Bernhard Paul vs. Seehofer Roncalli-Direktor – Griechenland ist kein „Zirkus“

Horst Seehofer ist für seine gepfefferten Worte bekannt. Zu den endlosen Verhandlungen im Schuldenstreit mit Griechenland fiel dem CSU-Chef das Wort „Zirkus“ ein. Dagegen wehrt sich nun Roncalli-Chef Bernhard Paul.

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Roncalli-Chef Bernhard Paul: „eine Beleidigung für jeden gutgeführten Zirkus“. Quelle: dpa

Bielefeld Roncalli-Direktor Bernhard Paul hat verärgert auf die auf Griechenland gemünzte „Zirkus“-Äußerung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) reagiert. „Das ist eine Beleidigung für jeden gutgeführten Zirkus, der von der Ehrlichkeit und der Präzision lebt“, sagte Paul am Samstag in Bielefeld der Deutschen Presse-Agentur. „Was in Griechenland geschieht, ist genau das Gegenteil.“ Sein Unternehmen erhalte keinerlei Subventionen. Auch deshalb sei Seehofers Formulierung für ihn herabwürdigend.

Seehofer hatte beim CSU-Bezirksparteitag in Miesbach gesagt: „Was uns die griechische Regierung seit vielen Wochen bietet, ist Zirkus.“ Er sei sich mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) einig: „Wir sollten diesen Zirkus so schnell wie möglich beenden.“ Es könne keinen neuen Finanzausgleich in Europa geben, ohne dass Griechenland seine Schulden abbaue. „Der Ball liegt bei der griechischen Regierung.“ Seehofer geht davon aus, dass es bei den Verhandlungen mit der griechischen Regierung an diesem Wochenende zu einer Klärung kommt.

Tatsächlich standen die Zeichen in den Verhandlungen in Brüssel am Samstag auf Konfrontation. Die Euro-Gruppe will das Rettungsprogramm für Griechenland nicht mehr verlängern. Das sagte Euro-Gruppenchef Jeroen Dijsselbloem. Damit würden noch bereitstehende Milliardenhilfen für das pleitebedrohte Land am 30. Juni verfallen. Den Angaben zufolge sollen die Verhandlungen der Euro-Finanzminister nun ohne Griechenland fortgesetzt werden. Dabei dürfte es auch um alternative Pläne gehen.

Zuvor hatte Athen ein Referendum in Griechenland über das Spar- und Reformprogramm der Geldgeber angekündigt. Das war in der Euro-Gruppe auf scharfe Kritik gestoßen. Damit droht ein endgültiges Scheitern der seit fünf Monaten andauernden Verhandlungen zwischen den Geldgebern und der Athener Links-Rechts-Regierung über ein Reform- und Sparpaket.

Ohne eine Einigung und Zustimmung durch Parlamente in Griechenland und anderen Euro-Ländern bis zum 30. Juni verfallen die bisher blockierten Hilfskredite. Das sind 7,2 Milliarden Euro der Europäer sowie des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Zudem könnten weitere knapp 11 Milliarden Euro nicht genutzt werden, die zur Stabilisierung der griechischen Banken reserviert sind. Am 30. Juni muss Athen trotz leerer Kassen aber einen Kredit von 1,54 Milliarden Euro an den IWF zurückzahlen.

Vieles hängt jetzt auch von der Europäischen Zentralbank (EZB) ab. Diese muss rasch entscheiden, ob sie weitere Nothilfen für griechische Banken gewährt. Dreht sie den Geldhahn endgültig zu, spitzt sich die Lage weiter zu.

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