Ob die Grünen einem Börsengang der Sparten wie DB Regio und DB Fernverkehr offen gegenüber stehen würden, steht nicht in dem Wahlprogramm. Fakt ist jedenfalls, dass sowohl Grüne als auch FDP die Infrastruktur- und Netzgesellschaften im Eigentum des Bundes belassen wollen. „Gewinne der Infrastruktur- und Netzgesellschaften dienen der Reinvestition und nicht dem Ausgleich des Bundeshaushaltes“, heißt es etwa bei der FDP.
Die Hoffnung der Verkehrspolitiker: Ein unabhängiges Schienennetz hätte ein natürliches Interesse an mehr Wettbewerb auf der Schiene. Derzeit gibt es im Fernverkehr ein Monopol der Deutschen Bahn. DB Fernverkehr hält einen Marktanteil von 99 Prozent. Führungskräfte eines staatlichen und unabhängiges Schienennetzes könnten etwa in Boni-Verträgen dafür vergütet werden, wenn sie zusätzliche Wettbewerber auf die Schiene holen.
Auf Bahnchef Richard Lutz kommen schwierige Zeiten hinzu. Er hat sich bislang zwar erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Deutsche Bahn finanziell von der Bundesregierung unterstützt wurde. So erhielt der Konzern Ende 2016 eine überraschende Finanzspritze in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro für die kommenden Jahre, um so etwa die Verschuldung des Konzerns in Schach zu halten. Doch das gelang ihm, als Alexander Dobrindt Bundesverkehrsminister war. Der CSU-Politiker ist bekannt dafür, sich gerne auf die Seite großer deutscher Konzerne zu schlagen. Außerdem sind Koalitionsverhandlungen ein neues Terrain für Lutz.
Sicher wird es auch auf die Rolle von Bahnvorstand Ronald Pofalla ankommen. Er verantwortet im Führungsgremium den Infrastrukturbereich Schienennetz und Personenbahnhöfe, also genau den Bereich, den FDP und Grüne vom Rest des Konzerns abtrennen wollen. Allerdings hat Pofalla in den vergangenen Monaten zahlreiche Kritiker auf seine Seite gezogen. Ihm ist es mitunter zu verdanken, dass der Nahverkehr mehr Geld für den regionalen Schienenverkehr erhalten hat und die Trassenpreise für den Güterverkehr sinken werden. Sollte er noch mehr für die gesamte Branche herausholen können, wären die Grünen, denen Eisenbahn in Deutschland eine Herzensangelegenheit ist, sich vielleicht mit einer „Trennung light“ zufrieden geben.
Oder mit einer „Prüfung“ im Koalitionsvertrag. Dann würde die FDP vielleicht doch wieder alleine da stehen.