Blockupy-Proteste Polizei rät: Banker, verkleidet Euch!

Die Banken im Frankfurter Finanzviertel wappnen sich für die Proteste der „Blockupy“-Bewegung. Barclays montiert das Firmenschild ab, die Commerzbank macht ganz dicht. Die Banker haben Angst vor Gewaltausbrüchen.

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„Blockupy“-Zeltlager vor der Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am 8. Mai. Quelle: AFP

Frankfurt Gesperrte U-Bahnhöfe, verbarrikadierte Geschäfte, ausgestorbene Bankentürme - Frankfurt wappnet sich für die erwarteten Proteste der kapitalismuskritischen „Blockupy“-Bewegung. Deren Aktivisten wollen sich auch von dem Verbot der Aktion nicht abschrecken lassen und ab Mittwoch verstärkt gegen die Krisenpolitik von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) protestieren. Die Banken bereiten sich auf mögliche Ausschreitungen vor.

So macht die Commerzbank ihre Zentrale von Donnerstag bis Sonntag dicht. In dem vom Star-Architekt Sir Norman Foster entworfenen und mit 259 Metern höchsten Wolkenkratzer Frankfurts arbeiten normalerweise mehrere Tausend Menschen. Auch ein weiteres Büro-Gebäude, das sogenannte Galileo, öffnet seine Pforten nicht. „Commerzbank-Filialen, die in der Sicherheitszone der Frankfurter Innenstadt liegen, werden teilweise und zeitlich begrenzt geschlossen sein“, sagte ein Sprecherin. „Die Kunden werden durch Plakat-Aushänge über die geplanten Schließungen dieser Filialen informiert.“

Die EZB zog aus Furcht vor Krawallen ihre Ratssitzung auf Dienstag vor. Zahlreiche Mitarbeiter werden zudem während der mehrtägigen Proteste auf geheime Ausweich-Quartiere verteilt. Für die übrigen wurden Polizei-Eskorten organisiert, damit sie das EZB-Hochhaus mitten im Frankfurter Bankenviertel gefahrlos betreten und wieder verlassen können. „Die EZB wird alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Fortführung ihrer entscheidenden Geschäfte sicherzustellen und handlungsfähig zu bleiben“, betonte ein Sprecher der Zentralbank.

Die Proteste beeinträchtigen sogar den Abschied von EZB-Ratsmitglied Jose Manuel Gonzalez-Paramo am Mittwoch. Die Ehrung, ursprünglich in einem Luxus-Hotel nur einen Steinwurf vom EZB-Gebäude entfernt geplant, wurde ins Umland verlegt. Die Gäste, zu denen Notenbanker aus aller Welt gehören, erfahren das neue Ziel erst kurz vor Beginn der Feierlichkeiten.


Barclays hat das Firmenschild abmontiert

Die Helaba legte ihren Mitarbeitern nach Aussagen eines Sprechers nahe, sich am Freitag frei zu nehmen oder von zu Hause aus zu arbeiten. Ähnlich hält es auch die KfW. Die staatliche Förderbank rechnet damit, dass am Freitag weniger als 20 Prozent der etwa 2500 Frankfurter Mitarbeiter ihre Büros aufsuchen werden. Die britische Investmentbank Barclays hat ihr Firmenschild abmontiert. „Wir wollen doch nicht, dass Farbbeutel gegen unsere Fassaden fliegen“, sagte ein Mitarbeiter.

Die Deutsche Bank wollte keine Details zu ihren Vorbereitungen nennen. Die Polizei empfahl allen Bankern, am Freitag Freizeitkleidung zu tragen und sich zurückhaltend zu verhalten. Zudem sollten sie möglichst früh ins Büro kommen, hieß es aus allen Banken übereinstimmend. Auch der normale Frankfurt-Besucher bekommt die Folgen der Proteste zu spüren: Die Mainmetropole sagte unter anderem vorsorglich 20 Stadtführungen ab. Auch Vorträge in Museen fallen aus.

Unter dem Motto „Blockupy“ haben rund 40 Organisationen für Mittwoch bis Samstag zu Protesten gegen die Krisenpolitik von EU, EZB und IWF in der Frankfurter Innenstadt aufgerufen. Unterstützt wird die Bewegung unter anderem von Aktivisten und Gruppen der bankenkritischen Occupy-Bewegung, der Gewerkschaften, des globalisierungskritischen Netzwerks Attac und von linken Initiativen und Parteien. Unter anderem will die „Blockupy“-Bewegung am Donnerstag Plätze in der Innenstadt besetzen und am Freitag die EZB und weite Teile des Bankenviertels lahmlegen.

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