Bundesbank Notenbank fordert Rente ab 69

Die Bundesbank empfiehlt der Bundesregierung, das Renteneintrittsalter bis 2060 schrittweise auf 69 Jahre anzuheben. So soll das Rentenniveau stabil bleiben. Die Regierung hält trotzdem an der Rente mit 67 fest.

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Die Bundesbank empfiehlt die Rente ab 69. Quelle: dpa

In der Debatte um eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters prescht die Bundesbank mit einem Vorschlag für die Rente mit 69 vor. So soll nach 2030 ein weiteres Absinken des Rentenniveaus verhindern werden, wie die Notenbank in ihrem jüngsten Monatsbericht schreibt. Sie stützt sich auf Berechnungen, wie sich die gesetzliche Rente entwickeln wird, wenn nach 2030 die letzten geburtenstarken "Baby-Boomer"-Jahrgänge in Rente gehen.

Ihr Fazit: Die nächsten Generationen werden länger arbeiten müssen. Konkret lautet der Vorschlag, ab 2030 den Rentenbeginn in Schritten von im Schnitt einen dreiviertel Monat pro Jahr auf 69 Jahre im Jahr 2060 anzuheben.

Bislang enden offizielle Vorausberechnungen für die Rente im Jahr 2030. Um auch danach die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) finanziell tragfähig zu erhalten, sind laut Bundesbank Veränderungen unvermeidlich. "Dabei sollte eine längere Lebensarbeitszeit nicht tabuisiert, sondern als ein wesentlicher Faktor mitberücksichtigt werden," schreibt die Notenbank. Die längere Lebenserwartung und gesunkene Geburtenraten müssten eingerechnet werden.

Altersvorsorge: So viel Rente darf der Standardrentner erwarten

Beschlossen ist bereits die stufenweise Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre bis zum Jahr 2029. Doch viele Volkswirte sehen weiteren Reformbedarf. So rät auch die Industriestaaten-Organisation OECD zur Anhebung des Renteneintrittsalters über die Rente mit 67 hinaus. In den Parteien ist das Thema allerdings hochumstritten . Die Gewerkschaften wollen auf jedenfalls erreichen, dass die Rente nicht weiter absinkt.

Regierung plant weiterhin Rente mit 67

Die Bundesregierung und die CDU erklärten zu dem Bundesbank-Vorstoß, sie wollten an der Rente mit 67 festhalten. Diskussionen gebe es immer. "Und manchmal nimmt auch die Bundesbank an solchen Diskussionen teil", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Ziel der Regierung sei es, die Rente mit 67 umzusetzen.

Eine Sprecherin des Arbeitsministeriums sagte, Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) habe sich vor einigen Wochen zu dem Aspekt Erhöhung des Renteneintrittsalters klar ablehnend geäußert. CDU-Generalsekretär Peter Tauber sagte, es sei zu früh für eine Bewertung. Es gebe erste Vorschläge, das Renteneintrittsalter künftig an die Lebenserwartung zu knüpfen.

So viel Rente bekommen Sie
DurchschnittsrentenLaut den aktuellen Zahlen der Deutschen Rentenversicherung bezogen Männer Ende 2014 eine Durchschnittsrente von 1013 Euro. Frauen müssen inklusive Hinterbliebenenrente mit durchschnittlich 762 Euro pro Monat auskommen. Quellen: Deutsche Rentenversicherung; dbb, Stand: April 2016 Quelle: dpa
Ost-Berlin mit den höchsten, West-Berlin mit den niedrigsten RentenDie Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. Männer in Ostberlin können sich mit 1147 Euro Euro über die höchste Durchschnittsrente freuen. In Westberlin liegt sie dagegen mit 980 Euro am niedrigsten. Aktuell bekommen männliche Rentner: in Baden-Württemberg durchschnittlich 1107 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 1031 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 980 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1147 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 1078 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 1040 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 1071 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 1084 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 1027 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 1127 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 1115 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 1069 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 1098 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 1061 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 1064 Euro pro Monat Quelle: AP
Frauen mit deutlich weniger RenteFrauen im Ruhestand bekommen gut ein Drittel weniger als Männer. Auch sie bekommen in Ostberlin mit durchschnittlich 1051 Euro die höchsten Bezüge. Am wenigsten bekommen sie mit 696 Euro in Rheinland-Pfalz. Laut Deutscher Rentenversicherungen beziehen Frauen inklusive Hinterbliebenenrente: in Baden-Württemberg durchschnittlich 772 Euro pro Monat in Bayern durchschnittlich 736 Euro pro Monat in Berlin (West) durchschnittlich 861 Euro pro Monat in Berlin (Ost) durchschnittlich 1051 Euro pro Monat in Brandenburg durchschnittlich 975 Euro pro Monat in Bremen durchschnittlich 771 Euro pro Monat in Hamburg durchschnittlich 848 Euro pro Monat in Hessen durchschnittlich 760 Euro pro Monat in Mecklenburg-Vorpommern durchschnittlich 950 Euro pro Monat in Niedersachsen durchschnittlich 727 Euro pro Monat in Nordrhein-Westfalen durchschnittlich 749 Euro pro Monat im Saarland durchschnittlich 699 Euro pro Monat in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 964 Euro pro Monat in Sachsen durchschnittlich 983 Euro pro Monat in Schleswig-Holstein durchschnittlich 744 Euro pro Monat in Thüringen durchschnittlich 968 Euro pro Monat Quelle: dpa
Beamtenpensionen deutlich höherStaatsdienern geht es im Alter deutlich besser. Sie erhalten in Deutschland aktuell eine Pension von durchschnittlich 2730 Euro brutto. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist das ein Zuwachs von knapp 27 Prozent. Zwischen den Bundesländern schwankt die Pensionshöhe allerdings. Während 2015 ein hessischer Staatsdiener im Ruhestand im Durchschnitt 3150 Euro ausgezahlt bekam, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1940 Euro. Im Vergleich zu Bundesbeamten geht es den Landesdienern dennoch gut. Im Durchschnitt kommen sie aktuell auf eine Pension von 2970 Euro. Im Bund sind es nur 2340 Euro. Quelle: dpa
RentenerhöhungIm Vergleich zu den Pensionen stiegen die normalen Renten zwischen 2000 und 2014 deutlich geringer an. Sie wuchsen lediglich um 15,3 Prozent. Quelle: dpa
Reserven der RentenkasseDabei verfügt die deutsche Rentenversicherung über ein sattes Finanzpolster. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung betrug die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage Ende 2014 genau 35 Milliarden Euro. Das sind rund drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Rechnerisch reicht das Finanzpolster aus, um fast zwei Monatsausgaben zu bezahlen. Nachfolgend ein Überblick, mit welcher Rente die Deutschen im aktuell im Durchschnitt rechnen können: Quelle: dpa
Abweichungen vom StandardrentnerWer 45 Jahre in den alten Bundesländern gearbeitet hat und dabei den Durchschnittslohn verdiente, bekommt pro Monat 1314 Euro ausgezahlt. Bei 40 Arbeitsjahren verringert sich die monatliche Auszahlung auf 1168 Euro. Wer nur 35 Jahre im Job war, bekommt 1022 Euro. Quelle: Fotolia

Scharfe Kritik kam von den Gewerkschaften. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach erklärte, heute sei nur jeder sechste 64-Jährige noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Nur wenige gingen direkt von der Arbeit in die Rente. "Ein höheres Renteneintrittsalter würde diese Probleme massiv verschärfen." Die Jungen müssten sogar die doppelte Zeche zahlen. "Sie müssten länger arbeiten und wären gleichzeitig – wenn die Politik nicht endlich umsteuert – vom sinkenden Rentenniveau betroffen."

Rentenniveau könnte langfristig stabil gehalten werden

Laut den Bundesbank-Experten könnte eine schrittweise Einführung der Rente mit 69 dazu beitragen, das Rentenniveau langfristig zu stützen - wenn auch auf einem niedrigeren Niveau. In Prozent ausgedrückt beschreibt es, wie viel eine Standardrente wert ist im Vergleich zu einem Durchschnittslohn.

Die 10 schlimmsten Fehler bei der Vorsorge
Schlecht informiertDie Deutschen kaufen Autos, Computer, Küchengeräte und gehen auf Reisen. Vor dem Kauf werden oft zahlreiche Testberichte gelesen. Geht es allerdings um Versicherungen und die eigene Vorsorge, sieht dies anders aus. Dabei sind ausreichende Informationen wichtig, um teure Fehlabschlüsse zu vermeiden. Quelle: Institut GenerationenBeratung IGB Quelle: Fotolia
Lückenhafte VorsorgeOft werden einzelne, wichtige Teile der Altersvorsorge vergessen. Dazu gehören: 1) individuelle Vorsorgevollmacht 2) Patientenverfügung 3) Klärung der Finanzen im Pflegefall 4) Testament Quelle: Fotolia
Die falschen Berater„Freunde, Familie und Bekannte in alle Vorsorgefragen einzubeziehen, ist wichtig und stärkt die Bindung zueinander. Doch sich allein auf ihren Rat zu verlassen, wäre fatal“, sagt Margit Winkler vom Institut GenerationenBeratung. Denn nur ausgebildete Finanzberater könnten auch in Haftung genommen werden. Sie sind verpflichtet, alle besprochenen Versicherungen und Vorsorgeprodukte zu dokumentieren. Quelle: Fotolia
Vorsorge ist nicht gleich VorsorgeJeder sollte seine Altersvorsorge an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, pauschale Tipps von Beratern oder Freunden taugen in der Regel wenig. Je nach Familiensituation können andere Versicherung und Vorsorgeleistungen wichtig sein. „Vor allem in Patchwork-Situationen oder bei angeheirateten Ehepartnern gelten andere Spielregeln in der Vorsorge", sagt Winkler. Quelle: Fotolia
Schwarze Schafe Deshalb ist bei der Auswahl des Beraters Vorsicht geboten, in der Branche sind schwarze Schafe unterwegs. Geht ein Berater nicht auf die persönliche Situation ein oder preist ein bestimmtes Produkt besonders an, sollten die Kunden hellhörig werden.
Informiert ins GesprächWer Fehlern im Zuge von Falschberatung entgehen will, der muss sich vorher selber informieren. Je besser der Kunde im Beratungsgespräch selber informiert ist, desto eher kann er schlechte Berater enttarnen. Quelle: Fotolia
Vorsorge-FlickenteppichBeraterin Winkler warnt davor, zu viele Verträge bei vielen verschiedenen Beratern abzuschließen. Am Ende drohten Versicherte, den Überblick zu verlieren, besser sei eine ganzheitliche Lösung, die auf die individuelle Situation abgestimmt ist. Quelle: Fotolia

Derzeit liegt dies bei 47,5 Prozent. Bis 2030 wird es nach aktuellen Berechnungen auf 44,2 Prozent sinken. Kommt es zur Rente mit 69 ließe sich laut Bundesbank-Berechnungen das Rentenniveau ab 2035 bei etwa 44 Prozent stabilisieren, wobei allerdings der Beitragssatz von derzeit 18,7 Prozent auf etwa 24 Prozent steigen würde.

"Spielraum für eine solche Verlängerung der Erwerbsphase eröffnet unter anderem, dass die höhere Lebenserwartung häufig mit einer besseren Gesundheit bei einem gegebenen Alter einhergehen dürfte" so die Notenbank. Noch 1960 hätten Beschäftigte, die mit 65 Jahren in Rente gingen, eine Lebenserwartung von im Schnitt 13,5 Jahren gehabt. 2011 seien es bereits 19 Jahre gewesen.

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