So geht das, wenn‘s bei der CDU im Berliner Konrad-Adenauer-Haus was zu feiern gibt. Am Tag nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen, bei der die Christdemokraten stärkste Kraft wurden und die Sozialdemokraten abstürzten, ruft einer der Parteioberen im großen Saal der CDU-Zentrale nach Champagner. Die ehemalige Weinkönigin und Parteichefin von Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, wirft ein, deutscher Winzersekt sei passender. Doch CDU-Generalsekretär Peter Tauber gibt die Losung aus: Schampus oder Sekt gibt es erst nach der Bundestagswahl am 24. September.
So nüchtern geht dann auch Parteichefin und Kanzlerin Angela Merkel ans Werk, als sie anschließend unten im Foyer vor die Medienleute tritt. Kurz gratuliert sie dem Wahlsieger Armin Laschet, dem viele auch in der eigenen Partei bis zuletzt den Erfolg nicht zugetraut hatten. „Gestern war ein Tag großer Freude“, sagt Merkel, die in ihrer Amtszeit auch viele verlorene Landtagswahlen verantworten musste.
Sogleich geht sie aber zur nächsten Etappe über, der Bundestagswahl. In politischen Dimensionen gedacht, ist das Datum Ende September noch ewig weit weg. Seit Martin Schulz Ende Januar zum SPD-Spitzenkandidaten ausgerufen wurde, ist weniger Zeit vergangen als noch bis Ende September bleibt. Viel kann sich also noch ändern bei Stimmungen und Stimmen.
Merkel aber eröffnet die Debatte ums Wahlprogramm, das bei der Union aus CDU und CSU Regierungsprogramm heißt. „Es beginnt jetzt eine neue Phase im Bundestagswahlkampf", sagt die Kanzlerin. Ihre Partei werde kämpfen und mit ähnlichen Themen in die Auseinandersetzung gehen, wie sie die Menschen auch in NRW zur Entscheidung für ihre Partei bewegt hätten: Bessere Bildung, eine moderne Infrastruktur und die innere Sicherheit. Das Programm soll am 3. Juli fertig sein, vorher muss noch Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) quasi im Zweitjob die Interessen seiner Partei und die der Schwesterpartei CSU zusammenbringen.
Merkel weist den Vorwurf der SPD zurück, der Union fehle es an Inhalten. Mit diesem Mangel an Profil kämpfen beide Volksparteien derzeit. Die CDU-Chefin blieb noch vage, was die Wähler sonst bewegen soll, das Kreuzchen bei ihrer Partei zu machen. Solide Haushaltspolitik und Digitalisierung seien zentral. Auch Gerechtigkeit, wie bei der SPD, sei wichtig. Allerdings missachte die andere Volkspartei, dass erst Innovation und Wirtschaftsstärke nötig seien, um dann Gerechtigkeit üben zu können, so Merkel.
Dann kommt noch die etwas schräge Frage nach der künftigen Rolle des jungen CDU-Präsiden und Parlamentarischen Staatssekretärs Jens Spahn. Ob der mal Kanzlerkandidat werden solle? Zuerst antwortet NRW-Mann Laschet: „Ich habe schon so viele Namen von möglichen Kanzlerkandidaten gehört….“, setzt er an. Er zeigt, dass er wenig von der Idee hält. Schon gar nicht jetzt. „Wir haben für diese Wahl eigentlich eine Kanzlerin, eine Kandidatin.“ Merkel beendet das Thema trocken: „Nicht nur eigentlich.“ Gelächter im Foyer. Es könnte grade schlechter laufen.