Buchungszahlen für USA eingebrochen Reisebranche registriert negativen Trump-Effekt

Die USA haben in der Gunst deutscher Urlauber deutlich verloren. Marktforscher sprechen von einem negativen Trump-Effekt. Die großen Gewinner des Reisejahres 2017 sind dagegen Ägypten und Griechenland.

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Der Trump-Effekt belastet die Reisebranche. Quelle: Reuters

Berlin Im vergangenen Jahr erschütterten Anschläge und politische Krisen in beliebten Reiseregionen die Touristik. Anfang dieses Jahres gab sich die Branche zuversichtlich. Die Urlaubslust der Deutschen sei ausgeprägt, hieß es. Tatsächlich sind die Buchungszahlen für bestimmte Länder deutlich gestiegen. Für die USA sind sie eingebrochen.

Auf der Fernstrecke hätten die Vereinigten Staaten in der Gunst deutscher Urlauber „sichtlich verloren“, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) anlässlich der DRV-Jahrestagung im Emirat Ras Al Khaimah mit. Laut einer Auswertung des Marktforschungsunternehmens GfK zum Stichtag 31. Oktober 2017 verzeichneten demnach die Reisbüros in diesem Jahr Umsatzrückgänge im zweistelligen Bereich (minus 17 Prozent). „Diese Veränderung ist nicht nur auf den Wechselkurs zurückzuführen, sondern beruht möglicherweise auch auf einem Trump-Effekt, der sich allerdings nicht quantifizieren lässt“, so der Verband. Gleichwohl blieben die USA vom Umsatz- und Gästevolumen her immer noch das beliebteste Land auf der Fernstrecke.

Konkrete Gründe für einen möglichen negativen Trump-Effekt wurden nicht genannt. Experten hatten in der Vergangenheit spekuliert, dass das Einreiseverbots von US-Präsident Donald Trump gegen sechs überwiegend islamische Länder zu einem Rückgang bei Reisen in die USA führen könnte.

Der Oberste Gerichtshof der USA hat zuletzt die Durchsetzung des Verbots genehmigt, obwohl vor verschiedenen Gerichten Verfahren dagegen laufen. Trump hatte die jüngste Version des Einreiseverbots im September angeordnet. Demnach gilt der Stopp für Reisende aus dem Tschad, dem Iran, Libyen, Somalia, Syrien und dem Jemen.

Gute Nachrichten lieferten hingegen Ägypten und Griechenland. Beide seien „die eindeutigen Gewinner des Reisejahres 2017“, sagte DRV-Präsident Norbert Fiebig. Nachdem Griechenland bereits im vergangenen Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum im Reisebüro verzeichnen konnte, hat sich demnach dieser Trend im Touristikjahr 2016/17 mit einem weiteren Umsatzplus von 30 Prozent fortgesetzt. Damit ist Griechenland nach den Balearen im Sommer 2017 zweitstärkste Urlaubsregion geworden.

Einen noch größeren prozentualen Umsatzsprung machte Ägypten: Ins Land am Nil reisen zwar absolut weniger Deutsche als nach Griechenland, es konnte aber laut DRV-Angaben nach sinkenden Buchungszahlen im vergangenen Jahr jetzt einen deutlichen Umsatzzuwachs von 55 Prozent verbuchen. Ein „sehr gutes Wachstum“ weisen nach Auswertungen der GfK neben diesen Umsatzchampions auch Marokko und Tunesien auf. „Die nordafrikanischen Urlaubsländer sind sichtlich auf dem Weg der Erholung nach den Einbrüchen in den Vorjahren“, heißt es in einer Mitteilung des Reiseverbands. Zudem hätten sich Bulgarien, Kroatien und Zypern „wachstumsstark“ entwickelt.

In die Auswertungen der GfK (Travel Insights) fließen die Buchungsentwicklungen in stationären Reisebüros und auf Reiseportalen der Veranstalter sowie sogenannten OTAs (Online Travel Agencies) ein. Nicht enthalten sind Reisebuchungen in Callcentern sowie Direktbuchungen bei Fluggesellschaften, der Bahn oder Hotels sowie auf Portalen wie Booking oder Airbnb. Wenn von „Gesamtmarkt“ die Rede ist, umfasst dies im Wesentlichen den Markt der organisierten Veranstalterreisen.

Bei sogenannten Veranstalterreisen liegt Spanien vorn. Im gesamten Touristikjahr 2016/17 sei das Land vom Gesamtumsatz- und Gästevolumen her das „beliebteste ausländische Urlaubsziel der Deutschen“ gewesen. Mehr als jeder vierte Umsatzeuro, den Deutsche in ihre Urlaubsreisen investieren, geht nach Auswertungen der GfK in spanische Zielgebiete. Schon im Jahr 2016 erwiesen sich Spanien als besonders wachstumsstark. Dieses Niveau habe 2017 annähernd gehalten werden können.

Die stärksten Rückgänge verzeichnete im abgelaufenen Jahr erneut die Türkei. Trotz des starken Last-Minute-Effekts im Sommer und Herbst, der die Türkei aufgrund guter Verfügbarkeiten und des sehr guten Preis-Leistungsverhältnisses zeitweise zum meistgebuchten Ziel im Kurzfrist-Bereich machte, habe sich die Anzahl der Gäste laut Einreisezahlen des Landes im Vergleich zu vor zwei Jahren fast halbiert, so der Reiseverband. Trotz rückläufiger Buchungsumsätze im zweistelligen Bereich in diesem Jahr, liegt die Türkei in der Gunst der deutschen Urlauber aber weiterhin auf einem der vordersten Ränge – nach Kanaren, Balearen und Griechenland.

Mit Blick auf die nächsten Wochen machen die Reiseexperten schon jetzt die Kanaren als wichtigste Winterdestination aus. Gut jeder fünfte Umsatzeuro fliege im Winter auf die Kanaren. Ein weiterhin sehr gutes Wachstum im zweistelligen Bereich weise Ägypten auf, das aktuelle als zweitwichtigstes Winterziel gilt. Auf den Rängen drei und vier folgen Thailand und die Malediven, beide ebenfalls mit zweistelligen Zuwächsen. Zu den wachstumsstärksten Reisezielen im Winter gehören laut DRV mit einem Umsatzplus von 23 Prozent auch die Vereinigten Arabischen Emirate.

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