engagement?

Natürlich gibt es Reaktionen. Aber das wird die Strabag hoffentlich ohne allzu großen Schaden überleben. Damit müssen meine Kollegen dort leben.

Verliert das Unternehmen Umsätze oder Geschäftspartner durch Ihre Anti-Hofer-Kampagne?

Das wird behauptet, und ich kann natürlich nicht ausschließen, dass der eine oder andere potenzielle kleinere Auftraggeber sagt, dass er mit der Strabag nicht bauen will.

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Wie viele öffentliche Aufträge riskiert die Strabag denn zum Beispiel als Straßenbauer in Ungarn?

Gerade im Straßenbau zählt vorrangig der Preis. Strabag ist an einen harten Wettbewerb gewöhnt. In Ungarn werden wir um die Erhaltung unserer Marktposition auch in Zukunft kämpfen.

Und wenn dadurch die Dividende sinkt, die Strabag-Chef Thomas Birtel für Sie erwirtschaftet?

Die Dividende in diesem Jahr war nicht schlecht – besser als im Vorjahr. Und ich hoffe, 2017 wird sie noch ein bisschen besser.

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