Frage 8 "Nur ökologische Landwirtschaft soll finanzielle Förderung erfahren"
Angesichts der vielen Bio-und Ökologieskandale und der gigantischen Irrtümer in Sachen Öko hätte es sich gehört, dass eine Politische Bildung erst einmal eine prägnante Begriffsdefinition liefert. Wer will nicht gutes Essen haben? Und dies zu günstigen Preisen?
Rein in die ökologische Erzeugung von PKW-Diesel heißt neuerdings Verknappung der Erzeugung von Lebensmitteln. Der Aufdruck Bio hat nach seriösen Forschungen eher regelmäßig nicht das bessere, gesündere Essen auf den Teller gebracht. Es gibt jedenfalls keinen Nachweis dafür. Wie genau ist also die Frage gemeint?
Die Frage nach dem getrennten Unterricht
Frage 9 heißt "Alle Kinder sollen ungeachtet ihres kulturellen Hintergrundes gemeinsam unterrichtet werden"
Das impliziert allerdings die Frage: gilt das Grundgesetz oder gilt es nicht? Siehe Artikel 3. Unter der Frage "Getrennter Schulunterricht" wird hier in Wahrheit eine fiktive Rassismusfrage aufgebaut. Daher muss die Gegenfrage gestellt werden: gibt es überhaupt eine Partei, in deren Programm steht, dass Menschen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund in getrennten Schulen unterrichtet werden sollen?
Die entscheidenden Aspekte werden in dieser "Frage" unterdrückt. Wie sieht es mit der Qualifikation der Schüler aus. Wie sieht es mit den Sprachkenntnissen der Schüler aus. Wie sieht es mit dem Willen der Schüler und der Eltern aus überhaupt eine gemeinsame Schule besuchen zu wollen. Um welchen gemeinsamen Unterricht geht es? Spielt die Frage auf politische Diskussionen über Integration, Inklusion, gemeinsam lernen usw. an? Ist also gemeint, ob man dafür sei, dass die Schüler neuerdings gemeinsam bis zur 6.Klasse oder gemeinsam bis zur zehnten Klasse lernen sollen? Oder bis zum flächendeckenden Abitur oder bis zur flächendeckenden Habilitation an sogenannten Exzellenzuniversitäten?
Weitere obskure Fragen
Frage 11 des Wahl-O-Maten lautet: "Deutschland soll aus der Nato austreten". Allerdings: Ein Nato-Austritt wird bestenfalls von Leuten gefordert, die durch Zweifel an ihrer Verfassungstreue gekennzeichnet sind. Was soll diese absurde Frage, die beispielsweise die weniger attraktiven Kreise der Linkspartei hoffähig macht, so als sei das Ganze überhaupt im Moment eine Option für Deutschland, die durch eine Frage der bpb zu unterstützen ist. Siehe hierzu auch Frage 14 "Alle Banken in Deutschland sollen verstaatlicht werden". Hier handelt es sich um ein rechtlich wie technisch undurchführbares Vorhaben, das im Übrigen gesamtwirtschaftlich den größtmöglichen Schaden erzeugen würden. Werden solche obskuren Forderungen von der bpb zu normaler Alltagspolitik hochgejubelt?
Infos zum Wahl-O-Mat
Der Wahl-O-Mat wurde erstmalig 2002 zur Bundestagswahl eingesetzt und von der Zentrale für Politische Bildung entwickelt. Nach und nach übernahmen auch die Landeszentralen das Tool, das Voting Advice Application (VAA) genannt wird.
Der Wahl-O-Mat ist eine Applikation, die ausschließlich politische Positionen beziehungsweise Sachfragen, in den Vordergrund stellt: Zwischen 30 und 40 Thesen zu politischen Fragen, die im Wahlkampf eine Rolle spielen, werden präsentiert.
64,4 Prozent der Befragten bejahen die Aussage, dass der Wahl-O-Mat ihnen dabei geholfen habe, die Unterschiede zwischen den Parteien klarer werden zu lassen. Fast die Hälfte der Befragten (48,1 Prozent) bestätigt, dass der Wahl-O-Mat sie auf bundespolitische Themen aufmerksam gemacht habe, die den Wahl-O-Mat-Usern in ihrer Entscheidungsfindung zuvor nicht präsent waren.
Viele Wahl-O-Mat-Nutzer (70,5 Prozent) geben an, dass sie über das Wahl-O-Mat-Ergebnis mit anderen sprechen werden. 52,1 Prozent der Wahl-O-Mat-Nutzer sagen, dass sie sich im Anschluss an das Spielen des Wahl-O-Mat weiter politisch informieren werden. Eine entsprechend hohe Klickzahlen auf weiterführenden Dossiers zu den Themen legen nahe, dass sie das tatsächlich tun.
Wahl-O-Mat-Nutzer sind jünger sind als die Online-Gemeinde und damit deutlich jünger als die deutsche Bevölkerung. 38,4 Prozent geben an, unter 30 Jahre alt zu sein. Die Wahl-O-Mat-Nutzer sind zudem formal hoch gebildet: Rund 45 Prozent der Befragten verfügen über einen Hochschulabschluss oder sind im Begriff, diesen zu erwerben; der Anteil derjenigen mit formal niedriger Bildung ist gering; weniger als ein Drittel gibt an, einen Hauptschulabschluss/Mittlere Reife zu besitzen oder anzustreben.
Nur 7,1 Prozent der Befragten gaben an, dass der Wahl-O-Mat sie motiviert habe, tatsächlich an der Bundestagswahl teilzunehmen, obwohl sie dies nicht vorgehabt hatten. Und obgleich die Hälfte der Befragten äußert, dass der Wahl-O-Mat ihnen bei der Wahlentscheidung geholfen habe (46,1 Prozent), sagt nur ein geringer Teil der Befragten (rund acht Prozent), dass sie ihre Wahlabsicht aufgrund der Wahl-O-Mat-Nutzung "voraussichtlich" ändern werden. Ob dies tatsächlich geschieht, kann wiederum nicht nachgehalten werden. Die Frageformulierung legt nahe, dass der reale Anteil deutlich niedriger liegt.
Stefan Marschall 2011/Bundeszentrale für politische Bildung/Landeszentralen für politische Bildung
Der Fragenkatalog plätschert teils mit Wiederholungen so weiter. Die wirklich wichtigen Themenfelder der Gegenwart, wie zum Beispiel das Rentensystem, das Gesundheitssystem, das Steuersystem, die Haushaltssteuerung und vorne weg das wichtigste Themenfeld der Integration umschifft die bpb mit ihrem wirklich dämlichen Fragenkatalog, der in sehr vielen Fällen keine wirkliche Antwortmöglichkeit eröffnet.
Die taktischen Parteiprogramme scheinen die unverdaute Grundlage der Fragen gewesen zu sein, die dann allerdings noch weiter ins Ungefähre gebrochen worden sind, so dass am Ende weniger politisch fundierte Meinungen als vielmehr eher dumpfe Stimmungslagen höchst selektiv abgefragt werden. Darüber hinaus wird der Spieler in den Irrtum hinein geschickt, dass er ausweislich eines behördlichen Bescheides im Wesentlichen die wichtigen Fragen der Politik verstanden hätte, wenn er den Katalog durchgearbeitet hat.