Baustelle Bundeswehr Deutschlands Armee fehlen hunderte Soldaten

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Mehr Frauen für den Dienst gewinnen

Unbesetzte Stellen gebe es indes wie in der zivilen Wirtschaft, sagt Müller. Computerspezialisten seien besonders rar. 2015 konnten deshalb nur rund 250 IT-Feldwebel eingestellt werden – gesucht wurden mehr als 600. Auch der Sanitätsdienst beklage im Bereich der Krankenpflege deutliche personelle Engpässe. 

Eine Hauptgefreite an Bord des Einsatzgruppenversorgers

Immer mehr infrage gestellt wird unterdessen, ob die angestrebte Soll-Zahl von 170.000 überhaupt sinnvoll ist. Zwar sind nur etwas mehr als 3.200 Soldaten in Auslandeinsätze eingebunden, was vor allem mit der geschrumpften Afghanistan-Mission zu tun hat: Statt fast 6.000 sind dort jetzt lediglich 825 Mann stationiert. Trotzdem sind gleichzeitig rund 20.000 Soldaten durch Einsätze, NATO-Verpflichtungen und die Flüchtlingshilfe gebunden. Weitere 30.000 absolvieren Lehrgänge oder Ausbildungen. Da werden Zusatzaufgaben zum qualvollen Kraftakt.

Der Bundeswehrverband, die Interessenvertretung der Streitkräfte-Angehörigen, fordert deshalb 5.000 bis 10.000 Soldaten mehr. Petra Müller weiß jedoch, dass sich die Bewerberzahlen „nicht mehr wesentlich steigern lassen“. Sie will vor allem mehr Frauen für den Dienst gewinnen.

Zurzeit gibt es lediglich 19.284 Soldatinnen, also ein Personalanteil von etwa elf Prozent. „Neue Wege wie eine klare Dienstzeitregelung, Teilzeitarbeit, Telearbeit und Kinderbetreuung am Arbeitsplatz helfen sicherlich dabei, die traditionelle Männerdomäne Bundeswehr weiter aufzubrechen. Wir dürfen eine Schwangerschaft nicht mehr als Problem sehen.“

Außerdem sei die Beratung verbessert worden: Ein sich für seine Wunschlaufbahn als ungeeignet erweisender Bewerber für die Fallschirmjägertruppe zum Beispiel werde nicht mehr einfach abgewiesen, sondern erhalte andere Stellenangebote oder werde in einem Talentpool „für später“ gesammelt – egal ob für eine militärische oder zivile Karriere bei der Bundeswehr. Fast alle Berufsfelder seien in der Bundeswehr vertreten, vom Bürokaufmann über die Mechantronikerin bis hin zum Zahnmedizinischen Fachangestellten.

Verabschiedet habe man sich auch vom Sporttest alter Art: „Es wird nicht mehr geprüft, ob der Bewerber die Anforderungen aktuell erfüllt, sondern ob er diese nach sechs Monaten in der Bundeswehr erreichen kann. Junge Menschen sind schließlich trainierbar.“

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