Bundespräsidentenwahl Joachim Gauck - der Anti-Wulff

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Merkel hätte es eleganter haben können

So wurde über den Wulff-Rücktritt gespottet
Die Reaktionen im Internet Quelle: Screenshot
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Angela Merkel hätte das eleganter haben können. Statt sich an die Spitze der Bewegung zu setzen und in einer großen Geste den rot-grünen Kandidaten von 2010 selbst vorzuschlagen, ließ sie den Schlagabtausch innerhalb der eigenen Truppen laufen. Über den eigenen Schatten zu springen und damit einzugestehen, dass Christian Wulff nicht nur wegen der damals drei Durchgänge nicht erst Wahl war, hätte besser gewirkt, als über die Hürde gedrückt werden zu müssen. Nun verweist Merkel zumindest auf Gemeinsamkeiten mit dem ostdeutschen Landsmann. „Unsere Sehnsucht nach Freiheit“ verbinde sie. Es seien Kirchenmänner wie Joachim Gauck gewesen, „die viel dazu beigetragen haben, dass es eine friedliche Revolution gegeben hat“.

In der politischen Kommentierung wird seit der Wahl Heinemanns 1969 die Kür des Staatsoberhaupts als Signal für künftige Koalitionen gewertet. Das mag zwar übertrieben sein, gleichwohl hält sich diese Interpretation. Denn damals hatte die FDP aus der Koalition mit der CDU/CSU heraus den SPD-Bewerber Heinemann gewählt – ein halbes Jahr später fanden sie sich zur Regierungskoalition zusammen, während die CDU/CSU am Wahlabend noch ihr gutes Ergebnis feierte und auf die Fortsetzung von Bürgerlich-Liberal anstieß.

Aus dieser Kür lässt sich zwar Einiges für die Zukunft des höchsten Staatsamtes ablesen – beispielsweise, dass der gemeinsame Kandidat den Bundespräsidenten wieder ein Stück aus dem Parteiengezänk herausnimmt -, aber wenig für die künftige Regierungskonstellation. Das liegt an der bemerkenswerten Rolle, die die FDP diesmal wie 1969 gespielt hat. Sie hat die Union arg strapaziert, indem das Präsidium sich im Laufe des Sonntags öffentlich für Gauck ausgesprochen hatte. Die Liberalen wollten nicht nur einen Akzent setzen, sondern vor allem vermeiden, dass die Union sich mit SPD und Grünen auf einen Bewerber einigt, ohne dass sie selbst mitsprechen konnten. Schlimmer noch: Ein Bundespräsident Klaus Töpfer beispielsweise hätte eher als schwarz-grünes Symbol gegolten.

Die schwarz-gelbe Koalition ist noch mal mit einem blau-gelben Auge davon gekommen. In 21 Monaten, wenn die Bürger den nächsten Bundestag wählen, wird sich kaum noch jemand an die verunglückte Amtszeit Wulffs und an seine politischen Geburtshelfer erinnern. Insofern passte das Fazit des SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, „Ende gut, alles gut“, vor allem für das Regierungsbündnis.

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