Bundestagswahlkampf Anschläge mit "Bits und Bytes“ befürchtet

Mit Blick auf die anstehenden Wahlkämpfe in Deutschland wächst die Sorge vor Manipulationen im Netz - sei es durch Hackerangriffe oder durch gezielt verbreitete Falschmeldungen.

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Bundeswahlleiter Dieter Sarreither rechnet mit Hacker-Angriffen auf sein Verwaltungsnetz. Quelle: dpa

Bundesregierung und Wahlleitung rechnen mit Manipulationsversuchen bei der Bundestagswahl im kommenden Herbst und treffen Gegenmaßnahmen. „Anschläge können schon lange nicht mehr nur mit Sprengstoffgürteln begangen werden, sondern auch mit Bits und Bytes per Hackerangriff“, sagte Justizminister Heiko Maas (SPD) der „Welt am Sonntag“. Deshalb baue man gerade ein Cyber-Abwehrzentrum auf. „Wir rüsten uns also sehr gezielt auch mit technischen Abwehrmitteln.“

Bundeswahlleiter Dieter Sarreither rechnet mit Hacker-Angriffen auf sein Verwaltungsnetz: „Wir bereiten uns auf vielfältige Angriffsstrategien durch Cyber-Attacken vor, spielen Szenarien durch“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Dafür habe man die Infrastruktur des Rechenzentrums verdreifacht, könne Rechner und Standorte wechseln. Im Ernstfall werde er auch das Cyber-Abwehrzentrum der Bundesregierung nutzen. Die Bundestagswahl sei dadurch technisch so abgesichert, „dass sie gegen alle Manipulationsversuche geschützt ist“.

von Max Haerder, Gregor Peter Schmitz, Silke Wettach

Nach Aussage von Maas stecken russische Gruppen sowohl hinter dem Hack auf den Bundestag als auch hinter den Cyberattacken auf deutsche Parteien und Fraktionen. „Dabei sind viele Daten abgeflossen“, sagte er unter Berufung auf die Erkenntnisse deutscher Sicherheitsbehörden. Im Mai 2015 waren verdächtige Aktivitäten im Computernetz des Parlaments aufgefallen. Die Angreifer konnten sich so weitreichenden Zugang verschaffen, das die Bundestags-IT ausgetauscht werden musste.

Bundestagspräsident Norbert Lammert warnte in den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Was technisch möglich ist, findet auch statt. (...) Niemand darf sich der Illusion hingeben, in Deutschland würde so etwas aus purem Anstand unterbleiben.“ Der CDU-Politiker rief die Parteien dazu auf, sich gegen Manipulationsversuche zu wappnen: „Wir sollten erheblichen technischen und finanziellen Aufwand betreiben, um uns davor zu schützen.“ Es gelte, sich auf „die Verbreitung und gezielte Nutzung von erfundenen Meldungen für politische Zwecke“ einzustellen - und entsprechende Vorkehrungen zu treffen, sagte Lammert.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz rief die Europäische Union auf, sich gegen eine Einflussnahme Russlands auf die anstehenden Wahlen zu wappnen. „Es wäre ein Alarmsignal für uns, sollte Russland die US-Wahl beeinflusst haben“, sagte der SPD-Politiker der Zeitung „Die Welt“. In mehreren Staaten Europas, darunter Deutschland, werde in diesem Jahr gewählt. „Wir müssen alles tun, um zu vermeiden, dass andere Länder Einfluss auf Wahlen in Europa nehmen.“

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