Berlin-Tegel Die Fronten sind verhärtet

Nach einem Spitzengespräch wird die gute Atmosphäre betont, aber zwischen Bundesverkehrsminister Dobrindt und den Ländern Berlin und Brandenburg bleibt der Flughafenstreit frostig. Die Debatte ist nicht vorbei.

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Die zehn miesesten Flughäfen der Welt
Platz 10: New York City LaGuardia International Airport, USA (LGA)Die Webseite sleepinginairports.net ist ein beliebter Online-Reiseführer, der bereits seit 1996 Tipps zum Übernachten auf Flughäfen gibt. Jährlich können dort die User die jeweils besten und schlechtesten Flughäfen der Welt wählen. In die Top Ten der schlechtesten Flughäfen hat es 2014 der New Yorker Flughafen LaGuardia International geschafft. Grund dafür sind lange Schlangen bei den Sicherheitskontrollen, die dröge Einrichtung und eine zu kleine Auswahl an Gastronomie-Angeboten. „Wenn man es endlich durch den Sicherheitscheck geschafft hat, braucht man eigentlich ein Bier. Doch halt! Das geht gar nicht, weil die Bar auf der anderen Seite ist“, klagt ein Reisender. Quelle: REUTERS
Platz 9: Berlin Tegel, Deutschland (TXL)Der Flughafen wird allmählich zu klein für die Massen, die die deutsche Hauptstadt besuchen wollen. Die Schlangen sind lang, Sitzgelegenheiten beschränkt und die Restaurants überfüllt. Immerhin kommt man schnell ins Stadtzentrum. Unklar ist noch, wann der neue Hauptstadtflughafen fertig wird, der Tegel eigentlich ersetzen soll. Quelle: dpa
Platz 8: Bergamo Orio al Serio, Italien (BGY)„Die einzige Möglichkeit, diesen Flughafen zu verbessern, wäre es, ihn komplett abzureißen und neu zu bauen“, spotten Reisende über den kleinen Flughafen in Bergamo. W-Lan oder Steckdosen sucht man hier vergeblich. Da allerdings einige Billigfluggesellschaften diesen Airport anfliegen, liegt der Vorteil im Vergleich zu den anderen zwei Flughäfen in der Nähe von Mailand im Preis. Quelle: Imago
Platz 6: Frankfurt Hahn, Deutschland (HHN)Gerade Flugreisende aus dem Ausland staunen nicht schlecht, sobald sie merken, dass dieser Flughafen über 120 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt ist. Die Sitzgelegenheiten sind unbequem und somit für Flughafenschläfer ungeeignet. Da Billig-Airlines wie Ryanair oder Wizzair hier landen, lässt sich zumindest der eine oder andere Euro sparen. Quelle: dpa
Platz 6: Paris Beauvais-Tillé, Frankreich (BVA)Der kleine Flughafen teilt sich den sechsten Platz mit Frankfurt Hahn, da auch hier viele Reisende die große Entfernung zum eigentlichen Ziel beanstanden. Paris ist nämlich rund 90 Kilometer entfernt. Das Gebäude an sich erinnert viele Reisende laut eigener Aussage eher an eine etwas größere Bushaltestelle als an einen Flughafen. Passagiere werden hier mehr oder weniger wie Fracht auf- und abgeladen, so der Vorwurf einiger Reisender. Quelle: dpa
Platz 5: Tashkent International Airport, Usbekistan (TAS)Der Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist ein Knotenpunkt in Zentralasien. Dafür lässt er aus Sicht vieler Umfrageteilnehmer einiges zu wünschen übrig. Kritikwürdig sei neben dem langen Check-In auch die Sicherheitskontrolle sowie das Einsteigen und der Gepäck-Service – also eigentlich alles. Ellbogenmentalität ist gefragt, wenn man seinen Platz in der Schlange behaupten will, berichten Reisende auf Sleepinginairports.net. Das Fazit: Der Frust überwiegt hier eindeutig. Quelle: Imago
Platz 4: Manila Ninoy Aquino International Airport, Philippinen (MNL)„Das Terminal 1 ist dreckig, überfüllt, laut und ziemlich heiß. Es gibt nicht mal annähernd genug Sitze für die Hälfte der Leute, die dort warten“, so das negative Urteil eines Reisenden. Im April verwandelte sich der Flughafen in Manila zur größten öffentlichen Sauna in Asien, als die Klimaanlage im Terminal 1 ausfiel. Trotzdem hat sich der Flughafen im Ranking verbessert. Die Gründe: Einige große internationale Fluggesellschaften sind in den Terminal 3 umgezogen, was zu einer Entlastung des berüchtigten Terminal 1 geführt hat. Quelle: REUTERS

Das Spitzengespräch von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) mit den Ländern Berlin und Brandenburg zur Zukunft des Berliner Flughafens Tegel hat keinen Durchbruch gebracht. Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft werde sich im November mit den rechtlichen Fragen eines Weiterbetriebs befassen, sagte der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider, nach der Eigentümerversammlung in der Nacht zum Donnerstag. Ein weiteres Ergebnis sei, dass der Bund und die beiden Bundesländer sich einig seien, dass der gut 20 Jahre alte Beschluss zur Schließung von Tegel nach Inbetriebnahme des Großflughafens Schönefeld nur gemeinsam geändert werden könne.

Dobrindt hatte unmittelbar vor Beginn der bis kurz nach Mitternacht dauernden Gespräche noch auf einen möglichen Weiterbetrieb von Tegel gepocht. Ein Argument: Seit der Entscheidung zur Schließung von Tegel gebe es viel mehr Passagiere als angenommen. „Ich rate allen dazu, darauf zu reagieren“, sagte Dobrindt vor Journalisten, bevor er unter anderen mit Brandenburg Finanzminister Christian Görke (Linke) und Berlins Finanzsenator Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hinter verschlossenen Türen beriet.

Berlin und Brandenburg hatten zu der Eigentümerversammlung geladen, weil Dobrindt in den vergangenen Tagen wiederholt für Tegel geworben hatte. Damit wich er nicht nur von der Haltung der beiden Länder ab, sondern auch von der offiziellen Linie der Bundesregierung.

Inzwischen mehren sich Stimmen, die die Kapazität des seit Jahren immer wieder verzögerten neuen Flughafens für unzureichend halten. Die Genehmigung des Großprojekts war zur Lärmentlastung allerdings mit der Schließung von Tegel verbunden worden. In Berlin soll am 24. September ein rechtlich nicht bindender Volksentscheid über den Weiterbetrieb von Tegel stattfinden.

Bei dem Spitzengespräch nahmen die Politiker auch die Planungen der Flughafengesellschaft zur Erhöhung der Abfertigungskapazitäten am künftigen Großflughafen zur Kenntnis, wie es in der gemeinsamen Ergebniserklärung weiter hieß. Dobrindt sagte dazu, er sehe es sehr positiv, dass die Flughafengesellschaft die Kapazitätsfrage angehe. Diese Pläne würden jetzt auch weiterentwickelt.

Brandenburgs Finanzminister Görke betonte wie auch Dobrindt, die Gespräche hätten in einer sehr einvernehmlichen Atmosphäre stattgefunden. „Wir waren bemüht, Egoismen zurückzustellen“, sagte Görke. Er sehe Möglichkeiten, dass nur ein Flughafen die notwendigen Kapazitäten bereitstellen könne. Berlins Finanzsenator Kollatz-Ahnen sagte, die Flughafengesellschaft brauche eine klare Orientierung.

Die größten Flughäfen der Welt
Suvarnabhumi International Airport Quelle: dpa
Incheon - Seoul Quelle: dpa
Denver Quelle: REUTERS
Singapur Quelle: dpa
JFK Airport in New York Quelle: REUTERS
südchinesische Airport Guangzhou Quelle: dpa
Istanbul Airport Quelle: REUTERS

Mit dem anstehenden Volksentscheid wird die Debatte über Tegel in den kommenden Wochen weitergehen. Umfragen sehen gute Chancen, dass die unter anderem von FDP und CDU in Berlin unterstützte Initiative eine Mehrheit findet. Der Berliner Senat würde damit aufgefordert, sich für den Weiterbetrieb von Tegel stark zu machen.

Brandenburg und Berlin lehnen einen Weiterbetrieb von Tegel auch ab, weil damit die Genehmigung des neuen Großflughafens gefährdet werden könnte. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup bekräftigte vor der Sitzung, man habe sich auch aus wirtschaftlichen Gründen für nur einen Flughafenstandort entschieden. Nach Berechnungen des Unternehmens würde ein Doppelbetrieb zweier Flughäfen jährlich 100 bis 200 Millionen Euro Betriebskosten zusätzlich bedeuten. Außerdem sei für die Sanierung von Tegel eine Milliarde Euro notwendig.

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