Betreuungsgeld Eltern gegen Eltern

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Eltern sind nicht zu doof

Quelle: Klaus Stuttmann

Es ist nicht die wichtigste Aufgabe, die Familien in den Beruf zu treiben. Klar, wenn Frauen oder Männer zu Hause bleiben, fehlen sie auf dem Arbeitsmarkt. Aber ich bin gegen staatlichen Zwang, um billige Arbeitskräfte zu produzieren. Wer gegen solche Profitmacherei ist, sollte für das Betreuungsgeld sein. Wer arbeiten gehen will, soll die Kinder in die Kita bringen, auch gut. So soll es sein – gerecht ist es, beiden zu helfen.

Bei allen Kritikern schwing aber noch ein böser Unterton mit: Eltern seien zu doof, um Kinder zu erziehen. Nur angestellte Betreuer und Betreuerinnen sollen in der Lage sein, Kindern sprechen, spielen und lachen vermitteln zu können. Was für ein Unsinn. Die Welt ist voll von Menschen, die von ihren Eltern alles mitbekommen haben, ganz ohne Staats-Kita, was man für das Leben braucht. Sie sprechen sogar deutsch! Und bei vielen Kritikern schwingt noch etwas mit, was mich unheimlich ärgert: ein heimlicher Rassismus.

Das sieht man an der obenstehenden Karikatur, die in wichtigen Tageszeitungen gedruckt worden ist: Ein mümmelnder Muslim nimmt die 100 Euro Betreuungsgeld zum Anlass, um seiner Schleier-Mutti zu noch einem Nebeneinkommen zu verhelfen. Natürlich ein Gastarbeiter! So sind se, das ist die Botschaft, beuten mit ihrer Brut die Deutschen aus! Der Türke kann nur eins – Kinder fürs Sozialamt machen. Da muss schon die Allianz aus SPD, Grünen und CDU daherkommen, um ihm wenigstens die Kinder wegzunehmen und zu guten Menschen zu erziehen.

Nein, diese Form des offenen Rassismus beschämt mich. Ich bin mit so vielen ausländischen Familien befreundet. Sie sind ein Reichtum für dieses Land. Wir müssen sie davor bewahren, dafür beschimpft zu werden, dass sie Kinder haben und sie auch noch erziehen wollen. Deshalb wehre ich mich gegen diesen offenen oder auch nur verdeckten Rassismus. Auch wenn er von scheinbar progressiven Predigern kommt, die immer alles besser wissen nur nicht, was Familien wirklich brauchen.

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