Grünen-Parteitag Noch nicht im grünen Bereich

Beim Kampf mit der FDP um Platz drei sieht's für die Ökopartei eher mau aus. Auf dem Grünen-Parteitag stehen deshalb alle Zeichen auf Angriff gegen die FDP und Mobilisierung der letzten Wähler.

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Die Spitzenkandidatin von Bündnis 90/Die Grünen, Katrin Göring-Eckardt, auf dem Kleinen Parteitag der Grünen. Quelle: dpa

Wenn eine Partei eine Woche vor der Bundestagswahl einen Parteitag abhält, geht es nicht um neue Köpfe an der Spitze oder ein neues Programm. Es geht um Sendezeit und möglichst viel Beachtung in den Medien. Endspurt eben. Am Sonntag treten die Vertreter der Sonnenblumen-Partei bei diesem Wettkampf zudem gegen die FDP an, die drei S-Bahn-Stationen weiter ebenfalls mitten in Berlin tagt. Abends gibt es noch ein Diskussionsduell im Fernsehen zwischen Grünen-Spitzenmann Cem Özdemir und FDP-Chef Christian Lindner.

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Beide Seiten kabbeln sich ordentlich, vor allem zu Themen der Wirtschaftspolitik. Dabei haben sie weniger die paar Wechselwähler zwischen Gelb und Grün im Blick als die eigene Klientel, die durch scharfe Abgrenzung zur Wahl gebracht werden soll. Die Spitzenfrau der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, ledert los. Die Liberalen seien gegen den Klimaschutz, sie schickten Lobbyisten in die Regierung und verweigerten sich der Realität, wenn ihr Spitzenmann Lindner gegen die Mietpreisbremse und Hilfen für Mieter spreche. Die FDP, "das ist dreimal Rolle rückwärts", schimpft Göring-Eckardt unter Applaus. Zugleich lässt sie aber offen, dass ihre Partei nach der Wahl auch mit den Liberalen und der Union in Koalitionsgespräche gehen würde, sollte die Mehrheit so sein. "Wir werden in verdammt schwierige Koalitionsverhandlungen gehen."

Offiziell rennen die beiden Parteien, von denen die eine wirtschaftsliberal, die andere eher linksliberal daherkommt, um Platz drei bei der Wahl zum neuen Bundestag am 24. September. Der Stuttgarter Ministerpräsident Winfried Kretschmann sagt: "Noch nie war eine Bronzemedaille so wichtig!" Sonst kämen Energiewende und Klimaschutz nicht voran. Doch das wird schwer. Die letzten Umfragen sehen die Ökos bei sieben bis acht Prozent, also vielleicht etwas schwächer als das Ergebnis mit 8,4 Prozent im Jahr 2013. Die FPD pendelt bei neun bis zehn Prozent, sie war zuletzt nicht im Bundestag vertreten. Vor den beiden potenziellen Koalitionspartnern für Angela Merkels Union liegen allerdings nach den jüngsten Werten der Demoskopen die Linkspartei und vor allem die rechtsgerichtete AfD.

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Spitzenmann Cem Özdemir läuft sich auf dem Parteitag warm fürs spätere TV-Duell mit FDP-Chef Lindner. Es sei richtig, für das Ende des Verbrennungsmotors ein Datum zu setzen. Welche Technologie sich dann durchsetze, wisse er nicht und das wollten die Grünen auch nicht bestimmen. "Und jetzt nochmal in einfacher Sprache für die FDP: Wenn wir keine Ziele setzen, werden wir auch nichts erreichen." Er sei Industriefreund: "Ich will, dass das Auto der Zukunft in Deutschland gebaut wird und nicht nur noch unsere Autos im Daimler-Benz-Museum in Stuttgart zu bewundern sind."

Nochmal alle Anhänger für den Wahlkampf aktivieren, das ist auch die Absicht der Grünen-Spitzenfrau Göring-Eckardt. Sie fordert ihre Leute witzig, aber auch etwas verzweifelt auf, ihre Umgebung hartnäckig zu bearbeiten: die Großtante, die man ewig nicht mehr gesprochen habe, den Ex, der die Beziehung noch aufarbeiten wolle und auch die Nachbarin, die etwas Dinkelmehl an der Haustür erfrage. Denen sollten die Grünen empfohlen werden: "Kaffee, Kuchen, Schlagsahne, schmeißt alles ran." Und auch bei den Sozialdemokraten fischt Göring-Eckardt nun offiziell. Alle noch nicht ganz für die SPD Entschiedenen sollten zu den Grünen gezogen werden. Ihre Partei sei sozial und diene sich CDU und CSU nicht so an wie SPD-Spitzenmann Martin Schulz.

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