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Subventionskönigin Alice Schwarzer

Bettina Röhl Publizistin

Nach 30 Jahren Steuerhinterziehung hat Alice Schwarzer Selbstanzeige erstattet. 20 Jahre Steuerhinterziehung waren verjährt. Für zehn Jahre unversteuerte Zinsen zahlte Schwarzer 200. 000 Euro und ein bisschen mehr. Jetzt stellt sich die Frage: Ist Alice Schwarzer noch subventionswürdig? Wohl kaum.

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Alice Schwarzer sieht sich nach ihrer Steuer-Beichte scharfer Kritik ausgesetzt. Quelle: dpa

In Köln am schönen Rhein steht der mittelalterliche Bayenturm, einst Wahrzeichen und Machtzentrum der Rheinmetropole. Heute heißt es in Köln noch immer, wer die Macht über das nach dem Krieg restaurierte Bauwerk hat, hat die Macht über die Stadt Köln. Da mag schon einiges dran sein. Die Machthaberin über den Bayenturm, der auch Hexenturm genannt wird, heißt seit zwanzig Jahren Alice Schwarzer. Und die für ihren autokratischen Führungsstil bekannte Frauenkämpferin gilt als knauserig. Weniger knauserig scheint sie sich selbst gegenüber zu sein, wie man wohl in Ansehung ihrer mehr als dreißig Jahre währenden Hinterziehung von Kapitalertragsteuern auf ein kleines seinerzeit in die Schweiz transferiertes Vermögen vermuten darf.

Die gemeinnützige Stiftung der Alice Schwarzer mit dem Namen FrauenMediaTurm hat eben diesen Turm seit 1994 auf Grundlage eines 70-jährigen Erbpachtvertrages (30 Jahre und zwei Mal kann für jeweils 20 Jahre optiert werden) von der Stadt Köln in Besitz genommen. Der Erbpachtzins ist besonders günstig ausgefallen, das Ganze dient ja einem guten Zweck. So hat der Erbpachtzins ausweislich des Wirtschaftsplanes 2008 (liegt der Autorin vor) 15.334,00 Euro pro Jahr betragen. Das macht bei circa 200 Quadratmeter, verteilt auf vier Stockwerke in einer absoluten Solitärlage und Immobilie mit 180 Grad Rheinblick rund 1277 Euro Monatsmiete. Moritz von Uslar hat seinen Besuch in diesem Turm 2012 für die Zeit aufgeschrieben. Da kann auch eine finanzhungrige gemeinnützige Stiftung wirklich nicht meckern.

Herrin dieser Stiftung ist, man muss es nicht sagen, Alice Schwarzer. Sie ist auch Herrin der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Emma, die jeder abonnieren oder am Kiosk kaufen kann. Auch die Emma residiert im Frauenturm. Das Stiftungskapital betrug laut Wirtschaftsplan 2008 eine Million Euro. Die kostenaufwändige Renovierung des Turms hatte 1994 übrigens der strategisch operierende Mäzen Jan-Philipp Reemtsma der Stiftung verpasst.

Von diesem Turm aus organisiert Schwarzer alle möglichen Projekte, die sie selber für einzigartig auf der Welt zu halten scheint. Zum Beispiel das Projekt "FMT (FrauenMediaTurm) Virtuell" oder das Projekt "FMT Visuell" oder das Projekt "Neusortierung". Das erste Projekt FMT Virtuell subventionierte das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) von 2003-2006 mit 600.000 Euro. Das zweite Projekt FMT Visuell (hochtrabend heißt es die "Analyse des Bedeutungswandels visueller Darstellung von Frauen anhand archivarischer Aufarbeitung") soll vom Bundesbildungsministerium  von 2006-2011 eine Summe von 413.611 Euro bekommen haben.

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