Bildungsmonitor 2016 Anteil der Schulabbrüche bei Ausländern gestiegen

Der Bildungsmonitor stellt zum ersten Mal seit Bestehen keine Fortschritte in den Bildungssystemen der Bundesländer fest. Die Autoren fordern zusätzliche Investitionen.

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Bildungspolitik Deutschland Quelle: dpa

Die deutschen Bundesländer haben zum ersten Mal in 13 Jahren keine Fortschritte in der Bildungspolitik gemacht. Das ist zumindest das Ergebnis, des diesjährigen „Bildungsmonitors“, einer Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). In ihr wird alljährlich anhand von 12 Handlungsfeldern untersucht, inwieweit die Bundesländer Bildungsarmut reduzieren, zur Fachkräftesicherung beitragen und Wachstum fördern.

Vor allem bei den Bildungsabschlüssen ausländischer Schüler waren bereits vor der jüngsten Flüchtlingswelle sogar Rückschritte zu beobachten. So ist die Schulabbrecherquote unter Ausländern innerhalb eines Jahres von 10,7 auf 11,9 Prozent gestiegen. Für die Bildungsintegration der Flüchtlinge besteht, so die Autoren, folglich dringender Handlungsbedarf. Studienleiter Axel Plünnecke: "Die Länder müssen der Bildung in den öffentlichen Haushalten einen höheren Stellenwert einräumen. Im Jahr 2017 werden allein rund 98.500 zusätzliche KiTa-Plätze für die Flüchtlingskinder benötigt. Dazu braucht es Lehrkräfte für rund 200.000 zusätzliche Schulkinder und ein Ausbau der Berufsvorbereitung. Im Jahr 2017 bedeutet dies zusätzliche Bildungsausgaben des Staates in Höhe von 3,5 Mrd. Euro".
Die leistungsfähigsten Bildungssysteme haben der Studie zufolge Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg. In den vorderen fünf Ländern zeigt sich trotz einer Reihe an Stärken auch weiterhin deutlicher Handlungsbedarf. So erreicht Sachsen Spitzenplätze bei der Forschungsorientierung, der Förderinfrastruktur und der Schulqualität, hat aber seit einigen Jahren einen Zuwachs an ausländischen Schulabbrechern. In Thüringen sind die Bildungsausgaben je Schüler hoch, zudem sind die Betreuungsbedingungen sehr gut. Gleichwohl hat Thüringen jedoch einen sehr hohen Anteil älterer Lehrer, die in den kommenden Jahren nur schwer ersetzt werden können. Bayern ist Spitze bei der beruflichen Bildung, bei der Vermeidung von Bildungsarmut und dem effizienten Mitteleinsatz im Bildungssystem, hat aber ebenso wie Baden-Württemberg weiterhin Nachholbedarf beim Ausbau von Ganztagsplätzen. Hamburg ist führend bei der internationalen Ausrichtung des Bildungssystems, ein hoher Anteil der Schüler erreicht aber nicht die Mindestanforderungen im Lesen oder der Mathematik.

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Über einen längeren Zeitraum zeigen sich im Bildungsmonitor deutliche Unterschiede der Bildungssysteme der Länder. So konnten im Vergleich zum Basisjahr 2013 das Saarland (+9,2 Punkte) und Hamburg (+7,0 Punkte) deutlich zulegen, während Schleswig-Holstein (-0,2 Punkte) sogar leicht zurückfällt, Sachsen (+0,3 Punkte) und Baden-Württemberg (+0,3 Punkte) im gleichen Zeitraum nur geringfügig zulegen können. Im zurückliegenden Jahr konnte im Gesamtbild der Länder kein Fortschritt mehr erreicht werden.
In die Studie wurden 93 Indikatoren einbezogen. Darunter solche zur Beschreibung der Infrastruktur, beispielsweise die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen und Ganztagsbetreuungsmöglichkeiten sowie die Betreuungsrelationen an Schulen. Außerdem Indikatoren, die den Zugang zu Bildung beschreiben, wie Schulabbrecherquoten, Abbrecherquoten von Ausländern und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind, und Indikatoren, welche die Qualität der schulischen Leistung und den Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen abbilden. Damit, so der Anspruch der Autoren, sollen die Indikatoren sowohl Aspekte der Bildungsgerechtigkeit, als auch Impulse des Bildungssystems zur Stärkung der Qualifikationsbasis der Volkswirtschaft messen. Die zu Grunde liegenden Daten beziehen sich zumeist auf 2014 oder 2015.

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