Spellerberg propagiert im Einzelfall den Ausstieg aus der Daseinsvorsorge, also aus Müllabfuhr oder Nahverkehr. Die Bürger vor Ort entscheiden, welche Lösungen funktionieren. Vielleicht reicht es, wenn der Müllwagen nur alle zwei Wochen an einem zentralen Ort vorfährt.
„Das würde Zwergschulen erlauben, einen eigenen Brunnen oder dezentrale Kanalisation“, beschreibt die Professorin. Ehrenamtliche führen den Bürgerbus, mobile Händler reisten dann übers Land.
Hilfreich wäre, wenn die Bundesregierung ihr Ziel „schnelles Breitband für alle“ bis 2018 erreicht. So ließe sich ein Gewerbe im Dorf leichter führen. Doch Bundesdigitalminister Alexander Dobrindt (CSU) zögert, Milliarden ins Netz zu stecken, wie in den Koalitionsverhandlungen erwogen. Das sollen Unternehmen tun – doch die sahen bisher wenig Anlass, dünn besiedelte Orte zu erschließen.
Auf Wohltaten wartet Sascha Diepmans nicht. Der 43-jährige Makler vermittelt Hunsrück-Häuser, auch für unter 100.000 Euro. Ist eine Butze unwohnlich, inseriert er sie als „Bruchbude“. „Offenheit erspart den Kunden und mir viel Zeit“, weiß er.
Jüngst zeigen sich Holländer, Belgier und Franzosen in der Gegend. „Denen gefällt die Natur – und dass es billig ist“, sagt Diepmans. Neue Nachbarn kündigen sich an – auf der Suche nach einem Urlaubsrefugium oder Altersruhesitz.
München - Das teure Pflaster
Münchens Makler haben andere Preise im Angebot. Die teuerste Wohnung der Stadt liegt in einem Altbau am Schwabinger Kaiserplatz. Jeder der 79 Quadratmeter kostete 14.500 Euro – macht 1,13 Millionen Euro. Auch am unteren Ende ist die Metropole teuer. Die Bertelsmann-Stiftung errechnete, dass Ärmere hier mehr als jeden zweiten Euro für ihre Miete ausgeben. Ähnlich sei es in Frankfurt, Jena und Freiburg. Für ein Drittel des Einkommens finde eine normale Familie nichts.
Die Stadt punktet mit ihren Konzernen, gilt als Jobmaschine und weißblaue Wohlfühlinsel. 2013 stiegen die Mieten um sieben Prozent, stärker noch als in Berlin mit 6,6 Prozent, Köln mit 4,5 Prozent, Hamburg mit 4,0 und Frankfurt mit 3,2 Prozent. Im Schnitt 13 Euro Kaltmiete sind deutschlandweit Spitze und ziehen auch das Umland nach oben.
Ulrich Rothdauscher weiß, wie die Preise auf Normalverdiener wirken. Der Zwei-Meter-Mann leitet die Polizeiinspektion Neuhausen. „Einsteiger landen regelmäßig in München“, beschreibt der 46-Jährige. Verpflichtet für bis zu fünf Jahre. Anfangs gibt es 1.800 Euro netto. Wach- und Streifenbeamte bringen 2.000 bis 2.100 Euro nach Haus – mit Familie wird’s da eng.
Der aus der Oberpfalz zugezogene Rothdauscher ergatterte mit seiner Familie vor Jahren eine Genossenschaftswohnung. Neulinge weichen auf Gemeinschaftsunterkünfte der Bereitschaftspolizei aus. Andere gründen eine Zweck-WG. Für Polizisten gilt in München Residenzpflicht.