Bettina Röhl direkt

Der Gesellschaftszerstörungsmodus in vollem Gange

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Merkel ist unberechenbar


Die als solide geltende Merkel ist, für Jedermann sichtbar, in höchstem Maße unberechenbar. Sie schaltet Atomkraftwerke an und ab, ohne sich um das zu kümmern, was sie bis dato gesagt hat. Ebenso verfährt sie in der Integrationspolitik, in der Zuwanderungspolitik, in der Bildungspolitik, in der Asylpolitik oder der Türkeipolitik. Sie ist zu allem bereit und lässt das dann als Realpolitik verkaufen. Ein trügerisches Uns-geht's-gut-Gefühl der überwältigenden Mehrheit der Gesellschaft ist das Fundament der Union und Merkels persönliches Fundament. Gleichzeitig haben sehr viele Menschen im Land ein mulmiges Gefühl und klammern sich an Merkel, die - eigentlich ironisch gemeint - neuerdings mit einer Sehnsucht nach Halt motiviert gern "Mutti" genannt wird. Die kinderlose Merkel ist alles andere als eine Mutti. Sie ist kalt und auf den Erfolg des jeweils nächsten Tages fixiert. Und das wäre ja nicht einmal die schlechteste Eigenschaft für einen Bundeskanzler, wenn nicht die komplette Aufgabe der Werteordnung der von ihr beherrschten Partei damit einher ginge.


Die Grünen haben das maximale Zerstörungspotenzial bereits abgeliefert
Die Gelben von der FDP haben sich bis auf Weiteres von der politischen Bühne verabschiedet. Die neuen Blauen von der AfD bleiben bisher konturlos und der Prozess ihrer Parteiwerdung ist recht unstrukturiert. Die SPD kann die Frage, was rot ist oder was links ist, schon lange nicht mehr beantworten. Die Linkspartei ist ein sinnloses populistisches Konglomerat aus Postkommunisten, Kommunisten und wirren Westlinken, die eines eint, nämlich, mit utopischen Forderungen und Versprechungen öffentlich alimentierte Posten ergattern zu wollen. Die Grünen haben das maximale historische Zerstörungspotenzial, das sie der Bundesrepublik zufügen konnten, abgeliefert und eigentlich ihre Existenzberechtigung endgültig verloren. Es bedarf der Grünen, die so viele falsche Ideen in die anderen Parteien hinein getragen haben, nicht mehr. Die CDU und die SPD können Gesellschaftzerstörung inzwischen genauso gut wie die Grünen und sogar schneller.
Seit der Wahl vom 22. September ist die Bundesrepublik in einem geordneten Chaos-Modus. Die Republik driftet sanft nach links, wobei keiner mehr weiß, was links noch mal gewesen ist.
Die Südländer, die am Euro-Tropf hängen und gleichzeitig unter ihrer Zwangsmitgliedschaft unter dem Euro leiden, stehen ökonomisch vor der Frage, ob sie auf einem niedrigeren Niveau Weltmarkttauglichkeit erlangen oder ob ihnen dieser Ausweg aus euro-ideologischen Gründen verwehrt wird. Und die Bundesregierung sonnt sich in ihrem Bewusstsein das Dickschiff im trüben Euro-Meer zu sein, aber ist unfähig, die europäischen Märkte und Europa durch eine Modifizierung des Euro-Vertrages zusammen zu führen und zusammen zu halten. Es ist wirklich verdammt peinlich, wenn sich in dieser Lage eine Partei damit rühmt, ein Betreuungsgeld durchgebracht zu haben.
Das trügerische Wohlbefinden der Massen

In den Wirtschaftswunderjahren bis 1965 ging es der westdeutschen Gesellschaft unverschämt gut. Dank Vollbeschäftigung hatte jeder Deutsche an der Wohlfahrt teil. Dann gab es eine kleine Konjunkturdelle, die man im Nachhinein als bedeutungslos bezeichnen darf. Spätestens seit 1968 bis Ende der siebziger Jahre ging es wieder wirtschaftlich wieder steil bergauf. Der höchste Stand an Liberalität, an Freiheit, an Gleichheit und Brüderlichkeit mitten im Kapitalismus, von dem ein Land nur träumen kann. Dieses Jahrzehnt ist gleichzeitig das sogenannte rote Jahrzehnt, in der die sogenannten 68er und dann die Grünen das Land nach allen Regeln der Kunst verteufelten und seitdem systematisch zu zerstören versuchen.
Vergleicht man das heutige trügerische Wohlgefühl der Massen mit dem berechtigten Wohlempfinden von damals, kommt Trauer auf. Trauer über die Ignoranz gegenüber dem geschichtlichen Werdegang. Und Trauer über Fehler, die man nicht mehr reparieren wird können, aber auch über Fehler, die einfach nicht repariert werden. Und schlimmer noch, Trauer über eine gewisse Determination im Gesellschaftszerstörungsmodus voran zu schreiten.

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