Bettina Röhl direkt

Die Quote spaltet die Frauen

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Die Quote stellt eine gravierende Belastung für die Frauen dar

Genau an diesem Punkt, nämlich dort wo man zugeben muss, dass auch und gerade unter Frauen Konkurrenzen vorhanden sind, offenbart sich der Quotenwahn als eine Ideologie fernab der Realität. Es ist eben nicht so, dass der Quotenmakel der wesentliche Nachteil für Frauen ist. Es ist eben nicht so, dass die Frauenquote nur die Frauen stört, die via ihrer Leistung Karriere machen wollen und deshalb keine Quote wollen.

Die entscheidende Frage ist eher: Welche Frau wird vom Quotensystem gefördert? Und von wem? Die Quotenregel hat einen im öffentlichen Diskurs bisher wenig belichteten spezifischen, aber gravierenden Nachteil für Frauen. Denn in Zukunft wird nicht mehr die Leistung einer Frau über ihre Karriere entscheiden, sondern ein Quotensystem. Das entscheidet darüber, ob eine Frau in das System passt und sich systemkonform verhält. Andere Quotenfrauen wachen darüber, ob eine Frau sich genügend frauensolidarisch sprich quotenfrauensolidarisch verhält, ob eine Frau sich im Kampf gegen männliche Kollegen gebührend engagiert (oder sich gar im ärgsten Fall für einen Kollegen einsetzt), kurz ob sich eine frau im Beruf und dann auch im Privatleben gegenüber ihrem eigenen Mann und selbst gegenüber ihren Kindern hinreichend feministisch, egoistisch und karrierebezogen verhält.

Wer im Quotenmainstream mitschwimmt, gewinnt

Die feministisch aufgeladene Frauenquote wird für jede Frau, die keine Lust auf Ideologie hat zu einer Belastung ganz eigener Art. Zu eine Überlastung. Pro Forma tritt die Quote an, alle Frauen zu fördern. Die Quote besagt, dass eine Frau bei gleicher Qualifikation den Durchmarsch macht und der Mann in die Röhre guckt. Aber die Quote sagt nichts über den für Frauen entscheidenderen Punkt, nämlich welche von zwei gleich qualifizierten Frauen den einen zur Verfügung stehenden Posten bekommt, welche von zwei Frauen also die Karriere nach oben antritt und das meiste Geld verdient und welche von beiden auf der Stelle tritt oder gar zurück fällt. Da, wo die Frauenquote gilt, wird das entscheidende Moment der Qualifikation einer Frau relativ gesehen unwichtig, denn wichtiger wird es sein, wie gut eine Frau in den Quotennetzwerken zu Hause, wie elegant sie im Quotenmainstream mitschwimmt.

Die Frauenquote ist in Wahrheit keine Frauenquote für alle Frauen, sondern sie ist eine Quote für die Quotenfrauen, für die Ideologinnen, für die Genderistinnen, für die Feministinnen. Und wehe du gehörst dieser Quoten-Elite nicht an, sondern bist einfach nur die bestqualifizierte Frau, pochst auf deine Qualifikation, missachtest die Quotennetzwerke oder findest die Quote ungerecht und falsch.

Die Frauenquote macht es einem weiblichen Einstein, einer Ausnahmefrau, verdammt schwer zu werden, was sie kann, weil sie auf dem Weg nach oben von einer durch und durch falschen Frauenpower gestört und ausgebremst werden wird.

Es bildet sich in Gestalt der Frauenforschungseinrichtungen, Frauenforschungsinstitute, der überbordenden Genderforschung und der Frauenquoten eine regelrechte neue Quotenpolizei, die überwacht, wer sich genderkonform verhält und welche Frau den Posten, die den Männern verwehrt sind, denn nun genau bekommt. Und es steht zu befürchten, dass sehr bald in allen großen Unternehmen solche Genderführungscliquen über die Posten bestimmen.

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