Bettina Röhl direkt

Deutschland am roten Abgrund

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Merkels Sucht, sich grün politisch korrekt zu verhalten

Von der mächtigsten Frau der Welt zu einer Has Been Quelle: AP

Merkels Sucht sich grün politisch korrekt und mainstreamig zu verhalten, ist ihr eigener Stolperstein geworden. Ihre Sucht, die eigenen Stammwähler ein bisschen zu quälen und sich im linken Lager beliebt zu machen und zum Beispiel grüne Umweltziele 1:1 zu übernehmen, haben manch einen Nicht-Wähler, der eben auch nicht mehr CDU wählt, hervor gebracht.

Dass die bisherige rot-rot-grüne Opposition ihre Wahlkampfthemen taktisch und extrem selektiv ausgesucht hat und alle wichtigen Zukunftsfragen im Wahlkampf unterdrückt hat, ist die für das linke Lager typische, unsaubere Kampfmethode, die aus der Sicht des linken Lagers natürlich verständlich ist. Man will an die Macht. Man will eine neue Republik kreieren und die Grünen wollen in Wahrheit, jenseits der Verfassung, einen neuen Menschen und eine neue Gesellschaft auf deutschen Territorium erzwingen. Das weiß man, wenn man einigermaßen politisch denkt. Das Merkelsche Durchlavieren und ihre schon borniert zu nennende Ignoranz gegenüber der Realität taugen nicht zu ihrer Entschuldigung.

Man kann es nicht oft genug wiederholen. Migration, Integration, die Rentenfrage, die Sozialversicherungsfrage, die Energie- und die Bildungsfrage - sind Baustellen, für die es kein Konzept gibt. Auch Merkels Union hat keine Konzepte und sie traut sich nicht diese Themen, die wortlos und selbstverständlich unter grün-roter Dominanz bearbeitet werden, selber auch nur anzusprechen.  
Der Wahlkampf war thematisch gesehen eine Gespensterveranstaltung und auch das ist Teil des Merkelschen Murkses. Eine 41,5-Prozent-Union lässt sich von Merkel in einer Weise lenken, die man kaum noch nachvollziehen kann. Aber jetzt ist Mutti Merkel an ihre Grenzen gekommen. Und sie hat die größte deutsche Volkspartei gleich mit an die Wand gefahren.

Von der mächtigsten Frau der Welt zu einer Has Been

Vielleicht rettet Steinbrück die Kanzlerin. Er hat eine Koalition und auch eine Duldungsabrede mit der Linkspartei zwar ausgeschlossen, aber er hat auch gesagt, dass er persönlich für eine große Koalition nicht zur Verfügung stünde. Jetzt ist die Geschäftsgrundlage jedoch eine andere und Steinbrück hätte die Möglichkeit, sich ohne Gesichtsverlust nach den üblichen Sondierungskarussels auf den Vizekanzlerstuhl zu setzen. Ob er das allerdings innerparteilich durchstehen könnte, ist die große Frage. Wenn Steinbrück, trotz aller Beteuerungen dies nicht zu tun, jetzt mit der Linkspartei zusammenginge, würde das bürgerlichen Lager zwar aufjaulen, aber das in der veröffentlichten Meinung herrschende grüne Lager würde jubeln und den Weg frei machen: mit allen Möglichkeiten, was nicht ginge, was zu beachten wäre, was getan werden müsste und was bedenklich sein könnte.

Man lasse sich also von der jetzt üblichen AfD-Schelte nicht beirren. Merkel hat sich bei dieser Wahl als das erwiesen, was sie ist, nämlich ein viel kleinerer Geist als gemeinhin angenommen. Als eine taktische Versagerin und als eine Verräterin der Interessen des bürgerlichen Lagers, dem zu dienen sie angetreten ist. Hätte sie sich in Sachen der beiden jetzt an der Fünf-Prozenthürde gescheiterten Parteien nur minimal klüger verhalten, die Republik sähe jetzt anders aus. Obendrein hätte Merkel der Demokratie und dem Recht einen Dienst erwiesen.

Merkels Fallhöhe von der mächtigsten Frau der Welt zu einer Has Been wäre gigantisch. Steinbrück muss wissen, dass die Mehrheit in Deutschland eine große Koalition will. Auch wenn die nicht wirklich schön ist.

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