Berlin-Wahl Merkel muss einlenken – zweimal

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Zweikampf mit Seehofer gewinnen

Damit er das tut, muss Merkel ihm aber weiter entgegen kommen - etwa indem sie zusätzlich eingesteht, auch Fehler gemacht zu haben in der Flüchtlingskrise.

Lediglich wie in der „WirtschaftsWoche“ zu sagen, die Wirkung ihres Satzes „Wir schaffen das“ sei falsch eingeschätzt worden und sie werde diesen nicht mehr wiederholen, dürfte dafür nicht genügen.

Denn daraus klingt statt echter Selbstkritik eher an, dass Merkel sich vor allem missverstanden fühlt. Die Kanzlerin müsste aber auch klar machen, dass sie den Bürgerwillen in der Flüchtlingsfrage teilweise falsch verstanden hat.

Also winkt Merkel nun der doppelte Wahlkampf. Sie muss erst einmal in ihrer Partei den Zweikampf mit Seehofer gewinnen. Der Bayer kann sie zwar nicht ersetzen, das hat er längst selbst eingesehen. Aber er könnte sie verhindern helfen – oder so weit triezen, dass Merkel sich gegen eine erneute Kanzlerkandidatur entscheidet.

Gelingt es Merkel, den Streit mit Seehofer zu entschärfen, muss sie aber zudem noch in den öffentlichen Wahlkampf zählen. Ihr mutmaßlicher SPD-Herausforderer Sigmar Gabriel mag schwach wirken, schon am Montag muss er um Rückendeckung seiner Partei für das umstrittene Ceta-Freihandelsabkommen mit Kanada zittern. Aber die Option einer rot-rot-grünen Koalition in Berlin zeigt, dass sich der SPD neue Machtoptionen bieten.

Auf Bundesebene dürfte Merkel auch kommendes Jahr weiterhin mehr Machtoptionen haben, sie bleibt die klare Favoritin auf das Kanzleramt. Aber selbst wenn das für sie nicht in Gefahr geraten sollte, wird CDU-Parteichefin sich unionsintern fragen lassen müssen: Wie weit ist sie bereit, für ihren eigenen Machterhalt eine Dame ohne Unterleib, sprich ohne CDU-Machtbasis in den Bundesländern, zu werden? 

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