Bei den prioritären Maßnahmen trickst Schäuble ebenfalls, indem er einige davon so weit wie möglich in die Zukunft schiebt. Bei der Eingliederungshilfe von Behinderten zum Beispiel verabredete die große Koalition, die Gemeinden um fünf Milliarden Euro jährlich zu entlasten. Bis das entsprechende Bundesteilhabegesetz in Kraft tritt, soll zumindest eine Milliarde Euro pro Jahr fließen.
Nun versuchen seine Beamten, die verabredete Mittelaufstockung so lange wie möglich zu verzögern. Erst „ab 2018 werden Länder/Kommunen durch ein Bundesteilhabegesetz jährlich um fünf Milliarden Euro bei den Eingliederungshilfen für Menschen mit Behinderung entlastet“, steht in einem internen Vermerk, der der WirtschaftsWoche vorliegt. Das aber wäre nach der laufenden Legislaturperiode – und damit eigentlich ein Verstoß gegen den Koalitionsvertrag.
In diesem Jahr – der Haushalt musste wegen des Regierungswechsels noch einmal auf den Weg gebracht werden – will die Bundesregierung noch 6,5 Milliarden Euro neue Schulden machen. Immerhin wäre dies der niedrigste Wert seit 40 Jahren. Und ohne die Einlage von 4,3 Milliarden Euro für den Euro-Rettungsfonds ESM wären es sogar nur 2,2 Milliarden Euro.
Die Euro-Krise überschattet also nach wie vor den Staatshaushalt, und zwar über die ESM-Einlage hinaus. Denn noch immer ist ein weiterer Schuldenschnitt für Griechenland nicht auszuschließen, und ein solcher würde diesmal die öffentlichen Gläubiger treffen.
Dann aber würde Schäuble das gleiche Schicksal wie seine Amtsvorgänger erleiden, die allesamt kurz vor der Null-Schulden-Linie strauchelten, zuletzt Peer Steinbrück 2009 wegen der Weltfinanzkrise. Aber vielleicht hat Schäuble das letzte Quentchen Fortüne, das auch ein Finanzminister braucht.