Bundestagswahl 2017 Fünf Gründe, warum die Grünen schwächeln

In den jüngsten Umfragen nähern sich die Grünen der Fünf-Prozent-Grenze. Ihr Spitzenduo wirkt verunsichert, die Themen beliebig. Warum die Partei schwächelt.

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Logo von Bündnis 90/Die Grünen Quelle: dpa

Die falschen Kandidaten zur falschen Zeit

Was wollen die Grünen eigentlich? Geht es nach der Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl, Katrin Göring-Eckardt, soll Deutschland zum Beispiel weiter offen für Zuwanderer und Flüchtlinge bleiben. Doch sie bleibt Antworten schuldig, wie die Integration gelingen und bezahlt werden kann oder wie Menschen ohne Bleiberecht wieder weggeschickt werden sollen.

Geht es nach Cem Özdemir, soll die Energiewende forciert und die Wirtschaft ökologisch umgebaut werden. Was das für die Steuern und für unternehmerische Entscheidungen heißt, lässt er offen.

Die Frontleute bleiben bei innenpolitischen und wirtschaftlichen Themen eher ungefähr. So setzt das Spitzenduo einige Duftmarken, aber beide erklären nicht, wie es gehen soll. Grüne Politik wird nicht glaubhafter, wenn Konflikte ausgespart bleiben, die sie mit sich bringt.

Außerdem haftet Göring-Eckardt und Özdemir an, dass sie schon einmal zur verhagelten Wahl 2013 in der ersten Reihe standen. Sie war bereits Spitzenkandidatin und er Parteichef. Damals schrumpfte der Stimmenanteil auf 8,4 Prozent. Aufbruch in schwierigen Zeiten sieht anders aus.

Wahlsieger gelten wenig

Anders als Göring-Eckardt und Özdemir haben Parteileute bereits Wahlen gewonnen. Doch Winfried Kretschmann, Baden-Württembergs Ministerpräsident, oder Robert Habeck, Vize-Regierungschef in Schleswig-Holstein, stehen nun nicht in der ersten Reihe. Kretschmann gilt beim linken Flügel zu sehr als Industrieversteher, als dass diese Mitglieder ihn prominent platziert sehen wollen. Der Kieler Umweltminister Robert Habeck unterlag bei der Urwahl für den männlichen Platz im Spitzenduo seinem weitaus bekannteren Parteichef Özdemir hauchdünn. Er schafft es allerdings im Norden, gegen den Bundestrend und aus eigener Kraft in Umfragen zwölf und mehr Prozent Unterstützung zu kriegen.

Beide Landespolitiker haben gezeigt, dass sie Regieren und Modernisieren zusammenbringen können. Dafür muss man Widerstände überwinden und Konflikte aushalten. Kretschmann sucht die Nähe der Unternehmen, macht aber immer klar, dass „Weiter so!“ für ihn nicht in Frage kommt. Er will weniger Autos statt mehr und neue Arten der Fortbewegung. Habeck kämpft mit den Bauern für eine andere Landwirtschaft, redet aber gleichzeitig ständig mit ihnen. Er will erneuerbare Energien, tingelt aber über die Dörfer, um Lösungen für die zu finden, die von Überlandleitungen betroffen sind.

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