Bundestagswahl Merkel und Steinbrück duellieren sich um die Macht

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Die Peergroup


Diese Spender hat die CDU verloren
Bei diesen Spendern hat die CDU verlorenDeutsche BankDer einst zweitgrößte Spender der CDU hatte 2010 genug. Im März 2009 überwies das Frankfurter Geldhaus satte 200.000 Euro. Ein Jahr später verzichtete die Deutsche Bank auf eine Zahlung. Auch 2011 wartete man in der CDU-Parteizentrale bisher vergeblich auf eine Spende des Geldinstituts. Texte: Katja Köllen Quelle: Deutscher Bundestag Quelle: dpa
Die QuandtsJohanna Quandt, ihr Sohn Stefan und ihre Tochter Susanne Klatten waren bis 2010 kräftige Spender der CDU. Jeweils 150.000 Euro überwiesen die Unternehmer noch im Oktober 2009 pro Person an die konservative Partei. Danach stellten alle drei Mitglieder der BMW-Aktionärsfamilie ihre Zahlungen ein: Ein Verlust von 450.000 Euro für die CDU-Spendenkasse. Weder im Jahr 2010, noch bis November 2011 gab es eine erneute Spende aus dem Hause Quandt. Quelle: REUTERS/AP Photo Michael Probst
Evonik IndustriesDer Essener Konzern Evonik Industries stoppte ebenfalls zum Jahreswechsel 2009/2010 seine Spendengelder. Während der Mischkonzern, der in den Bereichen Immobilien, Energie und Chemie arbeitet, im Jahr 2009 noch 70.000 Euro an die CDU zahlte, fiel die Zahlung im Folgejahr aus. Auch 2011 gab es bislang keine Überweisung. Quelle: Evonik
BertelsmannDer deutsche Medienkonzern Bertelsmann war über Jahre ein treuer Spender der CDU. Nun ist aber auch dieser Geldfluss versiegt: 60.000 Euro spendete das Unternehmen unter dem Vorstandsvorsitzenden Hartmut Ostrowski im Jahr 2009. Seitdem müssen Merkel und Co. auf die Zahlungen aus Gütersloh verzichten. Quelle: AP
Adolf Würth100.000 Euro. Mit diesem Betrag zählte die Adolf Würth GmbH mit Sitz in Künzelsau noch 2010 zu den größten Spendern der CDU. Aber auch die Unternehmensgruppe im Bereich Befestigungs- und Montagetechnik beschloss, 2011 keine Spenden mehr an die Regierungspartei zu zahlen. Quelle: AP
FERRING Das Pharmaunternehmen FERRING Arzneimittel versagte der CDU ebenfalls bereits 2010 die finanzielle Unterstützung: Eine großzügige Spende des Kieler Unternehmens in Höhe von 150.000 Euro floss das letzte Mal 2009 auf das Parteikonto. Quelle: dpa
Deutsche VermögensberatungDie Deutsche Vermögensberatung überwies noch im Februar 2010 einen stattlichen Betrag von Frankfurt am Main auf das Spendenkonto der CDU. Über die schöne Summe von 200.000 Euro konnten sich die Parteigenossen der Christlich Demokratischen Union freuen – zum vorerst letzten Mal. 2011 blieb diese Zahlung bisher aus. Quelle: obs

Nein, er wolle wirklich nicht unter einer Käseglocke leben, auch nicht als Kanzlerkandidat, sagte Peer Steinbrück neulich über Peer Steinbrück. „Ich bin nicht beratungsresistent.“ Tatsächlich berichten ehemalige Mitarbeiter, dass der SPD-Politiker seine Argumente am liebsten in offenen Kontroversen teste. Er schätze den Widerspruch – allerdings nicht von jedem. Wer das Vertrauen Steinbrücks gewinnen will, muss vor allem durch einen scharfen Intellekt bestechen. Und in dieser Liga sieht der Kanzlerkandidat mit dem kaum versteckten Hang zur Hybris wohl nur wenige Gesprächspartner als gleichwertig an.

Seine „Kemenate“ (O-Ton Steinbrück) im fünften Stock des Willy-Brandt-Hauses hat er bereits bezogen und einen ersten Phasenplan für seinen Wahlkampf ausgetüftelt. Dabei verlässt er sich auf ein paar Vertraute, die ihm seit Jahren verbunden sind. Zu Steinbrücks persönlicher „Peergroup“ gehören zupackende Analytiker, » » denen man genauso zutrauen würde, ein rigoroses Outplacementprogramm für einen Dax-Konzern umzusetzen wie eine wärmende Rede für die Parteiseele auf das Papier zu schwitzen.

Geues "ausgleichende Art"

Heiko Geue darf sich „operativer Wahlkampfleiter“ nennen und ist Steinbrücks wichtigster Mann in der Parteizentrale. Von 2005 bis 2009 steuerte Geue den Leitungsstab im Bundesfinanzministerium. Schon damals diente der promovierte Volkswirt Steinbrück als Chefstratege und Antipode zugleich: Von Geues „ausgleichender Art“ schwärmen die Beamten an der Berliner Wilhelmstraße noch heute. Dem Minister a. D. können sie ähnliche Wesenszüge nicht unbedingt attestieren.

Wie Kanzleramt geht, weiß Geue auch. Zuvor hatte er als persönlicher Referent für Frank-Walter Steinmeier gearbeitet. Der steuerte damals noch die Zentrale der rot-grünen Bundesregierung. Geue betraute er mit dem wohl heikelsten aller Reformprojekte: den ersten Skizzen für die Agenda 2010. Steinmeier hat Geues mutige Analysen stets geschätzt. Und was Steinmeier schätzt, das goutiert auch Steinbrück.

Die Merkel-Macher

In die Troika gegangen sind sie als Konkurrenten, inzwischen pflegen beide ein fast freundschaftliches Verhältnis. Schon im September, als die SPD Steinbrück als ihren Kanzlerkandidaten vorstellte, hatte Steinmeier versprochen: „Ich werde mich so engagieren als wäre es mein eigener Wahlkampf.“ Und er hält sich daran. So gehört der Chef der SPD-Bundestagsfraktion zum politischen Steuerungskreis, der bereits zweimal in Klausur gegangen ist, um die Steinbrück-Kampagne zu planen.

In dieser Runde sitzen auch Geue, Parteichef Sigmar Gabriel oder Steinbrücks frisch gekürter Sprecher und Wahlkampf-Kommunikationsleiter Michael Donnermeyer, der schon Gerhard Schröder und Klaus Wowereit vermarktet hat. Geue, Gabriel und Donnermeyer sind schon von Amts wegen geladen.

„Rollis“ Rat

Ganz ohne offizielles (Partei-)Amt erscheint Berater Hans-Roland Fäßler. Der ehemalige Medienmanager mit dem markanten Auftritt gehört seit den Achtzigerjahren zu Steinbrücks engen persönlichen Freunden. „Rollis“ Rat in Sachen Strategie ist daher unentgeltlich – aber für Steinbrück unbezahlbar.

Matthias Machnig wiederum, heute umtriebiger Wirtschaftsminister in Thüringen, steuerte schon 1998 die sagenumwobene SPD-Wahlkampfzentrale Kampa. Dabei bastelte er mehr als nur ein paar knackige Slogans und Hochglanz-Plakate: Machnig formte mit der „neuen Mitte“ gleich ein neues Gesellschaftsbild. Bereits damals wollte er frustrierte Unions-Wähler ködern, auch heute wird Machnig als externer Ratgeber dafür Ideen suchen.

Die Steinbrück-Boys

Sein Credo in allen Runden: „Die Mehrheitsformel für die SPD heißt wirtschafts- und finanzpolitische Kompetenz plus soziale Gerechtigkeit – das gilt seit Helmut Schmidt.“ Und tatsächlich: Hinweise auf die fehlenden „Bindemittel“ oder eine drohende „Zerfasrung“ der Gesellschaft legt Steinbrück inzwischen in jeder Rede nach.

Unter Steinbrücks engsten Vertrauten gibt es auch eine Frau. Eine einzige – und Generalsekretärin Andrea Nahles ist damit ausdrücklich nicht gemeint, obwohl sie den Wahlkampf offiziell steuert. Wer etwa Steinbrücks Krisenbilanz „Unterm Strich“ gelesen hat, der findet im Vorwort den Dank an Sonja Stötzel, „meine langjährige Allzweckwaffe“. Sie leitete schon Steinbrücks Bundestagsbüro und lotste ihren Chef zu öffentlichen Auftritten. Im Hintergrund hielt sie dezent alle wichtigen Papiere bereit. Nun hat er sie zu den „Kampagneros“ ins Willy-Brandt-Haus geholt.

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