Hans-Olaf Henkel zur AfD "Max Otte irrt sich"

Die AfD ist für Ex-BDI-Chef Hans-Olaf Henkel mittlerweile ein „Monster“. Wie er Max Otte davon abhalten will, die Partei zu wählen und welche Fehler er in seiner Zeit als AfD-Politiker gemacht hat.

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Hans-Olaf-Henkel. Quelle: dpa

In dieser Woche veröffentlichte die WirtschaftsWoche ein Interview mit Professor Max Otte („Mein Gewissen treibt mich zur AfD“), in dem er ankündigte, bei der Bundestagswahl die AfD wählen zu wollen. Hans-Olaf Henkel, früheres AfD-Mitglied, kann das nicht verstehen.

WirtschaftsWoche: Herr Henkel, Sie haben Max Otte geschrieben und ihn gebeten, er möge nicht die AfD wählen. Was haben Sie ihm gesagt?
Hans-Olaf Henkel: Ich kenne und schätze ihn seit langem, das war eine sehr persönliche Nachricht und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Allerdings: Die Aussagen, die er öffentlich gegenüber der WirtschaftsWoche gemacht hat, decken sich mit der Meinung vieler anderer aus der Wirtschaft. Bislang wurden solche Aussagen nur unter vier Augen gemacht.

Wie reagieren Sie darauf?
Ich habe großes Verständnis für deren Enttäuschung über Merkels Euro-, Energie- und Flüchtlingspolitik. Die anderen etablierten Parteien wollten aber eher noch mehr von dieser verhängnisvollen Politik. Deshalb ist für mich zurzeit keine dieser Parteien wählbar.

Die FDP will Kriegsflüchtlinge zurückschicken, wenn der Syrienkrieg vorbei ist. Auch beim Thema Euro und Griechenland ist die Partei kritisch. Sie könnten die Liberalen wählen.
Die schon gar nicht. Herr Otte hat Recht, wenn er Christian Lindner einen Gesinnungsakrobaten nennt. Die FDP spielt ein Doppelspiel. In Deutschland schwingt sich Lindner im Wahlkampf zum Großkritiker weiterer Rettungspakete für Griechenland auf, in Brüssel votiert seine Fraktion für Eurobonds. In Berlin setzt sich Lindner plötzlich an die Spitze der Kritiker Merkel´scher Willkommenskultur, in Brüssel kritisieren seine Liberalen weiterhin Länder mit einer  restriktiveren Flüchtlingspolitik. 

Zur Person

Otte will deshalb die AfD wählen. Er hält die Partei nicht für rechtsradikal.
Er will Merkel einen Denkzettel verpassen. Das möchten zurzeit viele, ich auch. Wenn er aber meint, dass sich die AfD nach dem Auszug von Bernd Lucke, mir und tausenden liberaler Mitglieder nicht völlig radikalisiert hat, dann irrt er. Er hat auch nicht die persönlichen Erfahrungen mit den führenden Personen gemacht wie wir. Max Otte sagt, er könne sich nicht vorstellen, dass Alice Weidel eine E-Mail voller Hass, Vorurteilen und üblen Verschwörungstheorien geschrieben hat. Dabei steht die AfD genau für dieses Gedankengut. Warum hat Weidel denn bisher noch nicht an Eides statt erklärt, dass sie nicht von ihr kommt? Ich bin sicher, Max Otte würde sich mit Grausen von der AfD abwenden, wenn er das Personal näher kennen würde.  

Er sagt auch, dass er die Partei wegen ihrer Programmatik wählt. Er hofft auf eine Politik für den Mittelstand.
Er gibt zu, dass er das Programm der AfD nicht gelesen hat. Wenn er es lesen würde, fände er darin die Technikfeindlichkeit der Grünen, die Wut der Linken auf Konzerne und staatlich festgesetzte Mindestlöhne der SPD. Hinzu kommen Vorbehalte gegen Freihandel, offener Antiamerikanismus sowie viele neue Ausgaben für den Staat. Und das alles soll finanziert werden, indem die Umsatzsteuer um sieben Prozent gesenkt wird. Selbst in einem akuten Wutanfall auf Merkels Politik in der Wahlkabine kann kein vernünftiger Mensch solchen Unsinn unterstützen.

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