+++Wahlticker+++ Trittin und Kretschmann im Jamaika-Sondierungsteam der Grünen

Seite 8/9

Keine Vorfreude bei der SPD

+++ Bei der AfD wird die Hymne angestimmt +++

Riesiger Jubel bei der AfD als die Balken auf über 13 Prozent hochklettern. Zugabe, Zugabe Rufe. Es läuft ZDF. Auf der Bühne jubeln Alexander Gauland, Beatrix von Storch, Armin-Paul Hampel und Georg Pazderski. Alice Weidel hebt sich den Jubel für später auf. Hampel feuert das Publikum an. "Es ist nicht immer leichter an der Spitze zu stehen, aber es ist manchmal leichter als morgens Flyer auszuteilen," sagte AfD Spitzenkandidat Alexander Gauland in einem ersten Statement. "Die Bundesregierung, wie immer sie aussieht, kann sich warm anziehen, wir werden sie jagen", sagte Gauland.

+++ Erste Prognose: CDU stark, SPD abgeschlagen, AfD drittstärkste Kraft +++

CDU/CSU 32.5, SPD 20.0, FDP 10.5, Grüne 9.5, Linke 9, AfD 13.5 (nach ARD-Prognosen)

+++ Ausgelassene Stimmung bei der AfD +++

Eine Viertelstunde vor den ersten Hochrechnungen steigen Beatrix von Storch und Alexander Gauland aufs Pult. Von Storch filmt in die Menge und grinst. Auch Gauland schmunzelt.

+++ Schlange bei den Grünen +++

Volles Haus bei der Wahlparty der Grünen im Vollgutlager in Berlin-Neukölln. Schon draußen müssen die Menschen Schlange stehen. Renate Künast fährt mit ihrem Wahlkampfauto vor, einem Tesla S.

+++ SPD schon jetzt resigniert +++

Im Willy-Brandt-Haus, der SPD-Parteizentrale, keine Spur von Vorfreude, erst recht nicht von Euphorie. "Ich habe Taschentücher dabei", sagt eine Genossin unserem Kollegen Max Haerder. " Hoffentlich brauche ich die nicht."

+++ Polizei vor der Wahlparty der AfD +++

Eine gute halbe Stunde vor den ersten Prognosen ist es noch ruhig bei der AfD. Draußen patrouillieren Polizisten vor der Wahlparty in der Nähe des Berliner Alexanderplatzes. Drinnen hat die Partei “Trau dich“ in weiß-blau hinter die Theke geschrieben. Beatrix von Storch und Alexander Gauland geben die ersten Statements ab, schreibt unser Politikredakteur Thomas Schmelzer.

+++ Gute Stimmung bislang bei den Linken +++

Die Spitzenpolitiker an der Wahlurne
Bundeskanzlerin Angela Merkel ist zusammen mit ihrem Mann Joachim Sauer zur Stimmabgabe bei der Bundestagswahl gegangen. Quelle: REUTERS
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat in seiner niedersächsischen Heimatstadt Goslar gewählt. An seiner Seite: Ehefrau Anke Gabriel. Quelle: dpa
Gemeinsam mit seiner Ehefrau Elke Büdenbender erledigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier seine "Bürgerpflicht" und ging wählen. Quelle: dpa
Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz und seine Ehefrau Inge haben am späten Vormittag im nordrhein-westfälischen Würselen ihre Stimme zur Bundestagswahl 2017 abgegeben. Quelle: dpa
Frauke Petry, AfDDie Bundesvorsitzende der Partei Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Petry, hat in einem Wahllokal in einer Schule in Leipzig ihren Stimmzettel in die Wahlurne geworfen. Petry kam gemeinsam mit zwei Personenschützern zur Wahl. Quelle: dpa
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und ihr Ehemann Heiko von der Leyen traten zur Mittagszeit im niedersächsischen Beinhorn an die Wahlurne. Quelle: dpa
Der Spitzenkandidat der Grünen, Cem Özdemir, hat am Sonntagmorgen als einer der ersten Spitzenpolitiker seine Stimme bei der Bundestagswahl abgegeben. Quelle: REUTERS

„Sozial, gerecht, Frieden für alle“. Reicht das Wahlkampfmotto der Linken für zweistellig? Darauf hoffen einige hier auf Wahlparty der Linken im Festsaal Kreuzberg. Für die nächste Zeit wird schon mit einer Spendenbox gesammelt, 0.4 Liter Fassbier kosten hier 3,50 Euro, berichtet Reporter Christina Schlesiger. Inzwischen sind mehr als 200 Menschen auf der Wahlparty - es wird wohl kuschelig warm werden.

+++ Wer ist der jüngste, wer die älteste Kandidatin? +++
Mit 1323 Bewerbern gehört ein Großteil der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen an. Der jüngste Bewerber wird nach eigenen Angaben erst einige Tage vor der Wahl 18: der in Berlin geborene Schüler Floris Beer, der für Die PARTEI in Fürstenwalde antritt. Die älteste Kandidatin ist die 89-jährige ehemalige Autorin und Schauspielerin Barbara Rütting, die für die V-Partei für Veränderung in Bayern antritt.

Die Spitzenkandidaten der Parteien zur Bundestagswahl 2017
Angela Merkel Quelle: REUTERS
Martin Schulz Quelle: AP
Joachim Herrmann Quelle: dpa
Christian Lindner Quelle: REUTERS
Katrin Göring-Eckardt Quelle: dpa
Cem Özdemir Quelle: dpa
Alice Weidel Quelle: dpa

+++ Wahlbeteiligung im Vergleich +++

Die höchste Wahlbeteiligung gab es 1972 mit über 90 Prozent der Stimmen, der niedrigste Wert bislang lag 2009 bei 70,8 Prozent. Deutschland verzeichnet damit den zweitgrößten Rückgang bei der Wahlbeteiligung von allen Demokratien, hinter Portugal und vor Frankreich. Gründe dafür sind, dass Nichtwähler zwar politisch interessiert und informiert sind, aber Unmut über Politiker sowie Unzufriedenheit mit Programme der Parteien zeigen wollen.

+++ Wahlkampf im Netz bis zur letzten Minute +++

In den Stunden bis zur Prognose um 18 Uhr herrscht auf den Social-Media-Kanälen von Parteien und Politikern ein letztes Mal Wahlkampf-Hochbetrieb. Mit eindringlichen Botschaften riefen sie die Menschen zum Abstimmen auf. „Raus aus den Federn & rein ins Wahllokal!“, mahnte die SPD ihre Anhänger schon morgens via Twitter. Kanzlerkandidat Martin Schulz postete nach Abgabe seiner Stimme ein Video aus seiner nordrhein-westfälischen Heimatstadt Würselen, wünschte den Zuhörern einen schönen Tag - „aber: Ihr müsst wählen gehen!“. Die CDU versuchte auf ihrem Facebook-Kanal, die Komplexität der politischen Streitpunkte in einen Satz zu pressen: „Darum geht's: Familien und Kinder fördern, sichere Arbeit und starke Wirtschaft.“

Was prominente Deutsche sich wünschen
Es war keine leichte Frage: Welche Idee würde ich in Deutschland umsetzen, wenn ich die Wahl hätte? Damit zog der Fotograf Stefan-Thomas Kröger durch Deutschland, um 40 Prominente aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft nach ihren Vorschlägen für ein zukunftsfähiges Deutschland zu fragen. Dann bat er sie, an einem Tisch, wie er hier im Festsaal von Schloss Heiligenberg in Schwaben steht (Foto), Platz zu nehmen für ein Porträt. Herausgekommen sind die Bilder und Wünsche, die Sie auf den folgenden Seiten sehen und nachlesen können. Das komplette Heft mit Stimmen und Fotos aller Promis können Sie hier herunterladen. Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche
„Ich würde vor allem in die Bildung junger Menschen investieren. Durchlässige und damit stabile Gesellschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie jedem – unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund – die Chance auf Bildung geben.“Ann-Kristin Achleitner , Professorin an der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der TU München Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche
„Ich würde unsere kleineren und mittelständischen Unternehmen mit der besten digitalen Infrastruktur ausstatten und ihnen alle nötigen Investitionen ermöglichen, die nötig sind.“Dorothee Bär , Staatssekretärin, Verkehrsministerium Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche
„Ich würde die junge Generation wieder für Europa begeistern und ein obligatorisches Schuljahr in einem anderen EU-Land einführen.“Oliver Bäte , Vorstandschef, Allianz Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche
„Wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich mir mehr Handlungswillen in einigen europäischen Mitgliedstaaten zur Lösung eigener Finanz- und Wirtschaftsprobleme wünschen. Noch so ausgeklügelte Wunschkataloge für ein optimiertes Europa bieten dafür keinen Ersatz. Ob es um mehr Wettbewerbsfähigkeit, mehr Beschäftigung, weniger Schulden oder mehr Stabilität der Banken geht – ohne entschlossenes Handeln vor Ort kommen wir nicht zum gemeinsamen Ziel. Es liegt in der Verantwortung der Mitgliedstaaten, ihre Reformversprechen umzusetzen. Jeder muss seine Aufgaben erledigen – für sich selbst und für Europa.“Dr. Wolfgang Schäuble , MdB, Bundesminister der Finanzen Quelle: Dominik Butzmann für WirtschaftsWoche
„Ich würde den Solidaritätszuschlag in bisheriger Form abschaffen und das Geld für den Ausbau eines bundesweiten 5G-Mobilfunknetzes nutzen. Sobald das erreicht ist, gehört der Soli weg.“Cornelius Baur , Deutschlandchef, McKinsey Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche
„Ich würde zur Unterstützung der lebendigen deutschen Filmkultur und -wirtschaft aufrufen: Das beginnt damit, dass von einem zentralen und attraktiven Film-Haus als Ort der Kreativität und Kommunikation nicht nur geredet wird. Und es hört noch lange nicht auf, wenn man auf europäischer Ebene nicht vergisst, dass es nur etwas zu vermarkten gibt, wenn die einfachsten Rechte der Urheber und Produzenten nicht ignoriert werden.“Iris Berben , Schauspielerin und Präsidentin der Deutschen Filmakademie Quelle: Stefan Thomas Kröger für WirtschaftsWoche
Angela Merkel hat ein Meisterstück der Machterhaltung vollbracht. Aber ihr Vermächtnis für das Land sind unabsehbare Belastungen. Außerdem eine entkernte alte und eine unberechenbare neue Partei.
von Ferdinand Knauß

+++ 60 OSZE-Beobachter bei der Bundestagswahl +++

Rund 60 Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) sind bei der Bundestagwahl im Einsatz. Die Mission wird von George Tsereteli aus Georgien geleitet. Nach 2009 und 2013 sind Beobachter der OSZE zum dritten Mal bei einer Bundestagswahl dabei. Sie waren von der Bundesregierung eingeladen worden. Dies sei „übliche Praxis“ der OSZE-Mitgliedsstaaten, sagte Tsereteli. Teams von jeweils zwei Beobachtern sollten Wahllokale in mehreren deutschen Städten besuchen. Sie informieren sich über die Abläufe, sprechen mit den Wahlhelfern und beobachten die Stimmabgabe. „Wir sind keine Wahl-Polizei“, betonte Tsereteli. Schon vor Monaten hatte die OSZE erklärt, es bestehe kein Zweifel an den rechtmäßigen Abläufen, allerdings hätten einige Ansprechpartner Sorge über gleiche Chancen im Wahlkampf und bei dessen Finanzierung geäußert.

+++ Rege Wahlbeteiligung bis Mittag +++

Vielerorts deutet sich eine höhere Beteiligung als 2013 an. Das geht aus Mitteilungen der Landeswahlleiter zu mehreren Großstädten hervor. In Hamburg hatten bis 11 Uhr 37,4 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Vor vier Jahren waren es nach Angaben des Statistikamtes Nord zu diesem Zeitpunkt erst 35,4 Prozent. In Stuttgart hatten bis 12 Uhr 19,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kreuze gemacht. Das waren 0,5 Prozentpunkte mehr als 2013. In Potsdam bildeten sich nach Angaben eines Stadtsprechers vielerorts Schlangen vor den Wahllokalen. In Sachsen-Anhalt hatten bis 12 Uhr 29,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Vor vier Jahren waren es zum gleichen Zeitpunkt 25,8 Prozent.

Allerdings meldeten einige Bundesländer auch einen ruhigen Start der Wahl. In Sachsen blieb die Wahlbeteiligung bis zum Mittag im Vergleich zu 2013 unverändert. In Thüringen sank sie sogar auf 24,5 Prozent. 2013 hatten zu diesem Zeitpunkt schon 31,2 Prozent gewählt. Der Bundeswahlleiter will gegen 15.30 Uhr erste bundesweite Zahlen zur Wahlbeteiligung veröffentlichen.

+++ Warum ist eine Ecke des Stimmzettels besonders markiert? +++

Wer schon gewählt hat, könnte es bemerkt haben: Bei den Wahlzetteln fehlt rechts oben entweder eine Ecke, oder sie ist mit einem Loch markiert. Das soll blinden und sehbehinderten Menschen helfen, ihre Stimme ohne fremde Hilfe abgeben zu können. Ihre Schablonen, denen auch die entsprechende Ecke fehlt, passen dann genau auf den Wahlzettel. Auf der Schablone sind Informationen zum Stimmzettel angegeben - etwa als Punktschrift oder in Großdruck.

+++ Steinmeier dankt Wahlhelfern +++
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den rund 650.000 Wahlhelfern bei der Bundestagswahl gedankt. Sie trügen auch in diesem Jahr zu einem reibungslosen Ablauf der Wahl bei, sagte er bei der Stimmabgabe in Berlin. Steinmeier kam bei kühlem, regnerischen Wetter in Begleitung seiner Frau Elke Büdenbender in das Wahllokal in einer Grundschule im Stadtteil Zehlendorf. Dort reihten sich beide zunächst geduldig in die Warteschlange ein und redeten mit anderen Wahlberechtigten, ehe sie zur Wahl schritten. Steinmeier zeigte sich erfreut über die offenkundig rege Wahlbeteiligung, die er in der Schule erleben konnte. In der „Bild am Sonntag“ hatte das Staatsoberhaupt die deutschen aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. „Wahlrecht ist Bürgerrecht. Für mich ist es in einer Demokratie vornehmste Bürgerpflicht. Gehen Sie zur Wahl!“, schrieb er in der Zeitung.

In der Tracht ins Wahllokal
Corinna Wöhrle, Gabriele und Klaus Lauble (von links) geben in Hornberg-Reichenbach im Wahllokal in der traditionellen Schwarzwälder Bollenhuttracht ihre Stimmen ab. Quelle: dpa
Auffällig auch hinter der Wahlkabine: Der Hut der traditionellen Schwarzwälder Bollenhuttracht. Quelle: dpa
In sorbisch-wendischer Festtagstracht gibt Anita Storch in einem Wahllokal im Spreewaldorf Lehde ihre Stimme zur Bundestagswahl 2017 ab. Quelle: dpa
Zur sorbisch-wendischer Festtagstracht gehört ein Kleid mit Spitzenbesatz und eine traditionelle Kopfbedeckung. Quelle: dpa
Männer und Frauen in bayerischer Tracht stehen in Unterwössen vor der Abgabe ihrer Stimmen zur Bundestagswahl 2017 in einem Wahllokal an. Quelle: dpa
Dirndl und Lederhosen sind in Bayern - so wie hier in einem Wahllokal in München - kein seltener Anblick an der Wahlurne. Quelle: REUTERS
Eine Frau in sorbischer Tracht gibt in einem Wahllokal in Piskowitz in der Gemeinde Nebelschütz ihre Stimme zur Bundestagswahl 2017 ab. Quelle: dpa

+++ DStGB-Chef: Viele Wahlversprechen nicht einlösbar +++

Viele Versprechungen der Parteien im Wahlkampf werden sich nach Ansicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) wegen der Finanznöte auf kommunaler Ebene kurzfristig kaum oder gar nicht umsetzen lassen. Der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Gerd Landsberg wies in dem "Interview der Woche" des Deutschlandfunks darauf hin, dass Ankündigungen zu Themen wie Kinderbetreuung, mehr Polizisten vor Ort oder Ganztagsschulen den Kommunen einiges abverlangten, was die nur schwer schultern könnten. Wenn etwa vom Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung von Grundschülern die Rede sei, sei das kurzfristig, "ich würde sogar sagen mittelfristig, weder umsetzbar, nicht finanzierbar und auch nicht organisierbar". Hier gehe es um rund 1,2 Millionen Schüler, um Betriebskosten von schätzungsweise 18 Milliarden Euro pro Jahr und um Investitionen von 1,4 Milliarden Euro.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%