Natürlich ist ökologisches Denken auch längst in der Wirtschaft selbst etabliert – und wird dort auf geschickte Weise ökonomisiert. Alles, wo "Bio" draufsteht, lässt sich heute teuer und gut verkaufen, weil es Konsum mit gutem Gewissen erlaubt. Mit raffinierten PR-Methoden versuchen Unternehmen, den Gegensatz von Ökonomie und Ökologie scheinbar aufzuheben: Energiekonzerne ernennen Windkraftanlagen aus Beton und Stahl zu "grünen Energien", und Autokonzerne wie Daimler taufen ihre Rohstoff-Sparanstrengungen "Umweltleitlinien". Dazu gehört auch das Reden vom "nachhaltigen Wachstum" oder der "Entkoppelung von Wachstum und Ressourcenverbrauch", das bei Politikern derzeit im Trend liegt.
Fürs Marketing mögen diese Manöver nützlich sein, aber am grundsätzlichen Interessengegensatz einer expansiven Ökonomie und der Ökologie ändern sie wenig. Wirtschaftswachstum kann nicht vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden, wie Paech, Binswanger und andere Autoren zeigen: Wenn morgen mehr produziert wird als gestern, so kann diese Zunahme logischerweise nur auf Kosten der Natur gehen. Denn aus nichts wächst nur das Geld, nicht aber die Güter.
Unternehmen, die langfristig weiter wachsen wollen, müssen diesen Anspruch nicht nur gegen die zunehmende Knappheit von Ressourcen abwägen, sondern auch gegenüber einer ökologisch denkenden Gesellschaft rechtfertigen. Die Wirtschaft einfach ein bisschen "nachhaltig" zu verpacken, wird auf Dauer nicht überzeugen. Die negativen Folgen des Wachstums, Umweltzerstörung und als ungerecht empfundene Einkommensunterschiede, werden umso stärker ins Gewicht fallen, je weniger die Mehrheit der Bevölkerung das Gefühl hat, von den positiven Folgen spürbar zu profitieren.
Dieser gesellschaftliche Widerstand verstärkt noch die ohnehin vorhandenen rein ökonomischen Antriebsprobleme der hoch entwickelten Volkswirtschaften: Dazu gehört vor allem der Mangel an jungen, unternehmerischen, erwerbshungrigen Menschen und der Überfluss an alten, besitzstandswahrenden, satten Menschen.
Die entwickelten Volkswirtschaften des alten Westens werden sich auf mittlere Sicht wohl mit immer kleinerem und auf lange Sicht mit praktisch gar keinem Wachstum arrangieren müssen. Schreibt man den Trend des durchschnittlichen BIP-Wachstums pro Kopf und Jahr in den sechs EG-Gründungsstaaten zwischen 1960 und 2010 fort, so werden wir in diesem Jahrzehnt mit weniger als einem halben Prozent jährlich und in den 20er Jahren nur noch mit einem viertel Prozent wachsen. Junge Menschen werden das Ende des Wachstums also vielleicht noch erleben.
Wirtschaftsführer und Politiker stehen vor der schwierigen Aufgabe, ein mindestens 200 Jahre altes Verhaltensmuster abzulegen, nämlich die Fixierung auf Wirtschaftswachstum um jeden Preis. Wer das nicht tut, wird schon bald als Ewiggestriger erscheinen. Die wirkliche Zukunftsfrage vor der wir stehen, lautet: Wie können wir den Wohlstand erhalten, statt ihn auf Kosten der Natur zu mehren? Gesucht ist also nichts anderes als die Synthese aus Ökonomie und Ökologie.