Jagd auf Zivilisten Was wurde aus den Todesschützen aus dem Manning-Video?

Bradley Manning muss in Haft, weil er ein Video weitergeleitet hat. Das zeigt, wie US-Piloten Jagd auf Zivilisten gemacht haben. Die Todessschützen haben wenig zu befürchten.

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Mit WikiLeaks fing alles an: Nachdem Bradley Manning der Enthüllungsplattform das Video

"Schau Dir diese toten Bastarde an!" - "Hübsch." So kommentierten zwei Piloten eines US-Kampfhubschraubers 2007, was nach ihrem Angriff aus der Luft am Boden zu sehen war: Zwölf tote Zivilisten, darunter zwei Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, und zwei verletzte Kinder. Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte das Cockpit-Video, das den Angriff aufzeichnete, im Jahr 2010 - mitsamt der hämischen Kommentare der Piloten. Nach dem Urteil gegen den Informanten Bradley Manning taucht die Frage auf: Was wurde eigentlich aus den Piloten?

Die Empörung ist groß. Anke Domscheidt-Berg, ehemalige Grünen- und jetzt Piratenpolitikerin, twitterte: "Wann spricht endlich mal ein Richter ein Urteil gegen die Kriegsverbrecher, die Bradley Manning mit seinen Enthüllungen entlarvt hat?" Bradley Manning hatte das Video an WikiLeaks weitergeleitet. Jetzt wurde der Whistleblower unter anderem wegen Geheimnisverrats zu 35 Jahren Haft verurteilt. Michael Rediske, Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen, sagte dazu: "Dass für den Tod der beiden Reuters-Mitarbeiter bis heute niemand zur Rechenschaft gezogen wurde, während Bradley Manning eine drakonische Haftstrafe erhielt, gehört zur tragischen Ironie seines Falls."

Diese Promis unterstützen Bradley Manning
Der Künstler Moby macht sich seit Wochen für Bradley Manning stark. Auf dem Twitter-Bilderdienst Instagramm lichtete er sich nach dem Prozess mit dem Satz "Bradley Manning ist immer noch mein Held" ab. Quelle: Screenshot
Manning-Unterstützerin ist unter anderem die Sängerin Lady Gaga. Sie postete bei Twitter die Frage: "Wenn unsere eigenen Leute nicht über Ungerechtigkeit sprechen dürfen, wer wird es dann tun?" Quelle: Screenshot
Im Netz und auf der Straße: Die britische Modedesignerin Vivienne Westwood gehört zu einer der bekanntesten Unterstützerinnen von Bradley Manning. Ihre Botschaft: "Die US-Regierung hat über 37 Milliarden Pfund für den Krieg in Afghanistan ausgegeben. Wie müssen alle Bradley Manning sein." Die Formulierung ... Quelle: AP
... geht auf die Initiative "I am Bradley Manning" zurück. Etliche Prominente, wie die Schauspielerin Maggie Gyllendal, sprachen sich in einem Youtube-Video bereits vor Wochen für die Freilassung Mannings aus. Quelle: Screenshot
Im Anschluss an das Urteil zeigte sich die Schauspielerin wie viele Menschen in den Sozialen Netzwerken betroffen. Sie postete das Zitat des Ökonomen und Friedensaktivisten Daniel Ellsberg: "Ein weiteres Opfer eines schrecklichen, falschen Krieges." Quelle: Screenshot
Gyllendal empfahl auch immer wieder, der Journalistin Alexa O'Brien auf Twitter zu folgen. Sie war während des Prozesses anwesend und schrieb nach dem Urteil: "Der Bradley Manning, den ich im Gerichtssaal gesehen habe, war ein außergewöhnlicher Mann. Hoch intelligent, aufrichtig, gutmütig und gefestigt." Quelle: Screenshot
Die Seite Pardon Bradley Manning fordert Bürger auf, sich mit einer Fotoaktion an dem Protest zu beteiligen. Quelle: Screenshot

So hoch das Strafmaß für Manning ist, so glimpflich kamen die beiden Piloten der 2. US-Infanteriedivision davon. Die US-Armee erklärte, der Einsatz der beiden Piloten sei vom Kriegsrecht gedeckt gewesen. Außerdem sei der Angriff konform mit den Einsatzregeln des Militärs im Irak. Ein Gerichtsverfahren gab es nicht. Der Bericht der Armee empfiehlt der US-Regierung den Opfern eine Entschädigungssumme zu zahlen. Laut Wikileaks wurde eine solche Zahlung nie geleistet.

Laut der Untersuchung der US-Armee hätten sich die Journalisten nicht deutlich als Pressevertreter ausgegeben. Die Piloten hätten kaum erkennen können, dass es sich bei der Fotokamera eines der Journalisten nicht um eine Waffe handelte. Außerdem müsse sich der Pilot in erster Linie auf das Fliegen konzentrieren. Die getöteten Zivilisten wertet die US-Regierung als Kollateralschaden im Sinne des Kriegsrechts. Daher auch der Name des Videos: "collateral murder".

Einen ähnlichen Fall wie den von Manning befürchtet Reporter ohne Grenzen für den Journalisten Barrett Brown. Er hatte E-Mails des privaten Nachrichtendienstes Stratfor veröffentlicht, nachdem diese von jemand anderem gehackt wurden. In den E-Mails ging es unter anderem um gezielte Tötungen. Der Reporter wurde festgenommen. Ihm drohen bis zu 105 Jahre Haft. Dem Hacker, der ebenfalls in Untersuchungshaft sitzt, drohen maximal zehn Jahre Gefängnis.

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