Bert Rürup Rentenexperte kritisiert Eintrittsalter von 69 Jahren als realitätsfremd

„Nimmt die aktuelle Diskussion gar nicht zur Kenntnis“: Rentenexperte Bert Rürup hält den Vorschlag der Rente ab 69 für ungeeignet, um Armut zu bekämpfen. Er attestiert der Bundesbank eine „begrenzte Betrachtungsweise“.

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Bert Rürup gilt als einer der führenden Rentenexperten in Deutschland. Quelle: dpa

Frankfurt Der Vorschlag der Bundesbank für eine langfristige Heraufsetzung der Renteneintrittsalters auf 69 Jahre geht nach Worten des früheren Wirtschaftsweisen Bert Rürup an der Realität vorbei. „Dieser Vorschlag nimmt die aktuelle rentenpolitische Diskussion gar nicht zur Kenntnis“, sagte Rürup der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. „Gegenwärtig wird vorrangig diskutiert, wie man das System armutsfester machen kann.“ Der Vorschlag sei ungeeignet, einen konstruktiven Impuls für die laufende Debatte zu geben.

Rürup bezeichnete die Überlegungen der Zentralbank als eine „begrenzte Betrachtungsweise des Konstrukts des Standardrentners, der vom 20. Lebensjahr bis zum Renteneintritt den Durchschnittslohn verdient“. Es sei aber fragwürdig, von einer 49 Jahre dauernden Standard-Erwerbsbiografie auszugehen, zumal immer mehr Menschen ein Studium aufnähmen.

Die Bundesbank hatte am Montag Berechnungen vorgelegt, wonach das Renteneintrittsalter zwischen den Jahren 2030 bis 2060 von 67 auf 69 Jahre steigen sollte, um ein weiteres Absinken des Rentenniveaus zu stoppen. Rürup ist Namensgeber einer Kommission aus Wissenschaftlern, Arbeitgebern und Gewerkschaftern, die 2003 die rot-grüne Bundesregierung in der Renten- und Gesundheitspolitik beriet. Die Kommission sprach sich für die Anhebung des Renteneintrittsalters von 65 auf 67 Jahre und die Absenkung des Rentenniveaus durch den von Rürup etablierten Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel aus.

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