Die Bundeszentrale für politische Bildung arbeitet aus einem Raum heraus, der dem durchschnittlichen Bundesbürger kaum bekannt ist. Die Konstruktion der Behörde ist ein antiquiertes Unikum und dringend erneuerungsbedürftig, um den Ungeist dieser Behörde den Garaus zu machen. Die Behörde ist, wie gesagt, seit Jahrzehnten auch personell links bis linksradikal besetzt, was die Behörde möglicherweise schon lange für völlig in Ordnung und Normal Null hält. Aber man muss etwas über diese Behörde wissen, wenn man sich auf den Wahl-O-Maten einlässt, der ganz normal und lieb und megatransparent und mit Studentenwitz und Professorenmacht daher kommt und uns modern und nett alle zum Spielen einlädt.
Zum Beispiel die Mindestlohn-Frage
In diesem Zusammenhang schaue man sich die 38 Fragen des Wahl-O-Maten, der dem Spieler am Ende verrät wes Geistes Kind und wessen Parteigänger er wäre, genauer an.
Frage 1 "Es soll ein gesetzlicher flächendeckender Mindestlohn eingeführt werden."
Von einer politischen Bildung darf man erwarten, dass sie darüber aufklärt, dass eine Mietwohnung in der Uckermark oder sonst einer armen Region Deutschlands schon für 2 bis 3 Euro pro Quadratmeter zu haben ist, wohingegen die gleiche Mietwohnung in einer teuren Großstadt im Zweifel glatte 10 Euro mehr pro Quadratmeter kostet. In der Frage der bpb ist also das Wort "flächendeckender" eine solche qualitative Verkürzung der Mindestlohnfrage, dass dem Spieler eine qualifizierte Antwort verunmöglicht wird.
Wer wirklich sozial ist, also für einen Mindestlohn eintritt, muss nach den allgemeinen Lebenshaltungskosten der einzelnen Regionen differenzieren, wenn er alle Mindestlohnempfänger nicht nur nominal, sondern substanziell gleich behandelt wissen will. Was soll also der Wähler, der einen wirklich durchdachten, wirtschaftlich angepassten und sozial adäquaten Mindestlohn will, also auf diese unsinnige Frage antworten? (Eine Frage, die im Übrigen schon lange politisch-moralisch vorbesetzt ist: bist Du für den Mindestlohn, bist Du sozial, also ein Guter und umgekehrt. Und wer will schon gern freiwillig ein Böser sein?)Und natürlich muss man "flächendeckender Mindestlohn" hier so verstehen, wie die SPD oder die Linkspartei es propagieren: 8,50 Euro pro Stunde überall. Gleich zu Beginn also schon der erhobene Zeigefinger der bpb.
Reihenfolge ist unvermeidlicher Weise immer auch Rangfolge. Der Mindestlohn ist eine wichtige Frage, aber unter den wirklich wichtigen Fragen der Politik ein nachrangiger Krümelaspekt. Was wird also mit Frage 1 bezweckt?
Tempolimit auf Autobahnen, Abschaffung des Euro
Beispiel Frage 3, "Generelles Tempolimit auf Autobahnen!" Dazu kann man nur sagen: Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad, darf sie das? So prominent auf Frageplatz 3 steht eine so unwichtige Frage. Ein gezieltes Verwirrspiel.
Oder Frage 4 "Deutschland soll den Euro als Währung behalten"
Welche Partei will den Euro für Deutschland nicht behalten? Ob der Euro nicht vor der Wahl, sondern à la longue zu retten ist oder unbezahlbar wird, oder ob die Euro-Zone zerfallen wird oder ob die Stimmen in Griechenland, die dort zur Drachme zurück kehren wollen, Oberwasser bekommen, wer weiß das alles schon heute? Einfach so mir nichts dir nichts den Euro in Deutschland abzuschaffen, wie es die Frage impliziert, will keine Partei und auch kein Wähler. Was soll also eine so ärgerliche Frage? Soll das vielleicht die entscheidende Frage zur Euro-Politik sein? Oder offenbart sich in diesem Fragepopulismus die volle Unkenntnis der schöngeistigen Professorenveranstaltung der bpb? Zudem handelt es sich um eine bösartige Frage, die offenbar verkappte Nationalpopulisten, die unbedingt zu einer neuen DM wollen, aus den Spielern heraus kitzeln will.