Bettina Röhl direkt

Schluss mit dem Schleichwerbungsvorteil der Grünen!

Bettina Röhl Publizistin

Die öffentliche Denk-und Empfindungslage in Deutschland ist grün. Deshalb gerät fast jede Berichterstattung zu fast jedem Thema unauffällig zu grüner Propaganda.

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Der Mainstream in Deutschland denkt grün. Quelle: dpa

Waffengleichheit für alle politischen Parteien. Das ist ein ehernes Verfassungsgebot. Das gilt zwar immer und für jeden Tag einer Legislaturperiode, aber vor einer Bundestagswahl macht es in besonderer Weise Sinn daran zu erinnern. Der Souverän, das Volk, der einzelne Wahlbürger soll frei entscheiden, welcher politischen Partei er seine Stimme gibt.

Sind Wahlen in Deutschland wirklich frei? Man ist geneigt zu denken, sie seien es, weil der Staat oder besser, dessen Regierung relativ erkennbar nicht manipulativ in das Wahlgeschehen eingreifen. Der Staat als eigentlicher Adressat der Verfassung, als eigentlicher Verpflichteter die Spielregeln der Verfassung und so auch die Freiheit der Parteien zu achten, verhält sich grundgesetzkonform. Es sind einzelne Akteure, es ist ein gruppendynamischer Ungeist, es ist ein verkommener Mainstream im Staatsapparat, der das eigentliche Problem ist, wenn es denn eins gibt.

Und es gibt ein gewaltiges Problem der systematischen Parteienmanipulation und faktischen Einschränkung der Wettbewerbsfähigkeiten der einzelnen Parteien. So wie die Gesellschaft insgesamt tickt, ticken natürlich auch die Menschen, die systemrelevante Tätigkeiten im Staatsgebilde ausüben. Das gilt für den gesamten öffentlich-rechtlichen Sektor und in besonderem Maße auch für die öffentlich-rechtlichen Medien.

Der Mainstream ist grün gebürstet

Der Mainstream heute ist, anders als noch vor zwanzig Jahren, nicht mehr rot, sondern grün gebürstet und dem unterwerfen sich alle politischen Parteien, die damit ihrem Verfassungsauftrag, mit Ausnahme der Grünen, die die Denk-Ge- und Verbote setzen, nicht mehr nachkommen.
Die Unionsparteien oder die FDP und selbst auch die SPD und gar die Linke bringen, entgegen dem Verfassungsgebot, kein eigenes Programm mehr zustande, sondern sie lassen ihre eigenen politischen Vorstellungen - siehe Merkels undurchdachte und ungeheuerliche Energiewende - permanent zuvor durch den grünen Filter, den Mainstream-Filter, laufen. Man könnte auch von einem vorauseilenden Gehorsam gegenüber den Grünen sprechen.

Links ist gut, konservativ ist böse

Wie das Einkommen das Wahlverhalten bestimmt
Die Anhänger dieser Partei würde wahrscheinlich diese Wahlkabinen nicht betreten - es ist die Partei der Nichtwähler. 18,5 Prozent der Nichtwähler verdienen weniger als 1.000 Euro pro Monat. Auch in der Einkommensgruppen über 2.500 pro Monat finden sich immer noch 26 Prozent der Nichtwählerpartei.Quelle: Abteilung Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Universität Leipzig Quelle: REUTERS
Die Linkspartei kommt nicht richtig bei den Armen an. Lediglich 6,8 Prozent ihrer Wähler verdienen weniger als 1.000 Euro - 30,8 Prozent der Linke-Wähler stehen hingegen mehr als 2.500 Euro zur Verfügung. Quelle: dpa
Anders als die Vermutung nahe legt, befindet sich auch die SPD bei den Personen, die weniger als 1.000 Euro verdient, klar in der Minderheit. Nur 6,1 Prozent der SPD-Wähler kommen aus dieser Schicht, während bei den Personen mit einem Einkommen von mehr als 2.500 Euro bereits 31,3-Prozent der Wähler stammt. Quelle: AP
Die Piratenpartei hat eine breite Basis an Anhängern. Sie überholt alle etablierten Parteien im Spektrum der Personen, die weniger als 1.000 Euro verdienen: Sie finden hier 10,8 Prozent ihrer Wähler. Und bei den großen Einkommen über 2.500 Euro vereinen die Freibeuter gleich 31,8 Prozent ihrer Wählerschaft. Quelle: dpa
Untentschlossene Wähler stammen zu 32,9 Prozent aus der Einkommensgruppe über 2.500 Euro. Sie sind auch in der Gruppe unter 1.000 Euro mit 11,4 Prozent vertreten. Quelle: ZB
31,8 Prozent der Wähler, die ihr Stimme der CDU/CSU geben, verdienen mehr als 2.500 Prozent. In der Einkommensgruppe von unter 1.000 Euro sind lediglich nur 5,7 Prozent der Wähler. Quelle: dpa/dpaweb
Gut in den allen Einkommensgruppen vertreten: Die Rechtsparteien. 15,8 Prozent ihrer Wähler verdienen weniger als 1.000 Euro; 35 Prozent mehr als 2.500 Euro. Quelle: dapd

Hier soll nicht von der grundsätzlichen Schieflage der politischen Ordnung die Rede sein, die darin besteht, dass den politischen Lagern von vorne herein in verfassungsfeindlicher Weise moralische Kategorien zugeordnet werden, links gleich grundsätzlich, prinzipiell und ausnahmslos gut und konservativ entsprechend gleich böse. Dieser Webfehler beeinträchtigt die Wettbewerbschancen aller Parteien in unangemessener Weise und begünstigt jene der Grünen, die folgerichtig von Wahlperiode zu Wahlperiode in geradezu unheimlicher Kontinuität Wahlzuwächse verzeichnen können. Hier soll die Rede vom allgemeinen wahlrelevanten Kommunikationsverhalten, das das allgemeine gesellschaftliche Geschehen beherrscht, sein: flächendeckend Schleichwerbung für die Grünen, wohin das Auge sieht oder das Ohr hört. Und diese Schleichwerbung ist gefährlicher als jeder staatliche Eingriff sein könnte.

Schleichwerbung für die Grünen

Es ist gerade eine Woche her. Da gab es die berüchtigten Ostermärsche von kleinen Gruppen an verschiedenen Orten in der Republik. Eigentlich irrelevant, inhaltlich überholt und nicht der Rede wert. Aber, wie jedes Jahr erhielten die eigentlich armseligen Ostermarschierer ein überproportionales Medienecho. Und es wurde prinzipiell anerkennend über die hehren Ziele dieser untergehenden außerparlamentarischen Opposition berichtet; Atomkraft- Nein Danke, Waffenproduktion und Export in Deutschland abschaffen, Waffen der syrischen Opposition dann andererseits liefern, Solidarität mit den Bedürftigen und nieder mit den Unterdrückern und überhaupt. Zufällig war die Darstellung der Ziele der Ostermarschierer, von denen es in ganz Deutschland ein paar hundert gab, identisch mit den Lieblingszielen der Grünen. Und diese Nullnummer wurde den gesamten Tag über auf allen Kanälen wie etwas Wichtiges und Wertvolles gesendet.
Kein Wort darüber, dass die Ostermarschbewegung eine Propaganda-Erfindung der Stalinisten aus Moskau und Ostberlin war mit dem Ziel das System in der Bundesrepublik und in anderen westlichen Ländern von innen heraus zu zersetzen. Die dümmliche und verlogene Friedensapostelei der Ostermarschierer schwebte stattdessen wiedermal wie ein Heiligenschein über der Berichterstattung und mindestens unterbewusst ist das Ziel klar: den Grünen etwas zukommen zu lassen.

Deutsch geht sonst gar nicht, aber die Ostermarschbewegung wird wie ein deutsches Kulturgut, ein deutsches Protestkulturgut behandelt, das bewahrt werden muss. Die Ostermarschbewegung ist eine atheistische Spielart des sonst christlichen Festes. Und während die Idioten Ostereier suchen, gar in die Kirche gehen und sich den Lammbraten reinziehen oder das Oster-TV-Programm konsumieren, kämpfen wackere Naturliebhaber bei jedem Wetter entbehrungsreich für Frieden und Umwelt. Eben die Guten, die so sind wie die Grünen.

Die eiserne konservative Lady


Regieren ohne Kompromisse
Margaret Thatcher mit Königin Elizabeth II 1979, im Jahr ihrer Amtseinführung. Die ehemalige britische Premierministerin wurde 1925 in Grantham geboren und verstarb am 8. April 2013 im Alter von 87 Jahren. Quelle: AP
Über zehn Jahre regierte Margaret Thatcher die Briten. Ihren ersten Wahlsieg feierte Thatcher 1979, als die damalige Parteiführerin ihre konservative Labour-Party aus der Opposition zurück in die Regierung führte. Nicht nur wegen ihrer konservativen Wirtschaftspolitik, sondern auch wegen ihres harten Führungsstils ist die britische Premierministerin seit dem als „Eiserne Lady" bekannt. Quelle: AP
Vor ihrer politischen Karriere arbeitete Thatcher als Chemikerin und soll sogar an der Erfindung des Soft Eis beteiligt gewesen sein. Das Bild zeigt die damalige Oppositionsführerin 1975 mit dem kalifornischen Gouverneur Ronald Reagan, der später als US-Präsident einer der engsten Verbündeten Thatchers werden sollte. Quelle: AP
Ihren Spitznamen festigte Thatcher spätestens durch ihre Reaktion auf den Streik der britischen Bergarbeiter in den Jahren 1984 und 1985. Thatcher saß den Protest der Bergarbeiter gegen die von ihr geplanten Schließungen einfach aus, bis den Streikenden nach einem Jahr das Geld ausging. Die Gewerkschaften mussten eine erheblichen Machteinbuße in Kauf nehmen, Thatcher hingegen ging aus dem ein Jahr dauernden Disput gestärkt hervor. Sie setzte im ganzen Land Privatisierungen durch und schraubte den Einfluss des Staates auf den Markt auf ein Minimum zurück. Quelle: AP
Auch in der Außenpolitik regierte Thatcher mit harter Hand. Als Grund für ihren Wahlerfolg 1983 gilt ihr Sieg über Argentinien im Falklandkrieg ein Jahr zuvor. Seit 1833 beansprucht Großbritannien die Insel für sich und verteidigt sie seit dem erfolgreich. Argentinien musste 1982 nach nur 74 Tagen seinen Angriff auf die Insel abbrechen. Nachhaltig lösen konnte Thatcher den Konflikt jedoch nicht: Noch immer sieht Argentinien die Insel als Staatsterritorium an. Quelle: AP
Thatcher im Dezember 1984, zwei Monate nach dem Anschlag auf das Brighton-Hotel. Die irische Rebellentruppe IRA tötete bei dem Anschlag fünf Menschen, Thatcher blieb unverletzt. Als die Bombe mitten in der Nacht explodierte, schrieb die Premierministerin noch an einer Rede für ihren nächsten Tag. Die Bombe zerstörte zwar ihr Badezimmer, nicht jedoch ihr Schlaf- und Aufenthaltszimmer. Quelle: AP
Thatcher mit dem deutschen Ex-Kanzler Helmut Kohl. Das Verhältnis der britischen Premierministerin zum europäischen Festland war gespalten. „I want my money back", forderte die eiserne Lady 1984 bei einem Gipfel der Europäischen Gemeinschaft in Fontainebleau: Großbritannien zahle als wirtschaftliches schwaches Land zu viel in den gemeinsamen Topf und bekomme zu wenig zurück, so Thatcher. Sie setzte sich durch: Großbritannien bekommt bis heute etwa zwei Drittel seiner Netto-Beiträge an den EU-Haushalt erstattet. Auch in Deutschland war die Premierministerin bekannt für ihren Starrsinn. So stellte sie sich bis zum Ende gegen die deutsche Wiedervereinigung. Quelle: AP

Gerade ist die eiserne Lady Margret Thatcher gestorben. Da war in vielen seriösen Programmen zu hören, dass sie vor allem für ihren Falklandkrieg und ihre Einschnitte in die sozialen Netze Großbritanniens bekannt geworden sei; die furchtbare konservative Premierministerin, Freundin des kriegstreibenden US-Präsidentin Ronald Reagan, als Sinnbild des Bösen, war so en passent schnell gezeichnet. Krieg, soziale Kälte, Kapitalismus, Imperialismus standen unausgesprochen plötzlich im Raum.
Dass Margret Thatcher in ihrer Amtszeit das Wunder vollbracht hatte das von den Gewerkschaften und der Labour-Partei in den wirtschaftlichen Ruin getriebene England wirtschaftlich wieder auf die Beine zu stellen und die sozialen Einrichtungen des Landes wieder mit Geld zu fluten, aber eben den Selbstbedienungsladen der Gewerkschaften zu schließen, kam mindestens in der ersten Berichterstattung nicht vor.

Schaut man sich die gängige Berichterstattung über die NGOs an, über die Nichtregierungsorganisationen, so fällt auf, dass über Missbräuche und Verwerfungen, die es in diesem Bereich natürlich gibt, nie berichtet wird. Persönlichen Bereicherungen an Spenden und Stiftungsgeldern werden wie nicht existent aus den Medien eliminiert. Und selbst als NGOs getarnte Organisationen mit verwerflichen politischen Zielen werden gehätschelt und getätschelt und es wird der Eindruck erzeugt, als sei es ein krimineller Akt eine Nichtregierungsorganisation auch nur anzuzweifeln.

NGOs und andere Veranstaltungen

Nein, NGOs werden in die Öffentlichkeit transportiert wie Veranstaltungen von Engeln und anderen Gutmenschen, die hierzulande oder in der Dritten Welt zufällig immer grüne Ziele verfolgen.
Die Berichterstattung über das 1.Mai-Geschehen, etwa in Berlin oder Hamburg, hebt die hehren Ziele der "Demonstranten" hervor, die etwa Wohnraum für alle fordern, oder gegen die Gentrifizierung vorgingen oder umweltfeindliche Protzautos mit dem Streichholz aus dem Verkehr ziehen oder sonst auf Missstände aufmerksam machen, die sonst keiner wahrhaben will. Gleichzeitig wird in den Medien über die 1.Mai-Demos, die regelmäßig extrem gewalttätig enden, notorisch berichtet, dass diese Demos gleichzeitig fröhlich, bunt und geradezu unheimlich friedlich, multikultig, vernünftig und kooperativ seien. Auch dies gerät schnell zu reiner Schleichwerbung für die Grünen und dies auf eine ganz unverdächtige Art und Weise. Ein paar Junggrüne sind dann auch noch dabei und können ihr Fähnchen besonders hoch in die Medien halten.

Haufen von Ideologismen

Die Partei hat immer Recht - nicht nur zu Stalins Zeiten. Quelle: dpa

Auch die Berichterstattung über die grundgesetzwidrige Genderpolitik, die auch in Deutschland inzwischen längst (am Souverän vorbei) implementiertes Gesetz ist, gerät regelmäßig zu einem grünen Werbespot. Gleiches gilt für die Berichterstattung über Frauenpolitik, Ehegattensplitting, den Ausbau der Kitaplätze, Bildungspolitik, Integrationspolitik, Tierschutz, Landwirtschaft, vegetarisches Essen und vieles mehr. Immer erweist sich, dass die Grünen in allem recht haben, ohne dass man es explizit benennen muss. Und das vor allem die Konservativen flächendeckend irrten.
Eigentlich jede durchschnittliche Nachrichtensendung enthält mindestens ein oder oft mehrere Festmenus für die Grünen. Der grüne Punkt, eigentlich ein echter Abfallentsorgungsflop der Grünen, ist zwar nicht in Mode und niemand weiß genau was die grüne Marke eigentlich bedeutet, aber der grüne Punkt ist trotz allem erst mal gut. Man kann das Produkt kaufen und die grüne Partei, die immer recht hat, dann auch wählen.

Grün hat immer recht

Die Schleichwerbung für die Grünen ist de facto ein Eingriff in das Demokratiegebot des Grundgesetzes und auch in das Rechtsstaatsgebot. Die Partei hat immer Recht, grölte Stalins Jugend auch in Ostberlin. Ähnliches grölte auch Hitlers Jugend. Aber die Grünen haben immer recht. Das muss niemand heraus grölen, weil sie objektiv immer recht haben.

Das ist das Wesen des Mainstream, das alle, die in ihm schwimmen, diesen nicht als mitreißenden Fluss wahrnehmen. Das allgemeine Denken und Empfinden ist grün. Und an dieser erschütternden Wirklichkeit kann auch die Kanzlerin, die die Grünen auf der grünen Seite zu überholen versucht, um ihnen das Wasser abzugraben, wenig ändern. Sie ist nur ein Beschleunigungskatalysator einer unguten Entwicklung.
Dass die Grünen, auf deren teils sehr unselige Geschichte hier nicht im Detail eingegangen wird, einen Haufen von Ideologismen und in Wahrheit recht fanatischen Irrtümern täglich neu anhäufen und die Gesellschaft von einer Verwerfung in die nächste jagen, ist hier allerdings der guten Ordnung halber beim Namen zu nennen. Schluss mit dem Schleichwerbungsprivileg der Grünen.

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