"Die Bevölkerungsdynamik wird vom Sterben geprägt sein, nicht mehr von der Geburt. Gesellschaft und Kultur werden so erschüttert sein, wie nach einem lautlosen Krieg. Deutschland wird älter und zahlenmäßig schwächer werden - nach Schätzungen der UN im Jahre 2025 um zwölf Millionen Menschen. Das sind mehr als die Gefallenen aller Länder im Ersten Weltkrieg. Im Tierreich wäre diese Population zum Aussterben verurteilt. In der Anthropologie nennt man solche Arten: lebende Tote. "
Dieses Zitat verdankt die Menschheit Frank Schirrmacher, der im Alter von 54 Jahren am Freitag vergangener Woche starb. In seinem 2005 erschienenen Bestseller "Das Methusalem-Komplott", das sich vor allem an die deutsche Baby-Boomer-Generation, die Schirrmacher zwischen den Jahrgängen 1950-1964 ansiedelt und der er selber angehört, wendet, verbreitete er in ziemlich alarmistischer Weise Angst und Schrecken unter seinen Altersgenossen.
So wie die aktuelle große Koalition sich mit ihrem Werbegag, nämlich der Rente mit 63, bei den Baby-Boomern empfehlen wollte, war es ein marktstrategischer Schachzug Schirrmachers sich eben mit dieser Baby-Boomer-Generation ein zahlenmäßig großes und gerade ideales Leserpotenzial auszusuchen. Die Baby-Boomer-Generation ist zahlungskräftig, geht auf die Rente zu, steht noch voll im Leben, spürt aber individuell an Körper, Geist und Seele die ersten Alterserscheinungen und die damit verbundenen Verlustängste. Bei Schirrmacher klingelte es im Portemonnaie. Ob sich die Rente mit 63 für die große Koalition auszahlt, bleibt allerdings abzuwarten.
Deutschland, der 1.Weltkrieg, zwölf Millionen Bevölkerungsverlust, lebende Tote, ein bisschen Tierreich und eine Population, die zum Aussterben verdonnert wäre - all dies presst Schirrmacher in einen Satz zusammen, um den Leser auf maximale Art Methusalem-Ängste einzujagen: Du wirst alt und überflüssig. Du wirst hilflos, du verkümmerst seelisch und dies egal, ob Du reich oder arm bist, krank oder gesund. Und Schirrmacher duzt dich, um dich in seine Apokalypse mit hineinzuziehen. Und gleich schießt er noch eine die Gesellschaft seit langem zerfressende Angst, die sich niemand ausspricht und nicht einmal denkt hinterher. Er setzt die Altersangst in Korrelation zu Samuel Huntingtons "Clash of civilizations", "der nach dem Ende des Ost-West-Konflikts einen neuen Krieg der Kulturen, einen existenziellen Konflikt zwischen einem fundamentalistischen Islam und einem technologischsäkularen Westen herauf ziehen sah."
Du, Babyboomer wirst steinalt
Schirrmacher warnt, beschwört und droht: Du, Babyboomer, wirst steinalt, du wirst Dich seelisch verkümmert um die immer rarer werdenden Pflegeplätze im Altersheim streiten, um Rente und Krankenversicherung betteln und du wirst Kontakten zu jungen Menschen hinterherkriechen. Schirrmacher zitiert den Soziologen Peter Schimany und spricht von einem "historisch neuen Knappheitsverhältnis" was die Zahl der Enkel angeht: "Es wird noch Großeltern geben, aber viel weniger Enkel(...)in dem es zu einem Mangel an Verwandten überhaupt, insbesondere aber zu einem Verschwinden der Enkel kommt."
Schirrmacher präsentiert all diese Weisheiten, als hätte er eine Erfindung, die Ihresgleichen sucht gemacht, wenn er anlässlich seiner Promotion-Tour zu seinem Methusalem-Komplex dem staunenden Volk verkündete: Du, Babyboomer wirst eine Million Stunden leben, du wirst ein Stundenmillionär sein, das sind 114 Jahre und davon wirst Du die letzte Hälfte qualvoll, ehrlos und würdelos dahin siechen. Und grausam prophezeit Schirrmacher: "Uns wird die Paranoia der reichen Erblasser befallen, weil wir nichts anderes zu vererben haben als die Befreiung der Erde von unserer Existenz. In den Mienen und im Augenspiel der wenigen Jungen lesen wir das Urteil oder den Vorwurf, die Hoffnung oder Frage, in jedem Fall die Erinnerung an unser großartiges Versprechen: warum seid ihr nicht tot?" Und er bedroht den potenziellen Leser weiter: "Aber die Uhr tickt und die Babyboomer nähern sich der Pensionierung...Bisher glaubte man, dass die ersten Boomer im Jahre 2011 in den Ruhestand treten, und die Alterswelle uns dann erst erreicht. Heute ist die Annahme realistischer, dass die erste Welle uns bereits im Jahre 2008 trifft (...). Verkündet Schirrmacher hier de facto das unausweichliche Ende Deutschlands, fünf Jahre vor Sarrazin?
Verkündete Schirrmacher das unausweichliche Ende Deutschlands?
Hemmungslose Scharlatanerie, eine gute Portion Clowneske und eine geschickte Sozialisierung eigener Altersängste des damals 45-jährigen Schirrmachers, der zu jeder Psychologisiererei jeder Zeit bereit war, könnte die Haupttriebfeder Schirrmachers gewesen sein sich mit seinem höchst persönlichen Methusalem-Komplex höchste Aufmerksamkeit und etwas vergoldete Perspektiven für die eigene Zukunft zu sichern. Gleichzeitig empfiehlt Schirrmacher seinen Lesern irgendeine ominöse Revolution, eine Art Mitmachspiel, dies allerdings nach seinen Regeln, die auf eine sehr esoterische Art in irgendein Nirwana führen.
Schirrmacher hatte nicht die Weltformel
Als eine Art Appendix zu seinem Methusalem-Komplott darf man sein ein Jahr später erschienenes Buch "Minimum" in die Betrachtung einbeziehen. Die Erkenntnis, die Schirrmacher faszinierte: Familie und persönliche Bindung machen das Leben der Menschen sicherer und angenehmer und dies allemal in gefährlichen Situationen. Eine alte Weisheit, die immer mehr Menschen aus den Augen und aus dem Sinn verlieren. Aber wäre das in den letzten dreißig/vierzig Jahren außer Schirrmacher noch nie jemandem aufgefallen? Muss sich nicht das Institut der Familie, im Grundgesetz sogar explizit geschützt, im Rahmen eines ganz anderen "Gesellschaftsspiels", als Unterdrückungsinstrument (vor allem der Frau) oder als Keimzelle des Faschismus gar, ebenfalls seit Jahrzehnten, öffentlich beschimpfen lassen? Kämpfen nicht die Kirchen, kämpfen nicht die Konservativen zum Spott dieses ganz konträr laufenden Zeitgeistes seit Jahrzehnten für die Familie, für die Ehe? Welchen Mehrwert lieferte Schirrmacher damals 2005 und 2006 mit seinen beiden dünnen Bändchen über das Altern und über die Familie, die teilweise in alarmistisch großen Lettern daherkamen?
Schirrmacher, dem es in genialischer Weise gelingt seine Fans glauben zu machen, dass er es sein könnte, der die Weltformel mit seinen intellektuellen, visionären, kühnen, allerdings naturwissenschaftsfernen Mitteln und Sensorien tatsächlich finden könnte, verkauft seine Statusmeldungen und Prognosen zur Überalterung, zur Familie, formal als Weltanalyse. Die Welt oder die Menschheit würde in den nächsten Jahren und Jahrzehnten auf den Untergang zusteuern. Dies sei erst das Vorstadium: "Übersetzt man sich die Schätzungen in Bilder, dann wird die Erde wie ein riesiges Altersheim durchs Weltall kreisen.(..) Wieviel Senilität, Vergesslichkeit, Altersdemenz, wie viel Krankheit wird in diesem kollektiven Bewusstsein sein? Wieviel Angst und schlechtes Gewissen, Selbsthass und -Hass?"
Tatsächlich wird die Welt immer jünger
Tatsächlich wird die Welt, genau andersherum als Schirrmacher es vor neun Jahren unterstellte, derzeit wahrscheinlich immer jünger. An vielen Orten der Welt sinkt das Durchschnittsalter der Gesellschaften auf ein nie gekanntes geradezu jugendlich zu nennendes Alter, dank höchster Geburtenraten und sinkender Kindersterblichkeit. In China wirkt die Ein-Kind-Doktrin des menschenfeindlichen Diktators Mao Tse Tung noch nach, aber es gibt durchaus Anzeichen, das sich das gesellschaftliche Klima in China ändern und sehr viel kinderfreundlicher werden könnte. Gesellschaftliche Deformierungen wie das Töten oder Vermeiden von weiblicher Nachkommenschaft wie es in China oder Indien zu beobachten war, werden dort überwunden werden und dies wird die Geburtenrate steigern.
Der Medienmacher Frank Schirrmacher
Schirrmacher ist der Sohn eines Beamten geboren. Nach dem Abitur 1979 an der privaten Humboldt-Schule in Wiesbaden studierte Schirrmacher bis 1984 Germanistik, Anglistik, Literatur und Philosophie an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg und an der Universität Cambridge sowie in Montpellier und an der Yale University (New Haven).
1987 promovierte er mit der Dissertation „Schrift als Tradition – die Dekonstruktion des literarischen Kanons bei Kafka und Harold Bloom“ an der Universität-Gesamthochschule Siegen zum Dr. phil..
2004 veröffentlichte Schirrmacher „Das Methusalem-Komplott“. Darin warnte er vor der Vergreisung der Gesellschaft aufgrund niedriger Geburtenraten und ruft zu einem „Aufstand der Alten“ aufruft. Das Buch wurde in 14 Sprachen übersetzt und 400.000 Mal verkauft.
1984 begann alles mit einer Hospitanz bei der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, ein Jahr später wurde er bereits Feuilleton-Redakteur. 1994 Nachfolger von Joachim Fest als einer der fünf Herausgeber, zuständig für das Feuilleton.
Die US-Zeitschrift Newsweek rühmte Schirrmacher als einen der führenden Intellektuellen. Nach der Figur des unkonventionellen, von Clint Eastwood dargestellten Inspektors Harry Callahan nannte ihn Jakob Augstein in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 2. März 2006 den „Dirty Harry des Feuilletons“.
Schirrmacher prägte das Feuilleton massiv. Im Jahre 2000 weitete er die Rubrik erheblich aus und warb namhafte Journalisten von anderen Zeitungen ab. Doch die allgemeinen Zeitungskrise machte auch Schirrmacher zu schaffen. Seitenumfänge wurden wieder reduziert. Auch die von Schirrmacher ins Leben gerufenen „Berliner Seiten“ wurden 2003 eingestellt.
Unvermeidliche Folge besserer Ernährung, besserer und fortschreitender Medizin ist tatsächlich ein längeres Durchschnittsleben der Menschen. Eine längere Verweildauer des Einzelnen auf dieser Erde, um es in Schirrmacherischer Blumigkeit zu sagen, bedeutet zwingend, dass mehr Menschen gleichzeitig auf diesem Planeten leben, also wächst die Erdbevölkerung auch am oberen Ende der Altersskala. Und dieses Alterswachstum wird sich rapide erhöhen, wenn die jetzt geborenen geburtenstarken Generationen in vielen Teilen der Welt ihrerseits in 50 bis 100 Jahren alt werden. Ganz ungewiss ist die Vermehrungsrate der heute geborenen Baby-Boomer in der zweiten und dritten Welt in den nächsten 20 Jahren. Konkret: Werden die heutigen Baby-Boom-Länder geburtenstark bleiben oder werden sie einen eigenen Geburtenknick erleben?
Schirrmacher beschäftigt sich also in Wahrheit mit einem deutschen, einem westlichen Phänomen und ganz speziell mit seiner eigenen Generation. Und um nicht allzu deutschtümelnd zu wirken globalisiert er sein Thema kurzerhand.
Geburtenkontrolle, Geburtenkontrolle, Geburtenkontrolle
Jahrzehntelang gab es im Westen unter den Trendsettern, Gesellschaftsanalytikern und Zukunftsforschern, die inzwischen völlig aus der Mode gekommene Diskussion über das Wachstum der Erdbevölkerung und darüber, dass diese Erde nicht mehr als soundso viele Menschen ertragen und ernähren könnte. Der Schlachtruf hieß: Geburtenkontrolle, Geburtenkontrolle, Geburtenkontrolle und dies vor allem in der dritten Welt. Heute lässt die Politik lässt, um es flapsig auszudrücken, die Kiste einfach laufen. Das enorme Wachstum der Erdbevölkerung ist indes auf eine durchaus gespenstisch zu nennende Weise aus dem Blickfeld der Politik verschwunden. Weltweit.
Schirrmacher sagte also mit seinen beiden Bestsellern im Kern nichts Neues und vielleicht irrt er sogar, zumindest global, und Schirrmacher bietet auch keine Lösung an, die es nicht bereits gäbe. Mit seiner Aufgeregtheit und dem durchgestylten Marketing der Marke Schirrmacher und seinen ausgeprägten Netzwerkfähigkeiten in den Medien und im Kulturbetrieb schaffte es der Machtmensch Schirrmacher trotzdem einen großen Hype um seine beiden Bücher aufzubauen und das Thema auf die Agenda zu setzen. Dies allerdings in einer Weise, die die Wirkung oder die Aufmerksamkeit der beiden Buches genauso schnell verschwinden ließ, wie diese sich aufgebaut hatten.
Die fitten Rentner und die vernachlässigte Jugend
Ähnlich wie in einem Diätbuch gibt Schirrmacher den Lesern im Westen, die wie tagtäglich zu hören, mit nie dagewesenen demographischen Veränderungen zu kämpfen haben, in seinen beiden Büchern Ratschläge: Halt dich fit, sei wach, denk dich nicht alt, denk dich jung, setz Deine Interessen durch, lass dich nicht diskriminieren, lass dich nicht unterkriegen. Die Realität sieht aber so aus, dass die heutigen Rentner fit sind wie noch nie und laufend fitter werden. Die Realität ist, dass die Babyboomer, die jetzt in den Pensionsabschnitt ihres Lebens eintreten die Schirrmacherischen Ratschläge längst routiniert erfüllen. Sie sind Fitnessstudiogestählt und von Mentaltrainern von aggressive Selbstbehauptung eingestellt. Sie sind in den fetten Jahren der Bundesrepublik oder des Westens aufgewachsen und dies mit höchstem Anspruchsdenken, sie sind Urlaubs-und Freizeitroutiniers, hören auf ihre "innere Stimme" und ihren Körper und sie haben in den fetten siebziger, achtziger und neunziger Jahren unverhältnismäßig viel Geld akkumuliert, das sie in Medizin und Wellness auch investieren.
Die Politik hat sich mit einem enormem, schon brutal zu nennenden Druck auf ein Patentrezept eingestellt, das hochideologisiert und moralisch überfrachtet daherkommt. Der eigene deutsche Nachwuchs reicht als menschliche Luxusbasis, auch für Schirrmachers Babyboomer-Generationen nicht aus, also wird er an den Rand der Gesellschaft gedrängt und der "Markt" wird mit Zuwanderern, Asylanten und allem, was man an menschlichen Ressourcen akquirieren kann, geflutet und dies ganz unabhängig von auftretenden Problemen und komplizierten Realitäten. Der zahlenmäßig schrumpfende "autochthone" Nachwuchs soll die Migranten integrieren und fit machen, um den fetten, in die Jahre gekommenen deutschen Generationen ihr gewohntes Leben auch in Zukunft bieten zu können. Von der rasant wachsenden Altersdiskriminierung, die Schirrmacher populistisch als Teufel an die Wand malte, kann gar keine Rede sein. Die aktuelle Politik ist eine Diskriminierung der jungen und ganz jungen ausgedünnten Generationen, denen Schirrmacher gar kein Angebot macht.
Schirrmachers legendäre Idee
Die Migranten machen es den Deutschen vor. Sie leben im Schirrmacherischen Sinn im Schutze ihrer Familien und auch im Schutze einer klaren Werteordnung, zu der der herrschende westliche Zeitgeist eigentlich konträrer nicht stehen könnte. Es sind die Baby-Boomer-Generationen, die einen kinderfeindlichen Zeitgeist initiiert haben und die die Warnungen der meist konservativen Stimmen, als altmodisch, verkrustet und überkommen in den Wind geschlagen haben und die jetzt das Problem durch Menschenimport lösen wollen. Auf diesen Menschenimport geht Schirrmacher nicht ein und damit naturgemäß auch nicht auf die gesellschaftlichen Irritationen, die sich aus solchen Patentrezepten in Gesellschaften fast immer ergeben. Hier hat Schirrmacher leider auch in den letzten neun Jahren nicht nachgebessert.
Damit hat Schirrmacher sehr wichtige Aspekte des Alterns in Deutschland und im Westen ganz ausgeklammert. Schirrmachers Plädoyer für Kinder und Familie, das er so offen nun auch wieder nicht artikuliert, enthielt viele Selbstverständlichkeiten, verklausuliert dargestellt und intellektualistisch verbrämt.
Das Phänomen Schirrmacher
Frank Schirrmacher war einer der Dirigenten der ganz eigenen und zum Teil in sich selbst rotierenden Feuilletonwelt, in der seine beiden hier beispielhaft heraus gegriffenen Bücher wie siebte Weltwunder gehandelt wurden. Genau so wurden auch seine späteren Bücher, "Payback" und "Ego Das Spiel des Lebens" etwa zu den Folgen des Internets und der Digitalisierung aufgezogen und wie gesellschaftliche Ereignisse, die die Welt verändert hätten, gehandelt. Das ist unbestreitbar das Phänomen Schirrmacher, das er sich in seinen Kreisen und vor allem medienintern zu einem Guru entwickeln konnte, dem Jahrhundert - oder gar Jahrtausendeigenschaften zugeschrieben wurden, wie sie jetzt in den Nachrufen Inflation haben.
Schirrmacher hätte auch noch Naturwissenschaften, Technik, Wirtschaft und Politik in den feuilletonistischen Stammtisch mit aufgenommen, ob immer seriös und das Niveau der Populärwissenschaft übersteigend darf allerdings bezweifelt werden.
Legendär ist Schirrmachers Idee geworden seitenweise bloße Buchstabenfolgen abzudrucken, eine Darstellung des menschlichen Genoms, das 2006 entschlüsselt worden war. Das war zwar nicht mehr als ein aufgeblasener Gag ohne jeden Nutzen für den Leser, aber dieser Gag hat dazu beigetragen, dass sich die Nachricht von der Entschlüsselung des Gencodes in der Öffentlichkeit eingegraben hat. Schirrmacher ist ein Windmacher und jeder Wind hat immer auch seinen Nutzen. An seinen Werken soll man ihn messen. Die zumeist nicht ganz uneigennützigen, unzähligen Nachrufe würdigen den Verstorbenen ungenügend, weil sie sich auf Überhöhungen und auf ein Schwelgen in diesen Überhöhungen verlegt haben. Lesenswert sind die realistischen Schilderungen ehemaliger Mitarbeiter, die mit ein bisschen Abstand, Kenntnis, aber auch wohlwollender Ironie seine Stärken und seine Schwächen schildern. Diese Schilderungen kommen womöglich dem Menschen und dem Phänomen Schirrmacher am Nächsten.