Wer vom Benzinpreis profitiert
Für Politiker birgt die Analyse Zündstoff und ist Wasser auf die Mühlen des ADAC. Der Automobilclub forderte heute erneut staatliche Eingriffe in die Preispolitik der Ölkonzerne. Laut ADAC-Präsident Peter Meyer ändern sich die Preise an den Tankstationen mehrmals am Tag mit Verschiebungen von bis zu zehn Cent. Hochgerechnet auf den monatlichen Absatz von Superbenzin ergibt sich laut den Berechnungen von Bukold durch die neuen Rekordpreise eine finanzielle Mehrbelastung der Tankstellenkunden von 98 Millionen Euro pro Monat. Die zusätzlichen Gewinne beim Superbenzin seien allerdings nicht an den Tankstellen angefallen, sondern in den Raffinerien, die sich überwiegend in den Händen der großen Mineralölkonzerne befinden – und die entlang der gesamten Wertschöpfung von der Erdölförderung bis zum Tankstellennetz mitverdienen. Die Bruttomarge der Raffinerien für Superbenzin erhöhte sich der Bukold-Studie zufolge aus dem Minusbereich bis auf gut vier Cent je Liter.
Allerdings schwanken die Margen bei den Raffinerien relativ stark. So war etwa in der Vergangenheit wiederholt zu beobachten, dass die Hurrikan-Saison in den USA die Gewinnmarge der Raffinerien erhöht, weil in dieser Zeit regelmäßig Produktionsstätten aufgrund von Sturmschäden oder der vorsorglichen vorübergehenden Stilllegung ausfallen. Das knappe Angebot erhöht dann die Gewinnspanne der Benzinproduzenten. Sind die Raffinerien nicht ausgelastet, sinkt die Spanne wieder.
Guter Start in das Jahr 2012
Auch der Hamburger Energie-Informationsdienst berichtet über einen guten Start der europäischen Raffinerien in das Jahr 2012. Die Bruttomargen hätten im Januar und Februar bei 44 Euro je Tonne gelegen, was ein guter Wert sei angesichts von Verarbeitungskosten von 33 Euro je Tonne. Die europäische Raffinerieindustrie leidet unter Überkapazitäten vor allem beim Benzin, nicht aber beim Diesel. Durch die Insolvenz des schweizerischen Raffineriekonzerns Petroplus sind mehrere Raffinerien in Europa zumindest zeitweise aus der Produktion gegangen - das könnte die Ausweitung der Gewinne erleichtert haben.
Hinzu kommt, dass auch Spekulanten mit Derivaten auf die Gewinnmargen der Raffinerien - die sogenannten crack spreads – wetten. Der Vorwurf, dass diese tatsächlich den Benzinpreis an der Zapfsäule nach oben treiben, ist jedoch umstritten und nicht direkt nachweisbar.