Bernd Lucke AfD-Chef wirft CSU Populismus vor

Nicht koalieren und nicht kooperieren – die AfD ist für CDU-Chefin Angela Merkel ein rotes Tuch. Deren Vorsitzender Bernd Lucke hofft trotzdem, dass die Ablehnungsfront aufweicht. Gegen die CSU keilt er allerdings aus.

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Bernd Lucke hält nur Koalitionen mit den Linken für undenkbar. Quelle: dpa

Berlin „Rechtspopulisten“, „Sammelsurium von Dazwischenquatschern und Quertreibern“ – es sind wenig schmeichelhafte Etiketten, die der Alternative für Deutschland (AfD) in den vergangenen Monaten von anderen Parteien verpasst wurden. Jetzt dreht AfD-Chef Bernd Lucke den Spieß um und wirft der CSU Populismus vor – und zwar wegen ihrer Idee, Deutsch als Familiensprache für Migranten einzufordern.

„Ich bin sehr dafür, dass Migranten die deutsche Sprache lernen, aber wir können niemandem vorschreiben, wie er im Wohnzimmer mit seinen Kindern zu reden hat“, fügt Lucke hinzu. Die PKW-Maut sei „ein weiterer populistischer Vorschlag der CSU, der geradezu ausländerfeindlich ist, wenn man sagt, nur Ausländer sollten Straßennutzungsgebühren entrichten“.

Auf kommunaler Ebene und in den Landtagen hält Lucke Koalitionen und Zusammenarbeit mit anderen Parteien auch kurzfristig für möglich. Im Bund sei dies aber wohl erst in einigen Jahren vorstellbar, sagt er im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Die Ablehnungsfront gegen uns wird mit der Zeit aufgeweicht werden, so wie das bei den Grünen und der Linken auch passiert ist“, prognostiziert er. Zur Frage eines möglichen Koalitionspartners sagt Lucke, „dass wir grundsätzlich mit allen Parteien koalitionsfähig sind, mit Ausnahme der Linken, weil die Unterschiede zwischen den etablierten Parteien eh nicht so groß sind.“

Auch die Sozialdemokraten kämen aus seiner Sicht infrage. Bei der SPD hält man diese Idee allerdings für abseitig. Die Gespräche zwischen seiner Partei und der CDU vor der Wahl des Ministerpräsidenten in Thüringen wurden laut Lucke mit einer „gewissen Ernsthaftigkeit“ geführt. Dass Thüringens CDU-Fraktionschef Mike Mohring jetzt nicht in den Bundesvorstand gewählt wurde, dürfte direkte Folge seiner Kontakte in die AfD gewesen sein. „Das ist dieser Kadergehorsam, der in der CDU üblich ist“, kommentiert Lucke, der selbst mehr als 30 Jahre lang CDU-Mitglied war.

Allerdings steht auch die Mehrheit der Deutschen Koalitionen, an denen die Alternative für Deutschland beteiligt ist, skeptisch gegenüber. Das geht aus dem aktuellen ZDF-„Politbarometer“ hervor, das am Freitag veröffentlicht wurde. Danach will nur jeder Fünfte, dass sich die Union für die AfD öffnet. Unter den Anhängern von CDU und CSU sprachen sich nur 15 Prozent für eine Zusammenarbeit der Union mit der rechtskonservativen Partei aus.

Den Umgang mit der Linkspartei sehen die Bundesbürger deutlich entspannter. 66 Prozent der 1269 Befragten stellten sich hinter die Aussage, man solle die Linke „wie eine normale Partei“ behandeln. Im Bezug auf die AfD wurde dieser Satz dagegen lediglich von 37 Prozent der Bürger befürwortet.


„Profillos und weichgespült“

Zu seinen politischen Vorbildern zählt AfD-Chef Lucke, Professor für Volkswirtschaft, den ehemaligen CDU-Generalsekretär Heiner Geißler und den früheren bayrischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß (CSU). Die meisten heutigen Mandatsträger der etablierten Parteien seien gegen diese kantigen Persönlichkeiten „profillos und weichgespült“, findet er.

Zum schwierigen Verhältnis seiner Partei mit der NPD sagt Lucke: „Wir sind strikt dagegen, dass unsere Abgeordneten mit der NPD abstimmen.“ Wenn dies auf lokaler Ebene in Einzelfällen bei unideologischen Fragen „etwa ob an einer Kreuzung eine Ampelanlage notwendig ist“ geschehen sollte, wäre dies aber kein Grund, ein Parteiausschlussverfahren gegen das jeweilige Mitglied anzustrengen.

Ganz anders als die NPD schätzt die AfD die Aktivitäten der Protestbewegung „Pegida“ (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) ein. Deren Forderungen seien legitim, sagt Lucke. „Dass Pegida sich gegen Ausprägungen des Islam wendet, die frauenfeindlich oder gewaltbereit sind, hält die AfD für richtig. Auch viele andere Forderungen von Pegida werden von der AfD geteilt“, sagte Lucke dem Handelsblatt (Online-Ausgabe).

Salafisten, die hierzulande Hass verbreiteten und keine deutschen Staatsbürger sind, würde er in ihre Herkunftsländer abschieben. Im Kampf gegen die Radikalisierung junger muslimischer Migranten in Deutschland sieht die AfD vor allem die Schulen in der Pflicht. Es sei wichtig, dass allen Schülern die Vorzüge der Aufklärung und „die Werte unserer Verfassung erklärt werden, so wie es in den USA üblich ist.“

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