So zehrt ganz Brandenburg vom Speckgürtel rund um die Hauptstadt. In Potsdam etwa liegt die Arbeitslosenquote im August 2012 laut Bundesagentur für Arbeit mit 7,7 Prozent wenig über dem Bundesdurchschnitt von 6,8 Prozent. Doch außerhalb der boomenden Hauptstadtregion, in der Peripherie Brandenburgs, herrscht zum Teil tote Hose: die Region Uckermark beklagt den bundesweit höchsten Arbeitslosenanteil von aktuell 15,3 Prozent, praktisch doppelt so viel wie in Potsdam. Andere Regionen wie die Lausitz oder die Pignitz entvölkern – mit drastischen Folgen für die Zurückgebliebenen: Schulen schließen, die notärztliche Versorgung wird lückenhaft, die Kanalisation droht zusammenzubrechen.
Berlin, immerhin in der Dynamik auf Rang drei, bildet das Schlusslicht im Niveau-Ranking. Mitverantwortlich dafür: Kein anderes Bundesland übertrifft die Berliner Arbeitslosenquote (13,3 Prozent im Jahresdurchschnitt 2011), nirgendwo sonst werden so viele Straftaten begangen und gibt es so wenig Ausbildungsplätze. Dennoch zieht die Hauptstadt (nach Hamburg) die meisten Neu-Einwohner an und versammelt mit 15,2 Prozent bundesweit die meisten hoch Qualifizierten. „In Berlin gibt es kaum Industrie, deswegen ist die Produktivität niedrig, die Arbeitslosigkeit hoch“, erklärt Jutta Günther vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). „Andererseits ist die Hauptstadt einfach hip und zieht wegen der guten Universitäten viele Studenten und Wissenschaftler an. Außer in der Dienstleistungsbranche oder Administration finden aber nur wenige Absolventen einen Job.“
Berlin und die neuen Bundesländer führen das Dynamik-Ranking zwar schon seit Jahren an. Doch die Erklärung, die IW-Experte Bahrke dafür findet, klingt ernüchternd: „Eine schlechte Ausgangslage lässt sich leicht verbessern, noch dazu mit Fördermitteln von Bund und EU.“ So haben sich Sachsen und Thüringen auch im Niveau-Ranking kräftig gemausert und konnten in diesem Jahr ein West-Bundesland überholen – wenn auch nur Bremen. Richtig gut schneiden Sachsen und Thüringen bei der Arbeitsplatzversorgung, der niedrigen öffentlichen und privaten Verschuldung, der Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern und Frauen sowie beim Verhältnis Schüler je Lehrer ab. Dass sämtliche neuen Bundesländer ihre Arbeitsmarktlage verbessern konnten, liegt indes auch an der starken Abwanderung.
Im Schnitt haben sie das Beschäftigungsniveau des Westens noch nicht erreicht. Dies schaffen nur die sächsischen Städte Dresden, Leipzig und Zwickau sowie die thüringische Städte-Kette um Jena, Erfurt und Weimar. Woran das liegt? Sachsen und Thüringen haben traditionell die höchste Industriedichte der neuen Bundesländer, und in den Wirtschaftszentren dieser beiden Länder sorgen branchenübergreifend stabile mittelständische Unternehmen für gute Jobs.