Bettina Röhl direkt

Die Quote spaltet die Frauen

Bettina Röhl Publizistin

In ihrer Rede zum 101. Frauentag pries Bundesfamilienministerin Schwesig die Frauenquote als Beginn der modernen Glückseligkeit. Fatal! Sie ist stattdessen der Sieg über alle, die via Leistung Karriere machen wollen.

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Aus dem Professor wird "Professx"
Mit dem X gegen KlischeesLann Hornscheidt, Professorin an der Berliner Humboldt-Universität, möchte mit einer kleinen Wortänderung traditionelle Geschlechterrollen in der Sprache aufbrechen. Häufig fühlten sich Studierende diskriminiert, weil sie als „Herr“ oder „Frau“ angesprochen würden, sagte Hornscheidt. Die Wissenschaftlerin am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien schlägt vor, etwa von „Professx“ statt von „Professor“ oder „Professorin“ zu sprechen. Die neutralen Endungen entfernten den Zwang, sich einem Geschlecht zuordnen zu müssen. „Die x-Form soll deutlich machen: Es gibt auch noch mehr als Frauen und Männer.“ Quelle: Fotolia
Schön dem Herrn Professorin zuhörenGleichberechtigung schön und gut. Eine Radikalkur in Sachen Feminismus gibt es an der Uni Leipzig: Dort sind Männer jetzt auch Frauen - zumindest sprachlich. Denn die neue Verfassung der Universität sieht nur noch weibliche Bezeichnungen vor. Schrägstrichbezeichnungen wie "Professor/in" entfallen und werden durch die weibliche Form ersetzt. So ist mit "Professorin" künftig auch ein Mann gemeint, worauf dann eine Fußnote verweisen soll. Die neue Grundordnung ist zwar noch nicht in Kraft getreten - doch mit einem Widerspruch rechne man nicht. Quelle: dpa
Frauenquote für StraßennamenFür Schlagzeilen sorgt die Gender-Debatte immer wieder. Derzeit steht die Namensgebung für Straßenschilder in Berlin-Kreuzberg im Blickpunkt: Das Jüdische Museum (Foto) möchte seinen Vorplatz nach dem jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn benennen. Doch die Verwaltung sperrt sich dagegen, denn in dem Stadtteil gibt es seit 2005 eine Frauenquote für Straßennamen. Demnach muss die Hälfte  der Straßen und Plätze nach Frauen benannt werden. Bis die Quote erreicht ist, dürfen nur noch weibliche Namen vergeben werden. Quelle: REUTERS
Änderung der österreichischen NationalhymneNach langem Rechtsstreit hat Österreich seine Nationalhymne geändert, und ehrt nun nicht mehr nur die „Heimat großer Söhne“ sondern auch der „Töchter“. Aus "Heimat bist du großer Söhne, Volk, begnadet für das Schöne" wurde nach jahrzehntelangen Debatten ab Januar 2012 in der ersten Strophe: "Heimat großer Töchter und Söhne, Volk, begnadet für das Schöne". Geändert wurde auch die dritte Strophe der von Paula Preradovic gedichteten Bundeshymne: Statt „Einig lass in Bruderchören, Vaterland dir Treue schwören" werden nun „Jubelchöre" besungen. Das von manchen bevorzugte "Heimatland" statt "Vaterland" konnte sich hingegen nicht durchsetzen. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms
Mädchen mit Pistolen in SchwedenSchweden gilt nicht ohne Grund als Vorreiter in Sachen Gleichstellung. Weihnachten 2012 nahm das neue Ausmaße an: Nach massiven Beschwerden über Rollenklischees in einem Spielzeug-Katalog wurde ein geschlechtsneutraler Katalog herausgebracht. Darin posieren kleine Mädchen mit Spielzeugpistolen, Fußbällen und Autos. Kleine Jungs dürfen dafür mit dem rosa Friseur-Set spielen oder Hunde, die mit Schleifchen dekoriert wurden, Gassi laufen. Quelle: dpa
Geschlechtsneutrale Vorschule in SchwedenUnd noch einmal Schweden. Dort gibt es eine umstrittene geschlechtsneutrale Vorschule namens „Egalia“. In der Einrichtung sollen die Kinder sich so entwickeln, wie sie es möchten, ohne in stereotype Rollenbilder gedrängt zu werden. Die Worte „Junge“ und „Mädchen“ werden nicht in den Mund genommen, stattdessen sagen die Erzieher/innen „Freunde“. Auch bei der Auswahl der Spielsachen werden Klischees vermieden. So gibt es etwa kein einziges Märchenbuch, weil Märchen Klischees vermitteln; traditionelle Lieder wurden umgedichtet. Quelle: dpa
Unisex-Toiletten in BerlinDer Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nimmt sich all jenen an, die sich beim Toilettengang nicht entscheiden können, welche Tür sie nehmen sollen. Wer sich weder als Mann, noch als Frau fühlt, soll zukünftig in öffentlichen Gebäuden Unisex-Toilette nutzen können. Quelle: dpa/dpaweb

Es gibt zur Frauenquote tonnenweise gedrucktes Papier und nicht enden wollende Reden, aber das Ding ist eigentlich simpel bis primitiv: Bei gleicher Qualifikation soll die Frau den Job bekommen und den gleich qualifizierten Mann verdrängen. Und damit dieses Prinzip in die Gehirne von Männern und Frauen gepresst werden kann, sollen Frauenquoten gleichsam öffentlichkeits- oder werbewirksam in den obersten Chefetagen, in den Vorständen und Aufsichtsräten großer und mittelgroßer Unternehmen implementiert werden und auch in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen, wie Politik, Verwaltung und Kulturbetrieben eingeführt werden.

Die Argumente der Männer, die das Thema mehrheitlich versuchten auszusitzen, sind bekannt. Im Wesentlichen laufen diese Argumente darauf hinaus, dass es neue, diesmal mit umgekehrten Vorzeichen versehene Geschlechterungerechtigkeiten durch die Quote gibt und geben wird. 

Das ficht die Quotenbefürworterin allerdings nicht an. Der Radikal-Feminismus hat schon lange die Parole ausgegeben, dass Männer - zumindest in einer längeren Umbruchphase - auch Ungerechtigkeiten, Zurückstellungen usw. erfahren müssen: 20.000 Jahre Patriarchat und Männerherrschaft über Frauen rechtfertigten Männerbenachteiligung sowieso und Frauenbevorzugung allemal.

Auch die Argumente der Minderheit der Frauen, die sich gegen die Quote äußern, sind bekannt und längst verhallt: Die Quote diskreditierte die Frauen, die fortan stets mit dem Makel leben müssten, dass ihre Karriere nicht ihrer Leistung, sondern der Quote geschuldet wäre. Welche Frau möchte schon gern eine bloße Quotilde sein? Das Schlimme ist: Die Quotenfrauen werden sich dummdreist und explizit nicht als Quotenfrau fühlen, sondern im Brustton einer höchst artifiziellen Selbstüberschätzung sagen: "Was habt ihr, ich bin keine Quotenfrau, sondern ich bin eben so gut."

Manuela Schwesig will die Quote natürlich

Und die neue Familienministerin Manuela Schwesig, die, wie ihre Vorgängerin Kristina Schröder von der CDU selber auch ein bisschen Quotenfrau ist, hat sich anlässlich des 101. Frauentages vor ein paar Tagen in ihrer Festrede vor geladenen Gästen in ihrem Ministerium - dass sich eigentlich um alle alle möglichen gesellschaftlichen Gruppen von Kindern, Frauen, Jugendlichen, Senioren kümmert, nur um Männer im zeugungsfähigen Alter nicht - in einer sehr flachen und seichten Rede für die politisch längst beschlossene Frauenquote stark gemacht. Alle Befürworter der Frauenquote reden von leicht unterschiedlichen Prozentsätzen und minimal divergierenden Modalitäten und Anwendungsbereichen, aber es gibt doch den Quoteneinheitsbrei, der im Prinzip die 50 plus X-Quote für die Frau als schlussendliches Ziel im Auge hat und zwar überall dort, wo Menschen über Menschen etwas zu sagen haben.

In den Quotendiskussionen werden einige irreale Prämissen als Realität unterstellt und Realitäten durch Fiktionen ersetzt. Das ist insofern außerordentlich bedenklich, als das irreale Quotenregeln Sand ins Getriebe der Gesellschaft streuen und auch den Wirtschaftsstandort Deutschland gefährden. Es ist eine schwache Beruhigung, dass der Quotenwahn in allen Ländern der westlichen Welt mehr oder weniger identisch ausgeprägt ist. Insoweit gibt es also keine Wettbewerbsverzerrungen. Anders sieht es allerdings gegenüber den Volkswirtschaften außerhalb der westlichen Sphäre aus.

Männliche Kumpeleien vs. weiblicher Zickenkrieg

So ist es um die Frauenquote in Dax-Konzernen bestellt
Deutsche PostAn den Schaltern und als Zusteller arbeiten viele Frauen für die Deutsche Post, nur in den Führungsetagen findet man kaum welche. In Deutschland sind 36 Prozent der Mitarbeiter weiblich, im mittleren und oberen Management sind dagegen nur 19,5 Prozent Frauen tätig. Weltweit ist der Anteil noch niedriger. Weltweit sind nur 18,5 Prozent der Top-Manager bei der Deutschen Post weiblich. Im Rankin der Dax-Konzerne ist das allerdings keine schlechte Platzierung. Die Deutsche Post belegt damit Platz 13. Einen mitunter deutlich geringeren Frauenanteil in Führungspositionen haben die Deutsche Börse, Continental, Daimler, Heidelberg Cement, BASF, E.On, Linde, Infineon, Siemens, ThyssenKrupp, RWE, SAP, BMW und die Lufthansa. Quelle: dpa
Deutsche BankDeutschlands größte Bank landet derzeit in puncto Frauenanteil in Top-Positionen nur auf Platz zwölf. In den nächsten Jahren will das Unternehmen aber einiges tun: Bis Ende des Jahres 2015 sollen 25 bis 35 Prozent aller Managing Directors und Directors bei Deutschen Bank Frauen sein. Derzeit sind nur 18 Prozent der Banker, die etwas zu sagen haben, weiblich. In Deutschland sind es noch weniger: Obwohl 47 Prozent der Mitarbeiter in Deutschland Frauen sind, sitzen nur 16 Prozent Frauen auch in den Führungsetagen. Quelle: REUTERS
Bayer30 Prozent der Mitarbeiter bei Bayer Deutschland sind Frauen. International sind 36 Prozent der Angestellten weiblich. In den Führungsetagen des Chemie- und Pharmakonzerns treffen sich dagegen überwiegend Männer: In Deutschland sind zwar 36 Prozent der Topmanager weiblich, weltweit sind es dagegen nur 23 Prozent. Bis Ende des Jahres 2030 soll dieser Anteil auf 30 Prozent steigen. Quelle: dpa
Deutsche Telekom Die Deutsche Telekom will weltweit den Anteil an Frauen im mittleren und oberen Management auf 30 Prozent erhöhen. Ende 2015 soll ein Drittel der Führungspositionen mit Frauen besetzt sein. Noch sind es deutschlandweit bloß 14,6 Prozent, weltweit schafft es der Telekommunikationskonzern immerhin auf 24 Prozent Frauen in Führungspositionen. Quelle: dpa
MerckWas den internationalen Anteil von Frauen in Führungspositionen anbelangt, liegt die Telekom gleich auf mit dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck KGaA. Auch bei Merck sind weltweit 24 Prozent der Topmanager weiblich. Nur bezogen auf Deutschland überholt Merck die Telekom sogar: 20 Prozent der deutschen Führungskräfte bei dem Chemieriesen sind Frauen. Bei einem Gesamtanteil von nur 38 Prozent an der Belegschaft ist das keine schlechte Quote. Bis Ende 2016 möchte das Unternehmen dafür sorgen, dass an allen Standorten 25 bis 30 Prozent der Führungskräfte Frauen sind. Quelle: dpa
BeiersdorfBeim Hersteller von Nivea, Tesa und Labello sind zwar etwas mehr als 50 Prozent Frauen beschäftigt, in Deutschland sind allerdings nur 22,5 Prozent der leitenden Angestellten weiblich. Bis Ende 2020 will der Konsumgüterkonzern den Frauenanteil auf 25 Prozent erhöhen. Weltweit sind bereits 25 Prozent der leitenden Angestellten bei Beiersdorf Frauen. Im Vergleich mit anderen Dax-Konzernen liegt das Unternehmen damit im mittleren Drittel. Quelle: dpa
CommerzbankAuch die Commerzbank will ihren Frauenanteil in Führungspositionen erhöhen. Bis 2015 soll ein Drittel der Vorstände und Topmanager weiblich sein. Derzeit sind es deutschlandweit noch nur 24 Prozent, obwohl die Hälfte der Belegschaft Frauen sind. International erreicht die Coba einen Frauenanteil von 25,7 Prozent in den oberen Etagen. Quelle: REUTERS

Den Quotenfetischisten muss offenbar gesagt werden, was evident ist. Nicht alle Männer sind Führungskräfte, bei weitem nicht. Führungskraft ist per Definition eine Beschreibung einer kleinen Minderheit. Und steckt nun in jeder Frau eine Führungskraft? Diese Frage beantworten die Quotengläubigen, die vor allem dem weiblichen Geschlecht zugehörig sind, mit einem druckvollen, klaren Ja. Eine weiblich geführte Welt ist in jedem Fall besser als eine männlich geführte Welt. Und hinter jedem guten Mann stand im Zweifel sowieso immer eine bessere Frau, die nicht zum Zuge gekommen ist. Nur hinter jedem bösen Mann stand merkwürdigerweise niemals eine noch bösere Frau.

Man muss kein Stephen Hawking der Psychologie sein, um zu erkennen, was evident ist. Trotz aller Destruktionen des Feminismus und des geltenden Genderrechtes verhält es sich in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle ganz selbstverständlich so: Trifft irgendwo ein Mann auf eine Frau oder eine Frau auf einen Mann, es wird sich das uralte Rollenspiel zwischen Flirt, Antipathie, zwischen Anziehung und Abstoßung, zwischen Beschützerinstinkt und Muttergefühl, zwischen Macho-Gehabe und Frauenkoketterie, zwischen zwei lahmen Typen oder zwischen wild women und desperate man abspielen. Nur eines wird in der Regel nicht passieren, dass sich die beiden Unbekannten wegen ihrer Karrierewünsche oder ihrer beruflichen Machtträume behaken.

Treffen zwei Männer aufeinander, das wissen die weiblichen Emanzipationspsychologinnen ganz genau, geht sofort der überdies meist hodengesteuerte Hahnenkampf los: Es geht um Karriere, Konkurrenz, Erfolg, Vermögen, Schlag bei Frauen, das größere Auto, das bessere Haus, das bessere Gehalt, der bessere Posten, der schnellere Computer und im Zweifel noch die dickeren Muckis. Und trotzdem schließen Männer oberhalb ihrer Kämpfe Kumpeleien und freundschaftliche Blutsbrüderschaft.

Wenn weibliche Karrieristen aufeinander treffen

Und die Genderpsychologinnen wissen noch ein Übriges, nämlich, dass wenn zwei Frauen aufeinandertreffen, der Regelfall ganz anders aussieht: Weibliche Solidarität trifft auf weibliche Freundlichkeit, weibliches Zuhören, weibliches Sichmitteilen, weibliche Nettigkeit und die rundum weibliche Kompetenz. Klar, es gibt die legendäre Stutenbissigkeit und in der BILD-Zeitung ist gelegentlich - ziemlich frauenfeindlich -  vom "Zickenkrieg" zwischen zwei Frauen die Rede, den es aber in Wirklichkeit gar nicht gäbe. Alles von Männern gemacht. Es gibt nun einmal die von den Männern und der Gesellschaft in die Frauen hinein getragenen Eitelkeiten, aber per Saldo zeichnen sich Frauen eben einfach durch die größere Nettigkeit und das Suchen nach Synergien und gegenseitiger Hilfe aus. So ungefähr sieht das Frauenbild aus, das die siegreichen Feministinnen und Genderistinnen zum herrschenden, gesellschaftlichen Geschlechterbild gemacht haben. Von Frauen und Männern kaum noch hinterfragt.

Aber wie sieht es nun in der Realität aus, wenn zwei Frauen denselben Posten, den selben Karrieresprung im Auge haben oder einfach nur so, wenn zwei Frauen sich in der Kita ihrer Kinder, im Tennisclub oder im Freundeskreis treffen? Man könnte es auch so beschreiben: Frauen sehen sich zuallererst mit Argusaugen in Bezug auf ihr Aussehen, ihre Sexiness an: Wie viel Jugend, Attraktivität, wie viel Temperament und wieviel Klasse hat die andere? Und dann geht es weiter: In welchem Beruf ist die Konkurrentin ausgebildet, und wo arbeitet sie? Hat sie einen erfolgreichen Mann, sieht der gut aus? Verdient sie gut und verdient er gut? Hat sie ein Haus, Kinder, einen guten Job? Wie meistert sie ihr Leben? Und dann, könnte man sagen, schließen Frauen über all diese Konkurrenzien hinweg Freundschaft oder haben Sympathie füreinander. 

Sicher: Es könnte sein, dass Frauen nicht ganz so intensiv auf ihre eigene Karriere bezogen sind wie Männer. Wären Frauen genauso karriereausgerichtet wie Männer, dann hätten sie auch längst ohne jede Quote die Top-Positionen in identischer Zahl erreicht. Denn die Frauen, die vergleichsweise karrierebezogen sind, sind in der Regel ein ordentliches Stück auf der Karriereleiter geklettert und besetzen schon heute hohe Posten. Da sollen die Quotenfrauen bitte die Frauen nicht schlecht machen und so tun, als bräuchten die Frauen Quotennachhilfe, weil sie es im Wettstreit sonst nicht packen würden.

Die Quote stellt eine gravierende Belastung für die Frauen dar

Genau an diesem Punkt, nämlich dort wo man zugeben muss, dass auch und gerade unter Frauen Konkurrenzen vorhanden sind, offenbart sich der Quotenwahn als eine Ideologie fernab der Realität. Es ist eben nicht so, dass der Quotenmakel der wesentliche Nachteil für Frauen ist. Es ist eben nicht so, dass die Frauenquote nur die Frauen stört, die via ihrer Leistung Karriere machen wollen und deshalb keine Quote wollen.

Die entscheidende Frage ist eher: Welche Frau wird vom Quotensystem gefördert? Und von wem? Die Quotenregel hat einen im öffentlichen Diskurs bisher wenig belichteten spezifischen, aber gravierenden Nachteil für Frauen. Denn in Zukunft wird nicht mehr die Leistung einer Frau über ihre Karriere entscheiden, sondern ein Quotensystem. Das entscheidet darüber, ob eine Frau in das System passt und sich systemkonform verhält. Andere Quotenfrauen wachen darüber, ob eine Frau sich genügend frauensolidarisch sprich quotenfrauensolidarisch verhält, ob eine Frau sich im Kampf gegen männliche Kollegen gebührend engagiert (oder sich gar im ärgsten Fall für einen Kollegen einsetzt), kurz ob sich eine frau im Beruf und dann auch im Privatleben gegenüber ihrem eigenen Mann und selbst gegenüber ihren Kindern hinreichend feministisch, egoistisch und karrierebezogen verhält.

Wer im Quotenmainstream mitschwimmt, gewinnt

Die feministisch aufgeladene Frauenquote wird für jede Frau, die keine Lust auf Ideologie hat zu einer Belastung ganz eigener Art. Zu eine Überlastung. Pro Forma tritt die Quote an, alle Frauen zu fördern. Die Quote besagt, dass eine Frau bei gleicher Qualifikation den Durchmarsch macht und der Mann in die Röhre guckt. Aber die Quote sagt nichts über den für Frauen entscheidenderen Punkt, nämlich welche von zwei gleich qualifizierten Frauen den einen zur Verfügung stehenden Posten bekommt, welche von zwei Frauen also die Karriere nach oben antritt und das meiste Geld verdient und welche von beiden auf der Stelle tritt oder gar zurück fällt. Da, wo die Frauenquote gilt, wird das entscheidende Moment der Qualifikation einer Frau relativ gesehen unwichtig, denn wichtiger wird es sein, wie gut eine Frau in den Quotennetzwerken zu Hause, wie elegant sie im Quotenmainstream mitschwimmt.

Die Frauenquote ist in Wahrheit keine Frauenquote für alle Frauen, sondern sie ist eine Quote für die Quotenfrauen, für die Ideologinnen, für die Genderistinnen, für die Feministinnen. Und wehe du gehörst dieser Quoten-Elite nicht an, sondern bist einfach nur die bestqualifizierte Frau, pochst auf deine Qualifikation, missachtest die Quotennetzwerke oder findest die Quote ungerecht und falsch.

Die Frauenquote macht es einem weiblichen Einstein, einer Ausnahmefrau, verdammt schwer zu werden, was sie kann, weil sie auf dem Weg nach oben von einer durch und durch falschen Frauenpower gestört und ausgebremst werden wird.

Es bildet sich in Gestalt der Frauenforschungseinrichtungen, Frauenforschungsinstitute, der überbordenden Genderforschung und der Frauenquoten eine regelrechte neue Quotenpolizei, die überwacht, wer sich genderkonform verhält und welche Frau den Posten, die den Männern verwehrt sind, denn nun genau bekommt. Und es steht zu befürchten, dass sehr bald in allen großen Unternehmen solche Genderführungscliquen über die Posten bestimmen.

Aus Frauensolidarität wird ein Monster

Es ist so, wie es zuvor mit dem Kommunismus passiert ist. Im frühen Kapitalismus gab es die ausgebeuteten Arbeiter. Deren natürliche und  gemütliche Arbeitersolidarität gegen "Die da Oben" haben die Kommunisten instrumentalisiert und den Arbeitern das Paradies auf Erden versprochen. Geliefert haben sie ein Jahrhundert weltweiter Diktaturen  mit allen dazu gehörigen Schrecken und wirtschaftlichen Verelendungen. Der Kommunismus war somit nicht nur für die Kapitalisten schlimm, er wurde vor allem für die Arbeiter zum Desaster und schließlich für alle in der Gesellschaft. Alle mussten schließlich das Maul halten und durften nur noch auf Linie denken.

Der Feminismus ködert die Frauen diesmal mit Chef-und Managerposten und Privilegien und bedient sich seit Jahrzehnten ebenfalls der früheren, natürlichen, sehr netten Frauensolidarität, die es im Patriarchat sehr wohl gab. Dieser Feminismus, der den Frauen den Weg ebnet nicht mit Leistung, sondern mit Ideologie an Macht, Geld und Posten zu gelangen, macht aus vielen Frauen eingebildete, unsympathische, dumme und desorientierte Apparatschiken. Aus der gemütlichen Frauensolidarität von früher wird zunehmend ein Monster, das nicht nur das Wohl der Männer, sondern auch das der Frauen komplett aus den Augen verloren hat und das wirtschaftliche Leben der Gesellschaft sowieso. Und der institutionalisierte Frauenegoismus stellt selbst die Interessen der Kinder an die letzte Stelle.

Die Frauenquote wirkt wie ein Spaltpilz

So gedacht und mit viel Frauengesülze durcheinander gequirlt, ist die Frauenquote für die Frauen beinahe paradiesisch. Warum sollte also eine Frau gegen eine solche Errungenschaft sein? Warum sollte man eine solche Errungenschaft nicht fördern? Doch wer genauer hinsieht, stellt fest, dass die Frauenquote wie ein Spaltpilz wirkt und dies nicht nur zwischen Männern und Frauen, sondern besonders heftig zwischen Frauen untereinander. Frauen werden ihrer Freiheit beraubt zu denken und zu fühlen, was sie wollen und sie werden, wenn sie Karriere machen wollen, in die Quotenideologie hinein gezwungen.

Frauen sollen die gleichen Chancen haben wie Männer. Und Frauen, die Kinder haben wollen, sollen die Möglichkeit haben glückliche Mütter und später erfolgreiche Frauen mit gleichen Chancen wie ihre männlichen Kollegen zu sein. Aber Frauen dürfen nicht durch eine Quotenideologie in geradezu aberwitziger Weise vor die geradezu schicksalhafte Alternative gestellt werden: Willst Du nun Kinder kriegen und eine doofe Mutter und Ehefrau sein oder willst du nun eine moderne Karrierefrau auf dem Quotenticket sein. Genau diese Wirkung entfaltet aber die Frauenquote. 

Die Frauenquote ist bei genauem Hinsehen ein Sieg des Feminismus. Der hat allerdings schon seit den siebziger Jahren verlangt, dass Frauen sich ganz persönlich gegen die Männer und in der Beziehung gegen ihren eigenen Mann entscheiden, soweit sich dieser nicht gründlich feministisch erziehen ließ. Und dies verlangt auch die Quotenideologie.  Die Quote ist also eine Art Dressur, auch für die Frauen, die bisher mit ihrem eigenen Mann solidarischer verbundener waren als mit ihren Geschlechtsgenossinnen und den Quotenfrauen - eine Voraussetzung für die vielbeschworene Familie. Die Frauenquote ist ein Sieg über die Männer und Frauen, die den Ismus ablehnen und via Leistung Karriere machen wollen.

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