Positiv wertete das IW, dass unter Merkel das Potenzialwachstum der deutschen Wirtschaft von 0,8 Prozent wieder auf 1,5 Prozent verdoppelt werden konnte. Das Potenzialwachstum ist eine geschätzte Größe bei der die langfristige Veränderung des Bruttoinlandsprodukts bei normaler Auslastung der Produktionskapazität prognostiziert wird. Es ist nicht identisch mit dem realen Wirtschaftswachstum.
Allerdings warnte Hüther, sich damit zufrieden zu geben. Es gebe durchaus Stellschrauben, etwa bei Bildung, Innovationen, Arbeitszeit, mit denen diese Quote noch für die Zukunft gesteigert werden könne. Dann könnte das Potenzialwachstum von derzeit eineinhalb Prozent in Richtung zwei Prozent oder gar 2,5 Prozent gesteigert werden.
Hüther widersprach damit indirekt Finanzminister Wolfgang Schäuble. Der hatte gerade am Rande der Frühjahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und dem G20-Treffen Ende letzter Woche gewarnt, es sei unrealistisch, in den kommenden Jahren von Europa und Deutschland noch hohe Wachstumsraten zu erwarten. Dagegen spreche die Alterung der Gesellschaft ebenso wie die sinkende Bevölkerungszahl. Wachstumstreiber in der Welt müssten in den nächsten Jahren die Schwellenländer sein.
Der Gesamtbefund des IW zur Kanzlerschaft Merkels lautet: "durchwachsen - allerdings mit etwas mehr Licht als Schatten". Merkels Arbeitsmarkterfolge allerdings seien "zu einem guten Teil auf die Hartz-IV-Reformen der Regierung Schröder" zurückzuführen. Als großes Risiko für die Zukunft wertete das Institut die Gefahr, dass der Reformeifer in Deutschland erlahme und bereits vorgenommene Reformen wieder zurückgefahren würden.
Insgesamt habe sich das Reformtempo der Regierung Merkel in den vergangenen deutlich verlangsamt. Nach der Bundestagswahl müsse unter anderem eine tiefgreifende Steuerreform auf die Tagesordnung gesetzt werden, fordert Hüther.