Die wahre Euro-Krise, die immer wieder verdrängt wird, besteht in den unheilbaren Geburtsfehlern des Euro, nämlich in dessen Fehlkonstruktion. Der Euro-Vertrag fügte nicht zusammen, was zusammen gehört, sondern presste 17 höchst unterschiedliche, teils sogar weiter divergierende Volkswirtschaften unter einem Währungsdach zusammen. Und beraubte die weiter national wirtschaftenden Nationalökonomien ihrer wichtigsten Stellschraube, nämlich der eigenen Währungspolitik.
Der Euro war eben nur am Rande eine Währung, sprich eine rational durchgestylte Zahlungseinheit. Der Euro war stattdessen ein euro-nationalistisches, hoffnungslos überfrachtetes Politikum. Mit Hilfe des Euro sollte das beste Europa, das es je gab und das sich unumkehrbar seit sechzig Jahren immer weiter entwickelt hatte und auch weiter entwickelt hätte, in ein zwangsunioniertes, neues tausendjähriges Einheitseuropa hinein gezwängt werden.
Die nie ganz deutlich gemachten Absichten der Euro-Väter, die von Ökonomie und Fiskalpolitik wenig beleckt waren (wie beispielsweise Helmut Kohl oder Francois Mitterand), hatten einen, aus gestriger Sichtweise geborenen, recht diffusen Plan im Kopf Europa in seiner produktiven, höchst positiven Vielfalt auf Gleichheit zu schalten. Offenbar in der Annahme, dass diese Gleichheit eine qualitative Verbesserung des politischen Europas wäre. Europa sollte erklärtermaßen mit Hilfe einer neuen Einheitswährung zum erfolgreichsten Start up der Weltgeschichte werden. Europa sollte binnen weniger Jahre vermittels des Euro zur führenden Wirtschaftsmacht auf diesem Globus aufsteigen. Nicht unbescheiden.
Euro-nationalistisches Politikum
Mit einer artifiziell erzeugten Euphorie gelang ein Scheinstart und schon kurze Zeit nach der Einführung des Euro im Jahre 2002 klopften sich die Politiker gegenseitig auf die Schultern ob dieses Geniestreiches namens Euro. Sämtliche Kritiker des Euro sowie deren Argumente wurden ignoriert. Das, was man seit spätestens 2011 Euro-Krise nennt, ist eine massive Liquiditätskrise.
Die Länder des Euro-Südens haben aus einer Vielzahl unterschiedlicher Gründe ihre Verpflichtungen aus dem Euro-Vertrag nicht eingehalten. Ihre Volkswirtschaften erreichten nicht den projektierten Produktivitätsgrad. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Länder entwickelte sich im Euro-Korsett nicht wie von den Währungserfindern geplant. Im Gegenteil, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Euro-Südens nahm unter dem Joch des für sie zu harten Euros ab.
Gleichzeitig machten es sich eben diese Euro-Krisenstaaten gemütlich. Sie fluteten ihre nationalen Volkswirtschaften mit geliehenem Geld, das sie versehentlich wie verdientes Geld behandelten. Schließlich waren sie unter dem Dach der harten Euro-Währung und der mit haftenden, starken Euro-Länder wie Deutschland plötzlich auf den internationalen Finanzmärkten kreditwürdig wie nie zuvor.
Man leistete sich einen nationalökonomischen Luxus ohne Skrupel. Der Bankensektor und die nationalen Haushalte wurden aufgebläht und Schulden wurden mit neuen immer höheren Schulden beglichen. Bis die Blasen platzten.