Berlin intern

Energiewende gefährdet deutsche Industrie

Henning Krumrey Ehem. Redakteur

Ein scheidender Abteilungsleiter im BMWi hinterlässt als Vermächtnis die Warnung: Die Energiewende gefährdet die deutsche Industrie. Fehlt nur der Testamentsvollstrecker.

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Weltpremiere des i3
Er ist Risiko und Hoffnungsträger zugleich: Mit einer großen Show wurde das Elektro-Auto i3 von BMW in London vorgestellt. Quelle: dpa
Und nicht nur in Europa, auch in Peking präsentierte der deutsche Autohersteller sein neues Fahrzeug mit viel Glamour. Quelle: REUTERS
In Berlin besichtigte Kanzlerin Angela Merkel (hier mit Henning Kagermann) BMWs i3. Bei der Gelegenheit bekräftigte Merkel ihr Vorhaben, eine Million Elektroautos bis 2020 auf deutsche Straßen zu bringen. Die Nachfrage auf Konsumente-Seite hält sich bisher in Grenzen. Quelle: REUTERS
Er ist Risiko und Hoffnungsträger zugleich: Der i3 ist der erste Großserienwagen in der Kompaktklasse, der nicht von einem bereits bestehenden Fahrzeug abgeleitet ist. Er ist also speziell für den Einsatz als Elektromobil konstruiert. Quelle: BMW
Der i3 hat, wie alle Elektroautos, das maximale Drehmoment praktisch aus dem Stand heraus zur Verfügung, das dann auch bis zur Höchstgeschwindigkeit von 150 Kilometer pro Stunde konstant bleibt. Jeder Ampelstart ist so pures Vergnügen. Quelle: BMW
Für sein Elektroauto setzt BMW als einziger Hersteller der Welt auf Karossen aus Karbon. Bisher bauten Ingenieure ihre Autos in der Regel aus einem Mix aus Stahl und Aluminium. Doch für ein Elektroauto, glaubt BMW, sind diese Materialien nicht geeignet, weil sie zu schwer sind. Denn je schwerer die Karosse, desto stärker müssen die teuren Batterien sein, die den Elektromotor speisen. Quelle: BMW
Im Innenraum des i3 fehlen der störende Mitteltunnel oder die sogenannte B-Säule zwischen den vorderen und hinteren Türen. Das erleichtert den Einstieg in den Wagen enorm und schafft ein luftiges Raumgefühl. Quelle: BMW

Pensionierungsfeiern laufen wie runde Geburtstage: Die Festredner charmieren den Jubilar, der bedankt sich artig. Werner Ressing, scheidender Chef der Industrieabteilung im Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), vermied zu viel Heuchelei. Der 65-Jährige gestaltete seine Abschiedsrede so unbeugsam wie seine Dienstjahre: als Abrechnung mit der aktuellen Energiepolitik.

„Die Klimapolitik dominiert die Energie- und Industriepolitik“, klagt Ressing. Bei den CO2-Vorgaben aus Brüssel für die Automobilindustrie „bin ich nur noch fassungslos“. 2008 habe man die Grenzwerte festgelegt. „Und kaum ist der Pakt in Kraft, heißt es: No, der Preis stimmt nicht mehr.“ Gern erinnere er sich an die Zeit der deutschen Einheit, als er nach Moskau flog, „um den Russen zu erklären, dass wir ihre Kernkraftwerke wegen der Sicherheit nicht mehr wollen. Und heute wollen wir unsere eigenen nicht mehr.“

Zuvor hatte Minister Philipp Rösler den Haussenior bereits als „großartigen Vorkämpfer für die deutsche Industrie“ gelobt. Unter anderem habe er die Rohstoffagentur mit auf den Weg gebracht. Ressings Marschroute sei in 38 Jahren unter 13 Ministern stets die Marktwirtschaft gewesen; die Politik solle sich bei den Unternehmen „Achtung: nicht einmischen“, so Rösler. „Das galt 1975, und das gilt eigentlich heute noch. Eigentlich.“ Der Dienstherr deutete an, dass es nicht einfach war mit seinem Spitzenbeamten. „Es gibt niemanden in Europa, der sich so gut auskennt mit dem Emissionshandel wie er“, schalmeite Rösler. „Das heißt nicht, dass er ihn mag!“ Und schloss: „Ich weiß, dass Sie sich Sorgen machen, wenn Sie weggehen.“

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