Bewegte Jahrzehnte Chronik zur sozialen Marktwirtschaft

Sechs bewegte Jahrzehnte der sozialen Marktwirtschaft. Eckdaten der deutschen Marktwirtschaft.

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Währungsreform am 20. Juni Quelle: AP

1948: Im Juni Währungsreform durch Einführung der D-Mark in Westdeutschland. Aufhebung von Preisbindung und Bewirtschaftung vieler Waren durch Ludwig Erhard, den Direktor der Wirtschaftsverwaltung für die Bizone.

1948: Im November beteiligen sich neun Millionen Arbeitnehmer an einem Generalstreik gegen steigende Preise.

1951: Bundeskanzler Konrad Adenauer und der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Hans Böckler einigen sich auf ein Mitbestimmungsgesetz für Bergwerke, Eisen- und Stahlindustrie.

1953: Londoner Abkommen zur Regelung der deutschen Auslandsschulden.

1955: Höhepunkt des Wirtschaftswunders: Das Bruttosozialprodukt wächst im Jahresvergleich um 14 Prozent, gegenüber 1950 um 57 Prozent, Investitionsrate mit 20,8 Prozent auf Rekordniveau. In Wolfsburg läuft der millionste Volkswagen vom Band.

1956: Die Bank deutscher Länder erhöht wegen wachsender Inflation und im Einverständnis mit Wirtschaftsminister Erhard die Zinsen. Adenauer stellt sich öffentlich gegen Erhard.

1957: Einführung der dynamischen Rente.

1957: Neugründung der Deutschen Bank AG.

1957: Die Bundesrepublik, Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten begründen mit den Römischen Verträgen die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1993 Europäische Union).

1958: Die Fernseh- und Radio-Kombinationsgeräte von Grundig symbolisieren den im Wirtschaftswunder erreichten Wohlstand.

1958: Protestmarsch der Bergarbeiter nach Bonn; trotz massiver Subventionen für die deutsche Steinkohle ist der Trend hin zum Erdöl nicht zu stoppen.

1958: Die SPD freundet sich in ihrem Godesberger Programm mit der Marktwirtschaft an.

Kurt Georg Kiesinger, links, Quelle: AP

1959: Der Ministerrat der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft stellt die Weichen für eine dirigistische gemeinsame Agrarpolitik.

1963: Ludwig Erhard wird Bundeskanzler.

1964: Der millionste Gastarbeiter erhält ein Moped. 4,5 Prozent der Arbeitnehmer sind Ausländer.

1966: 3,7 Prozent Inflation, 673 000 Arbeitslose und sinkende Steuereinnahmen führen zum Ende der Koalition von Union und FDP. Die CDU lässt Kanzler Erhard fallen.

A1967 Die große Koalition mit Finanzminister Franz Josef Strauß (CSU) und Wirtschaftsminister Karl Schiller (SPD) verabschiedet im Sinn der Globalsteuerung das „Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft“.

1967: Start des Farbfernsehens.

1968: Die Mehrwertsteuer löst die alte Umsatzsteuer ab.

1969: Im Streit über eine mögliche Aufwertung der D-Mark zerbricht die Große Koalition. Nach dem Wahlsieg der SPD erfolgt die Aufwertung.

1971/72: Die SPD-Finanzminister Alex Möller und Karl Schiller treten kurz nacheinander aus Protest gegen die Ausgabenpolitik der sozialliberalen Bundesregierung zurück.

1972: Fünf ehemalige Mitarbeiter des IBM-Konzerns gründen in Weinheim SAP – den zukünftigen größten Software-Hersteller in Europa. Eine der raren Erfolgsgeschichten.

Blick auf das leere Quelle: dpa

1972: Erstmals mehr Sterbefälle als Geburten.

1973: Erste Ölkrise: Autofreie Sonntage symbolisieren das Ende des Wirtschaftswunders.

1974: Inflation mit sieben Prozent auf Rekordniveau, die Gewerkschaft ÖTV erstreikt Gehaltserhöhungen von elf Prozent; der neue SPD-Kanzler Helmut Schmidt bemüht sich um Haushaltskonsolidierung.

1975: Erstmals seit 1955 gibt es mehr als eine Million Arbeitslose, das Bruttosozialprodukt schrumpft um 1,6 Prozent.

1977: Ausbau des luxuriösen Berliner Warenhauses KaDeWe zum größten Kaufhaus Europas und zur Touristenattraktion.

1979: Die zweite Ölkrise führt zu mehr Arbeitslosen und Firmenpleiten.

1982: Das „Lambsdorff-Papier“ des FDP-Wirtschaftsministers leitet den Koalitionswechsel seiner Partei ein; Helmut Kohl (CDU) wird Bundeskanzler.

1983: Erstmals mehr als neun Prozent Arbeitslose im Jahresdurchschnitt.

1984: Streiks in der Metall- und der Druckindustrie für die Einführung der 35-Stunden-Woche.

Kurz vor der Wiedervereinigung Quelle: AP

1990: Im Juli Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion der beiden deutschen Staaten, gut drei Monate vor der Wiedervereinigung. Die Mark der DDR wird zum Kurs 1:1 in D-Mark eingetauscht.

1993: Der Europäische Binnenmarkt tritt in Kraft.

1997: Der Bergbau- und Grundstoffkonzern Preussag wandelt sich zum Tourismus-Unternehmen (seit 2002 als TUI AG) – Zeichen des Übergangs von der Industrie- zur Freizeitgesellschaft.

1999: Am 1. Januar ersetzt der Euro zunächst als Buchgeld die Währungen von anfangs elf europäischen Ländern.

2000: Im Februar gewinnt der britische Telekommunikationsriese Vodafone eine erbitterte Übernahmeschlacht und übernimmt die Mannesmann AG. Der einst führende Konzern der Schwerindustrie hatte sich zum erfolgreichen Mobilfunkanbieter gewandelt und stand für den erfolgreichen Wandel hin zur Informations- und Kommunikationsindustrie.

2002: Am 1. Januar wird der Euro in den Staaten der Europäischen Währungsunion auch als Bargeld eingeführt. Die D-Mark verschwindet endgültig als Symbol der wirtschaftlichen Stärke und nationalen Identität.

2003: Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verkündet mit der „Agenda 2010“ umfangreiche Sozialreformen, ein kleiner Schritt zurück zu mehr Markt in der Beschäftigungspolitik.

2007: Im Sommer Ausbruch der internationalen Finanzkrise. Als Erstes erwischt es die IKB.

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