„Für Eltern fängt das Drama mit der Einschulung oft erst richtig an“, weiß Personalleiter Michael Rödl. „Unsere Ferienbetreuungsprogramme sind entsprechend stark nachgefragt.“ Auch können Eltern den Nachwuchs im Notfall in die Kanzlei mitbringen – etwa wenn Unterricht ausfällt. Für die Ferien an Ostern und im Sommer hat die Großkanzlei einen Waldpädagogen engagiert und arbeitet mit einem Montessori-Zentrum.
Der Maschinenbauer Festo im schwäbischen Esslingen organisiert ebenfalls ein Ferienprogramm für Sprösslinge der Mitarbeiter. Im Sportcamp können Kinder zwischen 6 und 14 die Sommerferien verbringen – Vollverpflegung inbegriffen.
Beim Motoren- und Ventilatorenbauer ebm-papst im Hohenlohischen unterstützt die Firma eine Ganztagsbetreuung in Einrichtungen der Umgebung mit Geld. Jetzt plant der Konzern, Notfallplätze zur Kinderbetreuung vor Ort zu organisieren, falls etwa die Schule ausfällt. Eine Ferienbetreuung ist geplant. Bisher setzt ebm-papst eher auf symbolische Anerkennung für Eltern. Zur Geburt eines Kindes gibt es einen Tag Sonderurlaub, ein Plüschtier und Geld. Wer zehn Jahre dabei ist, bekommt für seinen Neugeborenen 200 Euro.
Doch so sorglos gestalten sich für andere Schulzeit und Ferien nicht. Zurzeit herrscht wieder der Ernstfall Sommerferien. Deshalb nehmen Eltern die Dinge selbst in die Hand, zum Beispiel im oberbayrischen Otterfing südlich von München. Andrea Kadner hat voriges Jahr zusammen mit anderen Müttern und Vätern den Verein "Otterfinger Rappelkiste" gegründet. "Seit 2009 gibt es bei uns im Ort Krippenplätze", beschreibt die Vereinsvorsitzende im kinderreichen Pendlerort.
"Diese Kinder schwappen jetzt in die Schule, und dort gibt es auf einmal keine Betreuung mehr bis um halb fünf." Also stellte die Gemeinde Räume zur Verfügung, eine Erzieherin und Tagesmütter mit Minijobs sowie ehrenamtliche Eltern helfen inzwischen mehr als 40 Kindern bei den Hausaufgaben und betreuen sie beim Spielen. Das kostet je nach Einkommen zwischen 60 und 120 Euro Monatsbeitrag im Verein.
Tierärztin betreut Kinder
Bald wollen die Ehrenamtlichen der Rappelkiste auch die Ferien abdecken. "Ich kenne Eltern, die gar nicht mehr oder nur eine Woche im Jahr gemeinsam Urlaub machen, weil sie sonst in den Ferien nicht wissen, wohin mit den Kindern“, berichtet Unternehmensberaterin Kadner, die eine fünfjährige Tochter hat. Das Ferienprogramm ab Herbst werden wohl vor allem Ehrenamtliche übernehmen. Die sind billiger als Fachkräfte, zudem sind wegen des Krippenausbaus kaum Pädagogikprofis zu finden. „Eine Tierärztin am Ort hat angeboten, die Kinder auch mal vier Stunden in die Praxis zu holen“, beschreibt Kadner erste Ideen. „Wir können natürlich auch ungelernte Mamis fragen.“