Heute, als AfD-Politikerin, lobt sie den Fleiß und Unternehmergeist der Chinesen sowie die Tatsache, dass das Riesenland viel Wert auf Grenzsicherung lege. Dass es sich bei China um einen Vielvölkerstaat handelt und die kommunistische Regierung traditionell ethnische Minderheiten demonstrativ in Schutz nimmt, erwähnt Weidel bei dieser Debatte nicht.
Auftritt Weidels beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag in Berlin. Hier steht die Mehrwertsteuer auf der Agenda. Die AfD will sie um sieben Prozent senken. Der Moderator möchte wissen, wie die Partei die Mehrwertsteuer drastisch senken und zugleich eine teure Unternehmenssteuerreform finanzieren wolle.
Zwischen Wirtschaftskompetenz und Populismus
Eine Frage, die Weidels Dilemma offenlegt. Wenn sie in ihren Bayreuther VWL-Seminaren aufgepasst hat, weiß sie, dass beides zusammen kaum möglich ist. Aber nun ist sie Politikerin und will Parteikarriere machen. Nun geht es nicht mehr um ökonomische Theorien, sondern um Interessen, um Lagerkämpfe, um persönliche Raufereien. Irgendwo müsse man ja anfangen, sagt Weidel schließlich. Und klar könne man beides finanzieren, eine niedrigere Mehrwertsteuer und eine geringere Umsatzsteuer.
Menschen, die Weidel in der AfD lange begleitet haben, halten ihr solche Kompromisse zwischen Wirtschaftskompetenz und Populismus als Unentschlossenheit vor. Früher habe sie sich immer von den rechten Schreiern in der Partei distanziert und ein klares liberales Profil gezeigt. Aber jetzt denke sie als Spitzenkandidatin wohl, alle mitnehmen zu müssen und schlage härtere Töne an.
Weidel bestreitet solche Vorwürfe: „Meine Linie war immer klar“, sagt sie.