Berlin Die CDU sorgt sich über die Zunahme von computergenerierten Nachrichten in sozialen Netzwerken und ist gegen deren Einsatz im Bundestagswahlkampf 2017. „Wir werden selbst keine einsetzen, aber wir müssen uns natürlich damit auseinandersetzen“, sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte bereits am Wochenende bei einem Auftritt bei der Jungen Union darauf verwiesen, dass im US-Wahlkampf sowohl der Republikaner Donald Trump als auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton sogenannte „Bots“ – abgeleitet von „robots“ – einsetzen, um Stimmung in sozialen Medien zu machen. Sie hatte eine Absprache zwischen den deutschen Parteien zu dieser Frage angeregt.
Bots vermitteln den Eindruck, als ob menschliche Nutzer hinter Kommentaren etwa bei sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook stecken. In Wahrheit fluten Computer aber mit künstlich erzeugten Identitäten bestimmte Seiten von Politikern mit zustimmenden oder ablehnenden Kommentaren. Die Bots sind damit die Weiterentwicklung sogenannter Trolle: Dahinter verbergen sich noch echte Menschen, die oft gegen Geld Kommentare etwa zu politischen Debatten in großer Zahl auf sozialen Netzwerken posten. Die IT-Technologie entwickelt sich aber so schnell weiter, dass Computer heute bereits eigenständig einfache Kommentare schreiben können – in einer viel höheren Anzahl.
Da sich die politische Kommunikation stark in soziale Netzwerke verlagert, wird dies nach Ansicht Taubers zur Herausforderung. Er wies darauf hin, dass Parteien wie die CDU erkennen können müssten, was echte Zuschriften von Bürger sind. „Auch deshalb müssen wir Nachrichten von Bots erkennen, die die Realität verfälschen, damit es keine Themenagenda vorbei an den wirklichen Interessen der Leute gibt“, warnte er.
In den USA wird debattiert, ob von Computer erzeugte Nachrichten nicht radikale Politiker unterstützen, weil der Eindruck erzeugt wird, als ob eine Vielzahl von Bürgern eine bestimmte Meinung unterstützt. Solche Vorwürfe hatten Forscher auch bei der Brexit-Kampagne in den Monaten vor dem Referendum in Großbritannien im Juni erhoben. Dadurch sei der Eindruck entstanden, als ob viel mehr Menschen für einen Austritt Großbritannien aus der EU seien als dies damals zunächst der Fall war.